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0121 - Horror-Urlaub

0121 - Horror-Urlaub

Titel: 0121 - Horror-Urlaub
Autoren: Gerhart Hartsch
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zum Jeep und banden ihn auf dem Rücksitz fest.
    »Dann haben wir nicht genug Platz«, protestierte Marion Theben, die nur noch einen Wunsch hatte: Zurück ins Haus, ins Bett.
    »Ich komme nicht mit«, entschied Zamorra.
    »Was hat das nun wieder zu bedeuten?« erkundigte sich Jens Olsen.
    So viele Überraschungen wie in dieser Nacht hatte er in zwanzig Dienstjahren nicht erlebt.
    »Wenn mich nicht alles täuscht, muß ich Nicole Duval begleiten«, erklärte Zamorra. »Es ist, als wäre der Bann gebrochen. Ich spüre, daß ich mit ihr Verbindung aufnehmen kann. Sie ist in einem Bauernhaus. Ganz in der Nähe. Sie braucht mich.«
    »Woher wissen Sie das?«
    Der Polizist erhielt keine Antwort. Da winkte er dem Lehrer loszufahren. Der Jeep setzte sich in Bewegung.
    ***
    Jedes Zeitgefühl war Nicole Duval abhanden gekommen. Arme und Beine, durch Stahlmanschetten gefesselt, waren wie abgestorben.
    Die Nachbarschaft der Mumie machte die Lage des Mädchens auch nicht erträglicher. Hier oben herrschte ein ständiges Halbdunkel.
    Einmal hörte die Gefangene Schritte auf der Treppe. Jemand schlich sich auf den Sprecher.
    Vergeblich drehte und wendete Nicole Duval den Kopf. Der Überfall erfolgte überraschend. Ein kleiner, untersetzter Mann in hellem Gewand trat zu Nicole Duval, stopfte ihr blitzschnell einen Knebel in den Mund, als sie schreien wollte, und war verschwunden, ehe die Französin Einzelheiten ausmachen und sich einprägen konnte.
    Alles spielte sich so schnell ab, daß sie geglaubt hätte, geträumt zu haben, wäre dieser Stoffetzen zwischen ihren Zähnen nicht gewesen, der fest saß wie ein Korken. Vergeblich versuchte die Gefangene, ihn auszustoßen. Sie bekam einen Krampf in den Kiefern.
    Was sollte dieses Manöver?
    Warum wollte man sie am Schreien hindern?
    Nicole Duval begriff erst, als sie die Geräusche eines Wagens hörte. Es mußte sich um einen Jeep handeln.
    Suchte Zamorra bereits nach ihr?
    Nicole schöpfte Hoffnung. Ungeduldig warf sie sich hin und her. Aber nichts geschah. Sie blieb anscheinend unentdeckt.
    Als später Geräusche meldeten, daß der Wagen wieder abfuhr, sank Nicole Duval enttäuscht zusammen. Das bedeutete weitere Stunden der Ungewißheit, in Fesseln, mit diesem scheußlichen Knebel im Mund. Der Lappen schmeckte nach öl.
    Nicole Duval atmete angestrengt durch die Nase. Sie versuchte, sich abzulenken, um nicht in Panik zu verfallen.
    Sie zählte die Dachsparren, solange sie sie erkennen konnte. Sie zählte sich alle Festmenüs auf, die siè in der letzten Zeit zu sich genommen hatte.
    Dabei wühlte Hunger in ihrem Magen. Sie hatte Durst. Niemand kümmerte sich um sie. Der Knebel war das einzige, was sie während ihrer Gefangenschaft zwischen die Zähne bekommen hatte.
    Die Minuten tropften dahin, zäh wie Sirup.
    Nicole Duval fror.
    Später stieg Angst siedendheiß in ihr auf. Denn unter dem Dachfirst regten sich Fledermäuse. Eine Eule stellte ihnen nach. Der Vogel strich lautlos durch eine zerbrochene Scheibe oder eine Mauerlücke herein. Rund gelbe Augen glühten im Dunkeln. Ein ungeheurer Schatten hielt das spärliche Mondlicht ab, das durch Ritzen und Spalten der Dachpfannen hereindrang.
    Nicole Duval bekam dieses Wechselbad nicht sonderlich.
    Als sich auch noch Ratten bemerkbar machten, geriet sie an den Rand ihrer Nervenkraft. Sie bäumte sich in den Fesseln auf und schrie trotz des Mundknebels. Sicher war sie nicht zu hören, aber sie mußte irgend etwas unternehmen. Sie mußte sich Luft machen.
    Die Eule suchte das Weite. Jetzt hatten die Ratten freie Bahn.
    Nicole Duval verscheuchte sie immer wieder mit einer hilflosen Bewegung ihrer Beine oder Arme. Die Ketten klirrten.
    Die widerlichen Nager mit den gesträubten Schnauzbärten, den phosphoreszierenden Knopfaugen und den langen Schwänzen huschten fort. Lustlos beknabberten sie die Mumie. Spitze Zähne gruben sich in morsches Gewebe. Manchmal krachte es vernehmlich.
    Die Ratten kehrten zurück.
    Noch hielten sie respektvoll Abstand. Wann würde der Hunger sie zu einem Angriff verleiten? Es war, als wären die Tiere klug genug, die hilflose Lage des Mädchens zu begreifen.
    Sie rückten näher. Ihre Zahl wuchs ständig. Da war ein ewiges Kommen und Gehen. Pfoten huschten über den Holzboden. Stimmen fauchten und knurrten, quiekten und schrillten. Die Biester stritten sich um die besten Plätze. Ein Kundschafter wagte es, über Nicoles Beine zu laufen. Die Berührung mit dem pelzigen Nager schockte das Mädchen.
    Nicole
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