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042 - Invasion der Käfer

042 - Invasion der Käfer

Titel: 042 - Invasion der Käfer
Autoren: Peter T. Lawrence
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Es war heiß, glühend heiß.
    Die Hitze brodelte wie Säure über dem steinigen Hof, ließ die Blätter der alten Palme vergilben, den kleinen Springbrunnen, der sich darunter befand, versiegen, und sie schnürte die Kehlen der Singvögel im Käfig zu.
    Kein Wind, nicht der kleinste Hauch. Der Himmel war von einem satten, tödlichen Blau, und irgendwo in ihm hing der Glutball der Sonne. Heiß, mordend. Die Sonne, dachte Kara Thandi, und über sein runzliges Gesicht flog ein Zug von Abscheu. So brannte sie seit Wochen, die Sonne. Tötete erbarmungslos, brachte Krankheiten, Seuchen - Durst. Besonders Durst.
    Er schlurfte zu dem Brunnen hinüber, blieb kurze Zeit an dem hohen Vogelkäfig stehen, lächelte müde.
    „Bald …“, flüsterte er zärtlich. „Bald werdet ihr wieder Wasser haben, meine Kleinen. Es wird Regen kommen.
    Ich spüre es in den Knochen.“
    Einer der winzigen Federbälle piepste leise. Es klang wie ein Seufzen, wehmütig, aber verständnisvoll. Der Greis schlurfte weiter auf den Brunnen zu. Er hatte Zeit. Daß es kein Wasser gab, wußte er ohnehin. Er wollte hineinschauen. Einfach nur hineinsehen und an Wasser denken.
    Plötzlich blieb er stehen und lauschte. Er glaubte, ein kaum wahrnehmbares Schaben und Kratzen gehört zu haben. Er hielt den Kopf schräg zur Seite geneigt, blinzelte in die dürren Palmblätter, aber von da kam das Geräusch nicht. Langsam drehte er den Kopf herum, lauschte mit angehaltenem Atem.
    Schrrr … Es - kam vom Brunnen, wiederholte sich. Stille, dann war es wieder da. Ohne Unterbrechungen jetzt, anhaltend. Er stand immer noch still auf demselben Fleck, als sich etwas Dunkles, Faustgroßes über den Brunnenrand schob. Fasziniert starrte er das Ding an das sich da aus dem tiefen Schacht nach oben gearbeitet hatte. Es war ein Tier, ein ekelhaft dicker, schwarzer Käfer. Größer als eine schwere Männerfaust und mit blauschwarzen, in der Sonne schimmernden Flügeln, die sich wie einen Panzer um das fette Tier legten. Es schien ihn nicht zu bemerken, krabbelte arglos weiter, machte sich jetzt an den Abstieg zum Hofboden. Kara Thandi machte einen Schritt nach vorn. Sofort erstarrte der Käfer in seinen Bewegungen. Zwei Meter trennten die beiden jetzt voneinander. Es schabte und kratzte im Schacht, plötzlich schob sich ein zweiter Käfer über den Brunnenrand, verharrte …
    Er hat mich gesehen, dachte der alte Mann erschauernd. Käfer sehen nicht gut, aber dieser dort hat mich gesehen und …
    Langsam näherte er sich dem Brunnen. Die Käfer rührten sich nicht, krochen nicht erschreckt davon, nichts. Es war, als würden sie auf ihn warten. Thandi blieb stehen. Irgend etwas hielt ihn davor zurück, bis zum Brunnenrand zu gehen. Vielleicht waren es die winzigen Augen der Käfer oder ihre Häßlichkeit oder der Ekel vor ihnen.
    „Vielleicht könnt ihr mich hören?“ Die Stimme des Alten zitterte leicht. „Geht weg! Ich will euch nicht hierhaben.“
    Dann kam alles blitzschnell. Einer der Käfer sauste plötzlich auf ihn zu, während der andere im Schacht verschwand. Der Greis taumelte zurück, schlug mit der Hand nach unten, wo das fette, schwarzschillernde Tier in Höhe der Schenkel auf seinem Umhang klebte und zu ihm hinauf starrte. Angst kroch ihm über den Rücken. Er spürte nicht mehr die Hitze, die Trockenheit, seinen quälenden Durst. Wieder schlug er zu. Ein Geräusch, wie das Aufbrechen einer Kokosnuß erklang, dann lag der Käfer auf dem Rücken, strampelte wild mit den Beinen. Es knirschte häßlich und überlaut in Thandis Ohren, als er das widerliche Tier zertrat, dann war wieder Stille.
    Er blickte zum Brunnen, starrte ungläubig auf die dicke Traube von Käfern, die am oberen Rand aufgetaucht war. Sie starrten ihn an. Alle! Kleine, böse Augen, verschlagene Blicke.
    Schreiend rannte er ins Haus zurück.
     

     
    Der Abend war gekommen. Mit ihm die Angst, das Grauen. Der alte Mann kauerte mit weiten Augen in einer Ecke des Raumes, wartete.
    Dann kamen sie. Erst einer, dann zehn, dann hundert. Eine träge dahinkriechende Masse von schwarzen Leibern, die sekundenlang in der Mitte des Raumes verweilte, dann weiterkroch. Seine Kehle war wie zugebunden. Er wollte schreien, weglaufen, irgend etwas tun, aber er lag einfach da, starrte sie an. Sah Hunderte von tückischen Augen wie ein fremdes, geheimnisvolles Feuer glühen und die glänzende Masse ihrer Rücken.
    „Kommt, meine Käferchen …“, flüsterte er, spürte plötzlich eine beunruhigende Zuneigung zu
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