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0121 - Horror-Urlaub

0121 - Horror-Urlaub

Titel: 0121 - Horror-Urlaub
Autoren: Gerhart Hartsch
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das Kattegat. Strandräuber auf Anholt setzten falsche Positionslampen. Sie täuschten den Kapitän. Der Franzose lief auf ein Riff. Schiff und Besatzung gingen verloren. Das Wrack wurde von den Dänen gefleddert. Und da soll einem der Plünderer der Kapitän in eben diesem Aufzug begegnet sein. Mit Pelerine und Dreispitz. Er hat angeblich die Insel Anholt verflucht und ihren Bewohnern angekündigt, er würde von nun an bis in alle Ewigkeit hier herumspuken. Wenn Sie bedenken, daß es viele solcher Gespenster überall auf der Welt gibt, warum nicht hier? Die Leute glauben noch heute daran. Seelen Erschlagener kommen manchmal zurück, um Verwirrung zu stiften. Sie wollen sich rächen für das Unrecht, das an ihnen begangen wurde.«
    »Unser Mann mit dem Dreispitz jedenfalls bestand aus Fleisch und Blut«, mischte sich Professor Zamorra ein. »Dafür lege ich meine Hand ins Feuer. Er nutzt nur die alte Geschichte, um Schrecken und Angst zu verbreiten und von seinen eigenen Umtrieben abzulenken.«
    »Und die wären?« fragte Oldörp sanft.
    »Er ist ein pathologischer Frauenhasser. Ich habe mir auf der Polizei die Liste der Vermißten angesehen. Nur Frauen. Angeblich meist beim Baden verunglückt. Das mag glauben, wer will.«
    »Die Polizei sieht keinen Zusammenhang zwischen diesen Unglücksfällen und dem Mann mit dem Dreispitz«, gab Oldörp zu bedenken.
    »Weil jeder auf Anholt ein Interesse daran hat, keine Panik aufkommen zu lassen. Das könnte dem Tourismus schaden!«
    ***
    Jens Olsen, Polizist der Außenstelle Anholt, hörte sich gelassen den Bericht des Lehrers an. Natürlich entwickelte Holger Jerup eigene Vorstellungen, wie es zu dem Badeunglück gekommen war.
    Godfred Fisker, der Vermieter, hielt die ganze Zeit über die Sachen im Arm, die sie verlassen am Strand gefunden hatten.
    Olsen nickte immer wieder.
    Der Beamte war fünfzig Jahre alt. Er wurde jeden Sommer von Grena auf Jütland zu der winzigen Insel im Kattegat geschickt, weil dann die Touristen kamen. Das rechtfertigte einen Polizisten, der für Ruhe und Ordnung sorgte.
    Olsen liebte dieses Kommando. Er hatte schon manch ruhige Saison hier verbracht. Besucher, die im Meer ertranken, gab es immer wieder. Darüber regte sich schon niemand mehr auf.
    Olsen wischte sich langsam über die Kopfplatte, auf der sich so wenig Bewuchs zeigte wie auf einem Kasernenhof. Früher mochte der Polizist rotblond gewesen sein.
    »Du mußt über Fernschreiber die Verwandten der Verunglückten benachrichtigen. Marion Theben stammte aus Hamburg«, schloß Holger Jerup seinen Bericht.
    »Erst schaue ich mir mal das Sommerhaus an«, entschied Jens Olsen. »Vielleicht finde ich Hinweise. Möglich, daß es sich um einen Selbstmord handelt. Ich will nicht voreilig Meldungen durchgeben, die ich später wieder zurücknehmen oder berichtigen muß.«
    Er stand auf und legte Metallspangen an, damit seine Hosenbeine nicht in die Fahrradkette gerieten. Ein Dienstfahrzeug war ihm nicht bewilligt worden.
    »Ich nehme dich im Jeep mit«, bot der Lehrer an.
    Olsen schnallte gerade die Pistole um. Er nickte zufrieden. Aber die Hosenklammern nahm er nicht wieder ab.
    Sie gingen nach draußen.
    Nur der Wind milderte die Wirkung der Sonne, die im wolkenlosen Himmel schwamm. Es herrschte Badewetter.
    Holger Jerup war ein rasanter Autofahrer. Wo das Gelände es zuließ, holte er das letzte aus dem Motor heraus. Manchmal gerieten sie in Sand. Die Räder mahlten, schleuderten Sandfontänen hoch. Der Zugang zum Sommerhaus war abenteuerlich. Buckel und Schlaglöcher wechselten einander ab. Kein Grund für den Lehrer, das Tempo wesentlich zu drosseln.
    Die Insassen des Jeeps hüpften und sprangen in den Sitzen, klammerten sich fest, und der Polizist mußte außerdem seine Dienstmütze festhalten. Olsen war froh, als er die Fahrt hinter sich hatte.
    Dagmar Fisker erwartete die Gruppe.
    Sie gingen über die sauber verlegten Steinplatten im Garten. Fisker hatte das Grundstück mit viel Liebe und wenig Sachkenntnis gestaltet. Kiefern und Heckenrosen machten sich gegenseitig den Platz streitig. In der Mitte einer Rasenfläche stand eine kitschige Sonnenuhr. Der Schnabel einer weißen Taube zeigte die Zeit an.
    Sie gingen ins Haus.
    Nur Jens Olsen berührte die Habseligkeiten der Lehrerin. Er fand keinen Abschiedsbrief. Im Notizbuch aus grünem Papier standen verschiedene Telefonnummern, aber keine Namen.
    Nichts wies daraufhin, daß Marion Theben Selbstmordgedanken gehegt hatte. Wer fuhr vorher auch
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