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0121 - Horror-Urlaub

0121 - Horror-Urlaub

Titel: 0121 - Horror-Urlaub
Autoren: Gerhart Hartsch
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dabei?«
    Godfred Fisker hob eine Braue.
    »Du meinst, sie könnte ertrunken sein?« vergewisserte er sich.
    Der Korpulente zuckte die Achseln.
    Es gab gefährliche Stellen außerhalb der eigentlichen Badezonen. Wer sich an den Rat der Einheimischen hielt, geriet nicht in Gefahr. Wer es jedoch auf eigene Faust versuchte, konnte leicht verunglücken. Jedes Jahr ertranken ein paar Urlauber.
    »Ich denke, wir sollten den Strand absuchen«, schlug Kai Hansen vor. »Wenn wir irgendwo ihre Sachen finden, wissen wir Bescheid.«
    »Ich frage Holger, ob er mich mit seinem Jeep fährt«, nickte Godfred Fisker. »Jedenfalls müssen wir etwas unternehmen.«
    Er trank aus und zahlte.
    Fisker fand den Lehrer auf dem Minigolf-Platz. Er weihte ihn ein. Holger Jerup brach seine Freizeitbeschäftigung sofort ab. Sie gingen zu seinem Haus und holten den Jeep aus der Garage.
    Der Lehrer, der nebenbei auch für das Strandgut zuständig war, jagte das Fahrzeug Richtung Strand. Bald verließen sie die befestigten Wege. Der Jeep sprang und holperte durch das Gelände. Die Räder mahlten durch feinen Sand.
    »Marion Theben ist eine Kollegin von dir«, erzählte Godfred Fisker. »Aus Hamburg.«
    »Sie ist gestern gegen siebzehn Uhr angekommen, nicht wahr?« stellte Holger Jerup fest.
    Der Lehrer trug sein blondes Haar kurzgeschnitten. Sonnengebräunt, in blauen Jeans und Khakihemd ähnelte er mehr einem Urlauber. Er hatte in Kopenhagen studiert und gehörte zu den wenigen, die nach Anholt zurückgekehrt waren, nachdem sie die Insel einmal verlassen und sich in der Fremde umgeschaut hatten.
    »Sie hat erst ihre Sachen ausgepackt. Dann wollte sie Spazierengehen. Ich warnte sie vor dem Gebiet im Norden, habe ihr auch von den Booten berichtet, die heimlich bei Vollmond landen.«
    »Sie hat mich verspottet und gemeint, Anholt bekäme doch auch so genug Touristen. Wir brauchten nicht mit derlei Dingen Reklame zu machen. Sie jedenfalls wäre wegen der Ruhe und Einsamkeit gekommen, die sie hier finden wolle. Außerdem bräuchte sie sich nicht zu fürchten. Sie hätte einen Karate-Kursus hinter sich. Wer immer versuche, bei ihr zu spuken, müsse sich auf etwas gefaßt machen. Ich sollte mir keine Sorgen machen. Sie hätte ohnehin nicht vor, dort draußen zu übernachten.«
    »Sie muß nach Sonnenuntergang etwa dort oben angekommen sein«, überlegte der Lehrer, während sich der Jeep eine Anhöhe hinaufquälte-.
    Holger Jerup trat auf die Bremse. Er nahm den Gang heraus und hob das Fernglas an die Augen. Zoll für Zoll suchte er den weiten Strand ab. Dann stutzte er.
    Er legte den ersten Gang ein, gab Gas. Der Motor heulte auf, und der Jeep schlitterte schräg die Böschung hinunter.
    »Was ist? Hast du was entdeckt?« erkundigte sich Godfred Fisker, während er sich krampfhaft festklammerte.
    Dann zuckte er zusammen.
    Jetzt konnte auch er den dunklen Klumpen erkennen. Er lag im Sand, unmittelbar vor der Wasserfläche, die silbern glitzerte und das Licht brach. Der Fleck schien zu groß, um aus Öl zu bestehen, das bisweilen von Frachtern in der Ostsee abgelassen wurde und dann die Badestrände verschmutzte. Er war aber auch zu klein, um Schlimmeres bedeuten zu können. Ein Mensch lag dort jedenfalls nicht.
    Bald schälten sich Einzelheiten heraus.
    Godfred Fisker hielt den Atem an.
    Im Sand lag ein Kleiderbündel.
    Sie sprangen aus dem Jeep und rannten zu ihrem Fund. Sie hoben ein Sommerkleid auf, Unterwäsche und ein Paar Clogs.
    »Hat sie das angehabt?« forschte der Lehrer.
    »Keine Ahnung, was das Kleid betrifft. Ehrlich gesagt, ich habe mehr auf ihr tizianrotes Haar geachtet, ihre blauen Augen und die Figur, die einen Mann schon um den Verstand bringen kann. Aber die Holzschuhe stimmen. Das habe ich gehört, als sie wegging. Du kennst ja die Steinplatten vor dem Haus. Da ist mir aufgefallen, daß die Deutsche Clogs trug. Braun mit Fransen. Genau wie diese.«
    Godfred Fisker schwieg erschrocken.
    Niemand brauchte ihm zu sagen, was diese Entdeckung bedeutete. Die Lehrerin mußte während ihres Spaziergangs Lust auf ein Bad verspürt haben. Als sie fortgegangen war, hatte die Sonne geschienen. Trotz des Seewindes war es ziemlich heiß gewesen. Hier am Strand bestimmt. Ob sie sich ins Wasser gestürzt hatte, ohne sich vorher gehörig abzukühlen? Ein Herzschlag? Oder ein Krampf? Vielleicht die Strömung, die hier quer zum Land verlief und einen Ungeübten leicht hinausziehen konnte?
    »Verdammt«, murmelte Godfred Fisker, »warum mußte es gerade
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