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0121 - Horror-Urlaub

0121 - Horror-Urlaub

Titel: 0121 - Horror-Urlaub
Autoren: Gerhart Hartsch
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beschaulichen Ruhe auf Château de Montagne gestört hatte.
    Nicole war böse gewesen. »So was Scheußliches«, hatte sie geschmollt. »Hier ist es herrlich warm, und wer weiß, wie es in Dänemark ist, Chéri! Sicher kalt, neblig und feucht.«
    »Du kannst gern hierbleiben, Nicole«, war Zamorras Antwort gewesen. »Im Grunde bliebe ich ja auch lieber an der Loire, aber der Norden Europas mit seinen vielen Mythen reizt mich doch zu sehr. Das ist mal was anderes.«
    »Als ob ich dich allein ließe, Chéri!« Nicole hatte sich entschieden. So waren sie nach Paris gefahren, von dort nach Kopenhagen geflogen und befanden sich nun auf der Insel Anholt.
    Nicole hatte es vorgezogen, im kleinen Inselhotel zu bleiben und sich von den Strapazen der Reise zu erholen. Zamorra hingegen war der Einladung des Bürgermeisters zum Abendessen und zu einem Informationsgespräch gefolgt.
    Nun saßen sie noch bei einem Glas Wein zusammen. Zamorra hatte die skandinavische Küche gelobt - und das nicht nur aus Höflichkeit seinem Gastgeber gegenüber. Es hatte ihm wirklich ausnehmend gut geschmeckt.
    »Ich möchte, daß Sie sich den alten Schafstall mal ansehen, Professor«, meinte Peer Oldörp. »Ohne zu übertreiben: auf der Insel passieren die unheimlichsten Dinge. Menschen verschwinden, tauchen nicht mehr auf. In den Dünen werden seltsame Kultgegenstände gefunden. Im Mondschein landen Boote im Norden der Insel. Wir fragen uns, wer jene Menschen sind, die dort ihre ›Schwarzen Messen‹ feiern.«
    »Was hat das mit dem alten Stall zu tun?« wollte Zamorra wissen.
    Er wollte, da er nun hier war, dem Phänomen mit der ihm eigenen Gründlichkeit nachgehen. Und wenn jemand die rätselhaften Vorfälle auf Anholt aufzuklären vermochte, so war er es. Professor Zamorra beherrschte die Grenzwissenschaften der Parapsychologie und verfügte über ein ganzes Arsenal von Waffen, mit denen er die Unirdischen in die Flucht schlagen konnte. Nicht zuletzt besaß er jenes geheimnisvolle, mit großer Macht über die Mächte der Finsternis ausgestattete Silberamulett, das er von seinem Onkel geerbt hatte. Es hatte ihm schon oft und in aller Welt gute Dienste geleistet und ihn vor einem schrecklichen Tod bewahrt.
    »Worauf warten wir eigentlich noch?« fragte Zamorra, weil Oldörp schwieg.
    »Der Mond wird bald aufgehen«, erwiderte der Däne. Sein Gesicht zeigte einen Ausdruck, den man nicht unbedingt als glücklich bezeichnen konnte. »Also gut, gehen wir!«
    Sie tranken aus und verließen das Haus.
    Ihr Weg führte nach Norden in jenes entlegene Dünengebiet, wo es nicht geheuer war.
    Der Mond spendete spärliches, unwirkliches Licht. Immer wieder verkroch er sich hinter Wolkenbänken. Am Tage mochte die Insel mit ihren Beadestränden anziehend wirken. Jetzt erschrak Zamorra vor der Eintönigkeit der Landschaft.
    Wacholderbüsche standen am Weg wie Strauchdiebe. Irgendwo schrie der Totenvogel. Eine schwarze Katze mit grünlich funkelnden Augen überquerte vor ihnen den Pfad von links nach rechts.
    »Ich glaube, das hat nichts Gutes zu bedeuten«, flüsterte Peer Oldörp, der Bürgermeister.
    »Ich wußte gar nicht, daß Sie abergläubisch sind«, lachte Zamorra.
    Er mußte genau auf den Weg achten. Einen Schritt zur Seite, und man versank bis zu den Knöcheln im losen Sand.
    In der Ferne tauchte der Schafstall auf.
    Das Gebäude bestand einfach aus einem riesigen, spitzen Dach, dessen Ränder auf dem Boden auflagen.
    Die beiden Männer näherten sich langsam ihrem Ziel.
    Gerade trat der Mond hinter einem Wolkenfetzen hervor, tauchte das Gebäude in gespenstisches Licht.
    Unten im Dorf schlug die Turmuhr.
    Kein Laut unterbrach die Stille. Selbst der Wind schien sich schlafen gelegt zu haben. Die Trostlosigkeit der Natur ergriff von den beiden späten Besuchern Besitz. Man mußte höllisch aufpassen, um nicht schwermütig zu werden und trüben Gedanken nachzuhängen.
    »Da ist sie!« flüsterte Oldörp.
    Seine Stimme klang heiser. Er mußte sich zum Sprechen zwingen, weil er das glaubte, was er sah.
    Es war, als hätte sich der wogende Nebel in den Niederungen zu einer Erscheinung zusammengezogen, die man bei einiger Phantasie als menschlichen Körper identifizieren konnte.
    Eine Dame in Weiß schwebte dort lautlos über die Heide.
    Sie berührte die Tür des Schafstalles nicht, die leise knarrend zurückschwang. Eine Eule schrie durchdringend.
    Mit einem Knall schloß sich die Tür hinter der weißen Dame. Zamorra blickte erstaunt auf Peer
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