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Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück: Roman (German Edition)

Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück: Roman (German Edition)

Titel: Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück: Roman (German Edition)
Autoren: Lauren Weisberger
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Bis an ihr Lebensende
    Es goss in Strömen. Der Wind peitschte den eisigen Regen aus so vielen wechselnden Richtungen durch die Straßen, dass auch Schirm, Regenmantel und Gummistiefel nicht viel dagegen ausgerichtet hätten. Doch von wetterfester Kleidung konnte Andy sowieso nur träumen. Ihr zweihundert Dollar teurer Burberry-Schirm hatte geklemmt, und als sie ihn mit Gewalt aufspannen wollte, war er ihr mittendurch gebrochen. Die Kurzjacke aus Kaninchenfell mit dem ausladenden Kragen – nur leider ohne Kapuze – schmeichelte der Taille zwar ungemein, half aber kein bisschen gegen die schneidende Kälte. Und die knallroten, zarten Wildlederpumps von Prada waren eher ein netter Farbtupfer im winterlichen Grau als wärmendes Schuhwerk. In den hautengen Lederleggings fühlten sich ihre Beine wie nackt an. Seidenstrümpfe hätten auch nicht besser gewärmt. New York lag unter einer gut dreißig Zentimeter dicken Schneedecke, die bereits anfing, zu einem grauen Einheitsmatsch zusammenzuschmelzen. Andy wünschte sich wohl zum tausendsten Mal, in einer anderen Stadt zu wohnen.
    Sie hatte diesen trübsinnigen Gedanken kaum zu Ende gedacht, als wie aufs Stichwort und unter wütendem Gehupe ein Taxi über die gelbe Ampel geschossen kam. Wie konnte sie sich auch erdreisten, zu Fuß über die Straße zu gehen? Um ein Haar hätte sie dem Fahrer den Stinkefinger gezeigt, konnte sich aber noch in letzter Sekunde beherrschen. Heutzutage musste man immer damit rechnen, dass so ein Kerl gleich seine Knarre zückte. Sie biss die Zähne zusammen und begnügte sich damit, ihm ein paar stumme Flüche hinterherzuschicken.
    Trotz der schwindelerregenden Höhe ihrer Absätze kam sie die nächsten zwei-, dreihundert Meter recht gut voran. Zweiundfünfzigste Straße, Dreiundfünfzigste, Vierundfünfzigste … Jetzt hatte sie es bald geschafft. Dann konnte sie sich wenigstens ein paar Minuten aufwärmen, bevor sie wieder ins Büro zurückhetzen musste. Sie tröstete sich gerade mit der Aussicht auf einen heißen Kaffee und dazu vielleicht, aber auch nur vielleicht, einen Chocolate Chip Cookie, als ihr plötzlich ein Klingeln ins Ohr schrillte.
    Wo kam das her? Andy blickte sich um. Unter allen Passanten schien sie die Einzige zu sein, die das von Sekunde zu Sekunde lauter werdende Geräusch bemerkte. Brr-rring! Brr-rrring! Der Klingelton des Grauens. Sie würde ihn bis an ihr Lebensende nicht mehr vergessen, auch wenn sie sich ein wenig wunderte, dass es diesen altmodischen Ton überhaupt noch gab, der schlagartig all die schlimmen Erinnerungen zurückbrachte. Noch bevor sie das Handy aus der Tasche gerissen hatte, wusste sie, von wem der Anruf kam. Trotzdem war sie geschockt, als ihr der gefürchtete Name tatsächlich vom Display entgegenleuchtete: MIRANDA PRIESTLY .
    Sie konnte nicht rangehen. Ausgeschlossen. Andy atmete tief durch, drückte den Anruf weg und stopfte das Handy hastig wieder in die Tasche. Kaum hatte sie es verstaut, klingelte es schon wieder los. Ihr klopfte das Herz bis zum Hals, sie bekam kaum noch Luft. Einatmen, ausatmen, befahl sie sich. Der Regen war in einen Graupelschauer übergegangen. Andy zog den Kopf ein, um den Elementen möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten. Weitergehen, immer weitergehen. Bis zu dem Restaurant waren es keine zwei Straßenblocks mehr, sie konnte es schon vor sich sehen. Verheißungsvoll lockte es mit seinem warmen Schein. Unvermittelt traf sie eine besonders tückische Bö im Rücken, sodass sie nach vorn geschubst wurde und fast das Gleichgewicht verloren hätte. Schwankend machte sie Bekanntschaft mit einem der schlimmsten Übel des New Yorker Winters. Sie fand sich in einer schwarzen Pfütze wieder, einer Brühe aus Wasser, Streusalz, Müll und weiß Gott was sonst noch allem, die so dreckig, so kalt und so tief war, dass sie jeden, der dort unfreiwillig hineingeriet, zu verschlingen drohte.
    Elegant wie ein Flamingo balancierte sie mindestens dreißig Sekunden lang auf einem Bein in dem Höllenpfuhl, der sich zwischen Fahrbahn und Bordstein gebildet hatte, und überlegte verzweifelt, wie sie sich retten sollte. Während die meisten Passanten einen großen Bogen um sie und ihren Tümpel machten, platschten diejenigen, die kniehohe Gummistiefel trugen, gleichgültig mitten hindurch. Nicht einer von ihnen streckte die Hand aus, um ihr herauszuhelfen. Die Pfütze war so breit, dass Andy sich auch mit einem noch so beherzten Sprung nicht hätte in Sicherheit bringen können. Sie
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