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DAS SCHLOSS

DAS SCHLOSS

Titel: DAS SCHLOSS
Autoren: Tim Svart
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    PROLOG
     
    Mit ihren gerade einmal sechzehn Jahren hatte Jessica noch keinen einzigen Gedanken ihres zuckersüßen Teenagerlebens an den Tod verschwendet. Aus diesem Grund ahnte sie auch nicht, dass er ihr bereits dicht auf den Fersen war.
    Es war ein wunderschöner Morgen im Juli und der Sommer hatte, eine Woche vor Beginn der großen Ferien, bereits vollen Einzug gehalten. Die Uhr zeigte erst kurz nach sechs und die Luft roch noch angenehm klar und frisch. Sie trug ultrakurze, rote Shorts, ein bauchfreies Shirt und weiße Sneakers, als sie zu ihrem allmorgendlichen Jogginglauf aufbrach.
    Sie genoss es, am frühen Morgen, bevor die Welt zu hektischem Leben erwachte, für sich alleine ihre Runden zu drehen, wobei sie sich voll und ganz auf ihren eigenen Laufrhythmus konzentrieren konnte und ihre Gedanken schweifen ließ.
    Mit jedem einzelnen Atemzug den Duft des Waldes in sich aufsaugend, lief sie, wie schon an den Tagen zuvor, den schmalen Pfad zum See hinunter. Ihr blonder Pferdeschwanz hüpfte bei jeder Bewegung fröhlich auf und ab und die ersten kleinen Schweißperlen, die sich auf ihrer gebräunten Haut bildeten, glänzten wie frische Tautropfen in der Morgensonne.
    Einmal mehr würde es ein verdammt heißer Tag werden und mit etwas Glück und dem Einsehen des Schuldirektors, bekämen sie sogar Hitzefrei. Wenn alles nach Plan lief, läge sie schon zur Mittagszeit mit ihren Freundinnen am Seeufer in der Sonne und hatte jede Menge Spaß mit den Jungs aus der Oberstufe.
    Das Leben konnte so verdammt leicht und unbeschwert sein.
    Dabei war es ihr durchaus bewusst, dass das Leben es bisher ausnahmslos gut mit ihr gemeint hatte und es ihr in vielerlei Hinsicht nicht besonders schwer machte. Sie kam aus gutem Hause, ihr Vater hatte eine eigene Firma und Geld ohne Ende. Außerdem liebte er seine einzige Tochter über alles. Sobald sie ihn nur mit ihren strahlend blauen Augen ansah, las er ihr jeden Wunsch von den denselben ab.
    Und sie sah verdammt gut aus. So gut, dass sie den Jungs in der Schule und auf der Straße reihenweise die Köpfe hätte verdrehen können, wenn sie es denn nur gewollt hätte. Doch derartige Spielchen lagen ihr völlig fern. Denn seit zwei Monaten war sie bis über beide Ohren verliebt.
    Seit ihrer Geburtstagsparty ging sie mit Tom, dem hübschesten und coolsten Typen der Schule. Er war einfach toll. Er war der Kapitän der Fußballmannschaft und er hatte sogar einen eigenen Wagen. Es war ein Cabrio, mit dem sie während der lauen Sommerabende herumfuhren und an versteckt liegenden, lauschigen Plätzen gemütliche Pausen einlegten oder die Abende kuschelnd im Autokino verbrachten.
    Ja, das Leben konnte wahrhaftig verdammt leicht und unbeschwert sein.
    Und so hatte sie bis zu diesem Morgen keinen einzigen Gedanken daran verschwendet, wie schnell es um eben jene Unbeschwertheit geschehen sein konnte.
    Ein erster, leiser Zweifel rührte sich in ihr, als sie wenige Meter voraus etwas auf dem unebenen Waldboden bemerkte. Da sie der zu dieser Tageszeit noch recht tief stehenden Sonne entgegenlief, konnte sie es nicht genau erkennen. Sie sah nur, dass dort irgendetwas lag.
    Etwas, das dort wahrscheinlich nicht hingehörte, das ihr an den Tagen zuvor nicht aufgefallen war.
    Sie verlangsamte ihre Schritte und kniff die Augen zusammen. Nach wenigen Schritten hatte sie die Stelle erreicht.
    Und traute ihren Augen nicht.
    Auf dem Boden saßen Schmetterlinge.
    Wenigstens ein Dutzend der wunderschönen, farbenprächtigen Tiere hatten sich vor ihr auf dem Waldboden v ersammelt. Aber das eigentlich F aszinierende war die Formation, in der sie sich niedergelassen hatten und die, sie konnte es kaum glauben, ganz eindeutig die Form eines Herzens hatte.
    Erst auf den zweiten Blick bemerkte sie, dass mit den Tieren etwas nicht stimmte. Einige wiegten ihre schimmernden Flügel in beruhigendem Rhythmus in der Morgensonne und machten auf Jessica einen ausgesprochen friedlichen Eindruck. Andere Tiere jedoch schlugen sie wild auf und ab, so als versuchten sie vergeblich, ihre federleichten Körper vom Boden in die Luft zu erheben. Wieder andere rührten sich überhaupt nicht.
    Sie ging in die Hocke, um die Tiere aus der Nähe zu betrachten. Erst jetzt bemerkte sie, dass die Flügel der meisten Tiere beschädigt waren. Einige hatten Löcher, bei anderen waren an den Rändern größere Teile herausgebrochen. Ihr Blick fiel auf einen Schmetterling, dem der linke Flügel vollständig fehlte.
    Sie
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