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0121 - Horror-Urlaub

0121 - Horror-Urlaub

Titel: 0121 - Horror-Urlaub
Autoren: Gerhart Hartsch
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zu spielen. Er wollte den Gegner verunsichern, ihn zu einer Unvorsichtigkeit verleiten. »Die Behörden werden nach Ihrer Frau fahnden.«
    »Wann erwarten Sie das Ergebnis?«
    »Schlecht zu sagen. Aber mehr als drei Tage wird es kaum in Anspruch nehmen«, lächelte Zamorra.
    »Ich muß wissen, ob das Skelett dort oben…«, flüsterte der Däne und starrte auf seine Hände, »… ich müßte… ich müßte mich doch erinnern können, wenn ich… So etwas verdrängt man schließlich nicht einfach.«
    »Haben Sie noch nie etwas von ›Erinnerungssperre‹ gehört?«
    »Bei diesen Dingen würde sie kaum wirksam werden. Einen Mord vergißt der Täter niemals.«
    »Es sei denn, er hat ihn nicht bewußt begangen.«
    »Hypnose, wie?« Bjoerner schüttelte den Kopf. »Ich würde es merken. Ich bin nicht gerade ein Laie auf diesem Gebiet. Ich gebe zu, ich eigne mich als Medium, würde aber im Wachzustand wissen, was geschehen ist.«
    »Das behaupten Sie. Aber irgendwann findet jeder seinen Meister.« Zamorra blickte dabei den Asiaten an.
    Die jettschwarzen Augen des Koreaners hielten seinem Blick stand. Rik Sung verzog keine Miene.
    ***
    »Du weißt, wo du sie findest«, raunte der Koreaner. »Geh, und töte sie. Bring mir ihr Herz. Sie gehört dir! Du kannst dich an ihr rächen für alles, was sie dir angetan hat!«
    Unruhig warf sich Sven Bjoerner auf seinem Lager hin und her. Er war schweißgebadet. Vor einer Stunde war Zamorra gegangen, um dem Polizisten Jens Olsen die Beweisstücke zu überbringen. Tatsächlich mußte eine Laboruntersuchung die Wahrheit ans Licht bringen. Eile tat not. Rik Sung war bereit, alle Brücken hinter sich abzubrechen.
    »Sie ist am Strand. Ich weiß es. Ich sehe sie deutlich vor mir. Marion Theben ist am Strand. Du wirst sie in die Dünen schleppen«, hämmerte die heisere Stimme des Koreaners, der sein Opfer in hypnotischen Tiefschlaf versetzt hatte. »Du wirst auf ihrem nackten Leib die ›Schwarze Messe‹ feiern.«
    Gehorsam erhob sich der Däne.
    Rik Sung holte den schwarzen, flatternden Umhang, setzte Bjoerner die Dämonenmaske auf und streifte eine Maske darüber. Dann schob er ihm den Dolch in den Gürtel und jagte ihn in die Dämmerung hinaus. Die Gestalt glich einer Fledermaus, während sie einsam und unbeirrbar über die Heide zog… Ein schwarzer Schatten gegen den blutroten Abendhimmel.
    Rik Sung kannte die Insel wie seine Westentasche. Er berechnete die Geschwindigkeit, mit der Sven Bjoerner den Strand erreichen würde.
    Stoisch wartete er die Zeit ab.
    Mit gekreuzten Beinen hockte er auf der Strohmatte vor dem Telefon. Er versank in Gedanken. Er dachte an seine Heimat. Bald würde er heimkehren. Aber nicht als Gescheiterter, wie er sie verlassen hatte, sondern als jemand, der Geld hatte und von der ganzen Verwandtschaft beneidet wurde.
    Wie hatten sich alle aufgeregt, als er, Rik Sung, wegen geringer Verfehlungen aus der Klostergemeinschaft verstoßen worden war. Sie hatten ihm nicht einmal ein Dach über dem Kopf geboten, geschweige denn eine Schüssel Reis. Wie einen Hund hatten sie ihn von ihrer Tür verjagt. Später, in der Fremde, hatte er den Dänen kennengelernt, ihn auf einer Expedition begleitet und ihn genau studiert. Die Fähigkeiten und Kenntnisse, die Rik Sung im Kloster erworben hatte, kamen ihm beim Umgang mit den Menschen zustatten. In seinen Händen waren sie wie Wachs. Er formte sie nach seinen Wünschen.
    Schnell hatte er Bjoerners Schwächen entdeckt und beschlossen, ihm nach Anholt zu folgen.
    Der Däne, begeistert von seinem reisefreudigen und gebildeten Partner, hatte mit Freuden eingewilligt. Jetzt aber saß er in der Falle, ohne daß es ihm bewußt wurde.
    Rik Sung schreckte hoch.
    Er besaß eine innere Uhr, die ihm genau sagte, wann es Zeit war, den Polizisten anzurufen.
    Rik Sung wählte Olsens Nummer.
    Der Polizist meldete sich augenblicklich, ein Zeichen, daß er an seinem Schreibtisch gesessen hatte.
    Rik Sung konnte im Hintergrund andere Stimmen hören, die jäh schwiegen. Er hatte aber bereits Zamorra und Holger Jerup erkannt, die wohl gerade Olsen ihren Fund übergaben. Das traf sich gut. Es konnten gar nicht genug Leute erfahren, daß Sven Bjoerner ein Wahnsinniger und Frauenmörder war.
    Der Koreaner haspelte seine Meldung herunter. Er drückte sich reichlich vage aus, beschuldigte niemanden direkt, vermittelte aber Jens Olsen den Eindruck, Bjoerner sei ein gefährlicher Krimineller, gerade auf dem Wege, eine schauerliche Bluttat
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