Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0121 - Horror-Urlaub

0121 - Horror-Urlaub

Titel: 0121 - Horror-Urlaub
Autoren: Gerhart Hartsch
Vom Netzwerk:
verdient. Laßt daher etwas von ihm übrig.«
    Sie drangen in das Haus ein. Die Tür öffnete und schloß sich geräuschlos. Sie standen mit angehaltenem Atem im dunklen, weitläufigen Flur. Nur ein schwaches Licht fiel durch die Fenster herein und ließ einen Spiegel an der Wand aufblitzen. Er war rund. Wie ein magisches Auge blinzelte er auf die nächtlichen Besucher.
    Skolpe wollte gerade sagen, welch merkwürdige Wirkung diese Lichtbrechung und die schillernden Reflexe auf ihn ausübten, als er merkte, wie seine Glieder steif wurden. Er konnte nicht mehr einen Fuß vor den anderen setzen, so sehr er sich auch bemühte. Er konnte weder reden, noch die Augen bewegen.
    Wie eine Salzsäule stand er auf dem gefliesten Boden.
    Er spürte, zu sehen vermochte er es nicht, daß es seinen Freunden nicht anders erging.
    Die Gruppe verharrte mitten in der Bewegung.
    Dann öffnete sich die Wohnzimmertür. Ein breiter Lichtstreifen fiel auf die Diele. Rik Sung stand im Licht und lächelte grausam.
    Er sah völlig verändert aus.
    Seine Oberlippe war aufgeplatzt. Unter dem rechten Auge saß eine walnußgroße Schwellung. Sein seidenes Hemd war blutgetränkt. Der linke Arm hing wie gelähmt herunter.
    Der Koreaner sah aus, als hätte er sich geprügelt.
    Stumm betrachtete er seine Opfer.
    Dann holte er zwei Knüppel und eine Eisenstange. Er schob sie den Wehrlosen in die Fäuste. Zufrieden betrachtete er sein Werk.
    Er trat hinter die Männer und versetzte jedem einen kurzen, trockenen Schlag mit der Handkante.
    Den Getroffenen war es nicht möglich zusammenzubrechen. Sie blieben stehen, von rätselhafter Starre befallen. Aber sie überlebten die Behandlung auch nicht.
    Jetzt manipulierte der Koreaner an den Halswirbeln der Verlierer. Sie brachen zusammen wie vom Blitz getroffen. Mit ihren Waffen in den Fäusten fielen sie übereinander.
    ***
    »Du wirst alles vergessen und den schönsten Urlaub deines Lebens auf der Insel verbringen«, behauptete Holger Jerup.
    Der Schwerenöter mit dem jungenhaften Lachen tat alles, um Marion Theben die schrecklichen Erlebnisse vergessen zu lassen. Er bemutterte sie wie eine Glucke ihr Küken.
    Wenn er früher einer Frau die Wünsche von den Augen abgelesen hatte, dann nur aus einem ganz bestimmten Grund. Es hatte zu seiner Taktik gehört.
    Er wollte die jeweilige Favoritin seiner langen Reihe von Eroberungen hinzufügen.
    Diesmal stellte Holger Jerup fest, daß er aus einem Bedürfnis heraus so handelte. Er mochte die Deutsche. Zum erstenmal in seinem Leben spielte er keine Gefühle, sondern empfand sie. Das war ein himmelweiter Unterschied.
    Er genoß die Wandlung, die er durchmachte. Mit gewissem Erstaunen registrierte er, daß sein Verstand langsam, aber sicher in einem Meer von Gefühlen ertrank. Meldete sein Verstand zunächst noch Vorbehalte an, so ergab er sich schließlich in sein Schicksal.
    Nichts konnte Holger Jerup überzeugen. Kein rationales Argument zog mehr. Er konnte sich tausendmal sagen, daß er schon schönere Gespielinnen gehabt hatte, und nahm zur Kenntnis, daß es auch bei Marion Theben kleine Unregelmäßigkeiten im Aussehen gab. Sie störten ihn plötzlich nicht mehr. Er nahm sie in Kauf, weil sie eine warmherzige, kluge Frau war.
    Sie war der Typ, mit dem er gern Kinder gehabt hätte. Vielleicht war das die berühmte große Liebe? Er meinte, er würde mit ihr lieber schlafen als mit anderen. Machte dieser hauchdünne Unterschied das Wesentliche aus in der Beziehung zwischen den Geschlechtern?
    Er wünschte sich, sie dauernd um sich zu haben. Das war alles. Ein wenig enttäuschend, wenn man bedenkt, wie es in Romanen hergeht, die sich mit solchen Themen beschäftigen.
    Später kochte Marion Theben Kaffee. Sie brachte das Tablett ans Bett. Holger Jerup lag mit nacktem Oberkörper auf dem Lager. Er stützte sich mit den Ellenbogen ab und lächelte.
    »Das ist ein guter Brauch. Den wollen wir beibehalten«, meinte er.
    Marion Theben lächelte.
    Sie war zu klug, um den Mann in die Enge zu treiben. Und zu selbstbewußt, um ihm etwas vorzuspielen. Sie gab sich so, wie sie war. Mit allen Vorzügen und Schwächen. Mochte er entscheiden - wenn er konnte.
    Man muß den Männern immer das Gefühl geben, daß sie aus ureigenstem Antrieb handeln - auch dann, wenn sie längst fest an der Angel hängen; sonst werden sie kopfscheu, dachte die junge Frau.
    Marion Theben war entschlossen, diesen Mann zu halten. Vorausgesetzt, es lohnte sich. Sie hatte nicht vor, eine moderne Ehe zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher