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0121 - Horror-Urlaub

0121 - Horror-Urlaub

Titel: 0121 - Horror-Urlaub
Autoren: Gerhart Hartsch
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mußte es Menschen geben. Das bedeutete Hilfe. Das Mädchen lief los.
    Plötzlich bemerkte sie, daß niemand mehr die Kommunikation zwischen ihr und Zamorra blockierte. Sie sendete intensiv ihren stummen Hilfeschrei, fest davon überzeugt, daß Zamorra ihn empfangen würde.
    Weit draußen auf dem offenen Meer zog ein hellbeleuchtetes Schiff vorbei. Vermutlich eine Fähre mit Kurs auf Oslo. Die fröhlichen Menschen an Bord ahnten wohl nichts von den unheimlichen Begebenheiten auf der kleinen Kattegatinsel Anholt, die sie gerade passierten.
    Nicole Duval schluchzte. Nie hatte sie sich verlorener gefühlt.
    Auf halben Wege trafen sich Nicole Duval und Zamorra.
    Der Professor benutzte den Wagen, den ihm Godfred Fisker geliehen hatte. Überall im Ort brannten die Lichter. Die wildesten Gerüchte liefen von Haus zu Haus. Alles, was jahrelang hinter vorgehaltener Hand gemunkelt worden war, wurde nun laut wiederholt. Denn es hatte sich bestätigt. Vertreter der Meinung, daß es in dem entlegenen Dünengebiet nicht mit rechten Dingen zugehe, fanden sich bestätigt. Ungläubige wurden belehrt. Sie schüttelten die Köpfe. Der Gedanke, ein Kopfjäger und Frauenmörder hätte auf der Insel sein Unwesen getrieben, behagte ihnen nicht.
    In mancher Familie wurden peinliche Fragen gestellt. Wer wollte jetzt noch mit Sicherheit sagen, was auf das Konto von Bjoerner ging und was nicht? Eltern ertrunkener Kinder wurden unsicher in ihrem Glauben, das Meer hätte die Verstorbenen verschlungen. Wo immer ein Vermißter zu beklagen war, rechnete man im stillen damit, er wäre unter den Messerstichen des Kopfjägers gefallen. Die Szenen, die sich dabei abgespielt haben mußten, wurden breit ausgemalt. Im Wirtshaus redeten sich die Leute die Köpfe heiß.
    Immer wieder fiel der Name ›Bjoerner‹. Der Einsiedler und menschenscheue Gutsherr wurde als der allein Schuldige bezeichnet. Niemand begriff oder wollte wahrhaben, daß er vielleicht nicht verantwortlich zu machen war. Daß er gewissermaßen ferngesteuert worden war.
    Die Technik der Hypnose war den Leuten fremd, die Vorgänge zu kompliziert. Sie hatten einen Schuldigen gefunden für das Leid der vergangenen Jahre. Das genügte ihnen.
    Einige machten sich auf den Weg, um nach Überresten verschwundener Angehöriger zu fahnden. Sie hofften, sie im Dünengebiet zu finden.
    Eine merkwürdige Prozession machte sich auf den Weg.
    An der Spitze hielt sich der Pfarrer. Er versprengte Weihwasser und betete für die bekannten und unbekannten Opfer des Mörders.
    »Gott sei Dank!« rief Nicole Duval erleichtert.
    Sie kletterte in den Wagen.
    »Soll ich raten, wonach du dich sehnst, Nicole?«, lächelte Zamorra. »Erstens: ein ausgiebiges Bad. Zweitens: ein dänisches Abendessen mit viel Smoerrebrot.«
    »Und dann nichts wie schlafen«, ergänzte das hübsche Mädchen.
    Zamorra weihte sie während der Fahrt in den neuesten Stand der Dinge ein. Er berichtete vom Tod Sven Bjoerners.
    »Wir kommen wir an Rik Sung heran?« fragte Nicole Duval sofort.
    »Ich warte auf gewisse Informationen aus Grena«, beschwichtigte Zamorra. »Ich denke, ich werde den Koreaner schon erwischen. Er muß irgendeinen Fehler begangen haben. Er ist zu packen. Schließlich gibt es keinen Übermenschen.«
    Sie hielten vor dem kleinen Hotel.
    Nicole Duval ging sofort auf ihr Zimmer, während sich Zamorra in den Schankraum begab.
    Sein Eintreffen wurde von den Anwesenden lautstark zur Kenntnis genommen. Die Leute hatten unzählige Fragen. Die anderen Augenzeugen hatten eisern geschwiegen. Jens Olsen, weil er als Polizist nichts sagen durfte, was die Ermittlungen beeinträchtigen konnte. Holger Jerup, der Lehrer, weil er sich um die völlig erschöpfte Marion Theben kümmern mußte.
    Zunächst bestellte Professor Zamorra ein ausgiebiges Essen für zwei Personen. Er ging selbst in die Küche, um die Zubereitung zu überwachen. Außerdem spionierte er gern in fremden Kochtöpfen, Auf diese Art hatte er schon manch seltenes Rezept seiner Sammlung einverleiben können. Er war ein Gourmet. Gutes Essen liebte er ebenso sehr wie seine Sekretärin. Nicole konnte den Gaumenfreuden niemals widerstehen. Und auf ihren Reisen hatten die beiden reichlich Gelegenheit, ihrem Hobby zu frönen.
    Später ließ sich Zamorra einige Informationen entlocken. Aber Rik Sungs Rolle in dem Drama erwähnte er wohlweislich nicht.
    Das besorgte um so gründlicher Godfred Fisker.
    Der Mann stürmte in den Schankraum, und jeder konnte ihm ansehen, daß er
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