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0121 - Horror-Urlaub

0121 - Horror-Urlaub

Titel: 0121 - Horror-Urlaub
Autoren: Gerhart Hartsch
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dieses Mädchen erwischen?«
    »Wir bringen die Sachen zur Polizei, mag die sich um den Fall kümmern«, entschied Holger Jerup.
    »Das ist nicht gerade eine Reklame für Anholt.«
    »Wir werden die Sache so diskret regeln wie immer. Nur kein Aufsehen. Ohne Touristen sind wir aufgeschmissen. Obwohl jede Saison Urlauber in den Bergen abstürzen, habe ich noch nie gehört, daß der Fremdenverkehr darunter leidet. Trotzdem müssen wir vermeiden, allzuviel Staub aufzuwirbeln. Du hältst den Mund. Ich mach’ das schon.«
    Godfred Fisker nickte erleichtert.
    »Ob sie Verwandte gehabt hat, die wir benachrichtigen müssen? Was geschieht mit ihren Sachen im Sommerhaus?«
    »Ich erledige das. Du brauchst nur stillzuhalten. Und vergiß nicht, deine Frau zu vergattern. Kein Wort zu irgendeinem Menschen«, befahl Holger Jerup.
    Er überragte den gewiß nicht kleinen Godfred Fisker fast um Haupteslänge. Er sah gut aus. Weibliche Feriengäste erzählten sich Wunderdinge über ihn. Deswegen hatte er sich auch noch nicht zur Heirat entschließen können. Manche Damen kamen nur seinetwegen zum zweitenmal auf die Insel im Kattegat.
    »Warum hat sie das gemacht?« stöhnte Godfred Fisker, während sie zum Jeep stapften. Der Lehrer trug die Kleider der Verschwundenen.
    »Sie wird sich nichts dabei gedacht haben. Die Ostsee ist ruhiger als die Nordsee, aber an einigen Stellen nicht minder gefährlich. Das hat sie nicht erwartet«, erklärte Holger Jerup.
    »Sie war keine Anfängerin. Sie macht jedes Jahr Urlaub in Dänemark, wie sie erzählte. Sie spricht sogar Dänisch.«
    »Sprach«, verbesserte Holger Jerup. Der Lehrer biß sich auf die Zunge. Schulmeisterei ist jetzt nicht gerade angebracht, dachte er.
    ***
    Längst hatte Marion Theben jedes Gefühl für die Tageszeit verloren. War es jetzt draußen hell oder dunkel?
    Hier unten im Hünengrab herrschte ewige Nacht.
    Marion Theben war längst dazu übergegangen, die Kerzen aus schwarzem Fett zu benutzen, die zu einem magischen Halbkreis angeordnet worden waren. Aber sie mußte mit ihrem Vorrat haushalten. So legte sie immer wieder lange Pausen ein, in denen sie im Dunkeln hockte und vor sich hinbrütete.
    Die Finsternis machte alles noch schlimmer…
    Seufzend entzündete Marion Theben die nächste Kerze, ihre vorletzte.
    Ihr Blick fiel auf die scheußlichen Requisiten des Wesens, von dem sie in dieser Gruft gefangengehalten wurde.
    Die mumifizierten Hände stammten von einer Frau. Soviel schien sicher. Wer mochte die Unglückliche gewesen sein? Eine Vorgängerin?
    Die Lehrerin schauderte.
    Vorsichtig strich sie über die schwarzen Hände.
    Eine Lackschicht bedeckte die Haut, die rosig durchschimmerte. Nirgends eine Schwiele, nicht die geringste Hornhaut. Diese Frau hatte niemals gearbeitet.
    Am Ringfinger der rechten Hand entdeckte Marion Theben einen hellen Streifen. Dort mußte ein Schmuckstück getragen worden sein. Oder war die Unglückliche verheiratet gewesen?
    Mutlos verscharrte Marion Theben die Kultgegenstände.
    Immer heftiger mußte sie gegen ihre Depressionen ankämpfen. Ihre Lage war so aussichtslos!
    Kein Geräusch drang in ihr Grab.
    Die Stille hier unten tat weh.
    Marion Theben trommelte mit den Fäusten gegen die Mauern. Sie schrie und flehte um Gnade.
    Niemand antwortete ihr.
    Angestrengt dachte Marion Theben nach.
    Welche Spuren hatte sie hinterlassen? Wie konnte ein Suchtrupp sie finden? Mutlos schüttelte sie den Kopf. Es gab kein Entrinnen mehr. Sie war lebendig begraben.
    Niemand kümmerte sich mehr um sie.
    Die Deutsche zuckte zusammen.
    Heller Schein fiel in die Höhle.
    Die Lichtquelle befand sich offenbar außerhalb der Steinkammer. Farbige Punkte wirbelten auf Granit, nahmen Form und Gestalt an, verdichteten sich zu den Konturen einer menschlichen Gestalt.
    Eine Frau stand vor der Eingeschlossenen.
    Fassungslos starrte Marion Theben auf die Erscheinung.
    Die Unbekannte lächelte verhalten.
    Ein Kleid aus Chiffon umfloß weit und hell die Gestalt. Die Ärmel wehten wie Schleier. Eine Gürtelschnalle blitzte silbern im Licht der flackernden Kerze.
    Lautlos setzte sich die Lichtgestalt in Bewegung.
    Marion Theben versuchte nicht mehr, eine Erklärung zu finden, die den Gesetzen der Logik nicht zuwiderlief. Sie kannte jenen Begriff in der Parapsychologie, der das Hervorbringen von Gebilden bezeichnete, die je nach Ziel und Verfahren aus einzelnen Gliedmaßen bestanden oder vollständige Gestalten waren.
    Allerdings bedurfte es dazu eines Mediums.
    Diese Frau
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