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0121 - Horror-Urlaub

0121 - Horror-Urlaub

Titel: 0121 - Horror-Urlaub
Autoren: Gerhart Hartsch
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aber war aus dem Nichts aufgetaucht.
    Die Kräfte, die ihr Erscheinen bewirkten, mußten außerhalb der Steinkammer zu suchen sein. Also wußte jemand um den Aufenthaltsort der Vermißten.
    Siedendheiß durchzuckte Marion Theben der Gedanke, daß nur einer ihr Schicksal kennen konnte: der, dem sie das alles verdankte. Er spielte mit ihr Katze und Maus.
    Marion Theben blieb ganz ruhig stehen.
    Die Lehrerin wußte, daß sie die Frau nicht ansprechen konnte. Es gab keine Kommunikation zwischen einem Menschen und einem Geist.
    Was wollte die Erscheinung?
    Was bezweckte dieser Teufel, der sie hervorgebracht und zu ihr geschickt hatte, mit seinem Manöver?
    Plötzlich machte die Unbekannte eine rätselhafte Metamorphose durch. Sie veränderte sich auf schreckliche Art.
    Marion Theben gefror das Blut in den Adern bei dem Anblick.
    Die Anmut des Gesichts verschwand. Die Haut verdorrte in einem Prozeß, der seinesgleichen suchte. Falten und Runzeln taten sich auf. Eine affenähnliche Fratze starrte Marion Theben an.
    Die Zähne wuchsen zu Raffern, schoben sich bis über die Unterlippe. Augen funkelten tückisch und voller Blutdurst.
    Die Lehrerin schrie auf.
    Die Hände verwandelten sich in Klauen. Die Nägel glänzten wie Dolche. Heiseres Fauchen drang aus der Kehle des Weibes.
    Plötzlich saß der Schrumpfkopf auf den Schultern der Frau.
    Zitternd wich Marion Theben zurück.
    Hart stieß ihr Rücken gegen die Steinwand, und ihre Flucht endete jäh. Entsetzen würgte sie. Abwehrend streckte sie die Hände aus.
    Auch die Unbekannte hob die Arme. Die Schleierärmel fielen zurück. Verlangend näherte sich die Erscheinung.
    Abstoßendes, gluckerndes Lachen unterbrach die Stille.
    Geschmeidig näherte sich die verstümmelte Frau.
    Marion Theben brach zusammen und wurde ohnmächtig. Sie spürte nichts als Erleichterung, während sie zu Boden ging.
    ***
    Nicole Duval erkundete die Insel.
    Sie hatte den Kindern zugesehen, die am Strand nach Wattwürmern gruben, um sie zum Angeln zu benutzen. Sie hatte Männer gesehen, die irgendwelche Fischreste am Ufer verteilten, um Möwen anzulocken und dann mit Schrotgewehren auf die Vögel zu schießen. Sie ließen die Jagdbeute verludern. Es ging ihnen nur um den Nervenkitzel, ein lebendes Ziel im Visier zu haben, abzudrücken und zu treffen.
    Nicole Duval, Zamorras Sekretärin, besaß ein gutes Ortsgedächtnis. Sie hatte sich den Ausgangspunkt ihres ausgedehnten Spaziergangs gemerkt und wollte jetzt eine Abkürzung nehmen, um schneller ins Hotel zu gelangen. Der Professor würde schon ungeduldig warten. Zamorra konnte wahrscheinlich schon die ersten Ergebnisse vorweisen. Die galt es aufzunehmen. Protokolle mußten getippt werden. Die Zeit der Faulenzerei war beendet.
    Nicole Duval durchquerte gerade eine Kiefemschonung, da hörte sie das Geräusch. Sofort wirbelte sie herum.
    Wer immer ihr folgte, er mußte sehr reaktionsschnell sein. Denn als sie zurückschaute, sah sie nur ein Meer grüner, knapp mannshoher Baumwipfel, aber kein lebendes Wesen.
    Nicole Duval bereute es, diesen einsamen Weg eingeschlagen zu haben. Ich wäre besser am Strand geblieben, dachte sie.
    Die Französin wußte, warum sie Professor Zamorra nach Anholt begleitet hatte. Merkwürdige Dinge taten sich auf der Insel. Es war die Rede von einem Mann im Dreispitz, der Frauen belästigte.
    Nicole trat die Flucht nach vorn an.
    Sie streifte ihre hohen Korksandalen von den Füßen und rannte los. Zweige peitschten ihr Gesicht. Das Gelände war uneben. Es gab Wellen und Täler, Mulden und Böschungen sowie Gräben, die die Schonung durchliefen. Dorngestrüpp versperrte den Weg.
    Einmal kam Nicole Duval zu Fall.
    Entsetzt schaute sie zurück.
    Es war eine einmalige Gelegenheit für den unheimlichen Verfolger. Aber niemand ließ sich blicken. Nur Rascheln und Knacken im Grün der Nadelhölzer verrieten, daß der Unheimliche noch nicht aufgegeben hatte. Einmal bemerkte Nicole einen schwarzen Dreispitz.
    Jetzt hatte sie Gewißheit!
    Sie hetzte weiter, lief um ihr Leben.
    Sie achtete nicht mehr auf Weg noch Steg. Sie kannte nur die ungefähre Richtung und wußte, daß sie die ausgedehnte Schonung so schnell wie möglich durchqueren mußte.
    Atemlos hetzte sie durch die sperrigen Baumreihen, die mitunter ineinander iibergingen, so daß es an diesen Stellen kein Durchkommen zu geben schien.
    Nicole Duval fand immer einen Weg. Sie warf sich zu Boden und robbte unter ausladenden Ästen durch.
    Nur nicht umkehren müssen, hämmerte es
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