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0121 - Horror-Urlaub

0121 - Horror-Urlaub

Titel: 0121 - Horror-Urlaub
Autoren: Gerhart Hartsch
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Duval begann zu weinen.
    Sie begriff, daß ihre Lage aussichtslos war. Immer wieder hatte sie versucht, auf telepathischem Wege mit Zamorra Kontakt aufzunehmen. Sie kannte das Verfahren aus zahllosen parapsychologischen Versuchen. Sie hatten Rhines’ großes Experiment nachgeahmt, der mit bestimmten Karten und Symbolen gearbeitet hatte. Dabei wurden die telepathischen Fähigkeiten der Testperson durch die Anzahl der richtig erratenen Kreise, Quadrate und Kreuze nachgewiesen, die der Experimentator gezogen hatte, ohne daß die Versuchsperson es sehen konnte. Beide waren durch eine Wand getrennt. Sobald das Licht anzeigte, daß Zamorra auf der anderen Seite eine Karte aufgedeckt hatte, mußte Nicole Duval auf ihrer Seite den Schalter bedienen, der genau das Zeichen trug, das ihrer Meinung nach der Professor gerade gezogen hatte. Die Trefferquote setzte alle Regeln der Wahrscheinlichkeitsrechnung außer Kraft. Nicole hatte stets gut abgeschnitten.
    Da auch der Professor auf diesem Gebiet über außergewöhnliche Fähigkeiten verfügte, waren sie übereingekommen, die Versuchsreihe fortzusetzen und in Neuland vorzustoßen.
    Sie hatten wochenlang nichts anderes getan, als in getrennten Zimmern zu sitzen und sich auf irgend etwas zu konzentrieren. Der eine dachte fest an ein Ereignis, an eine Person oder eine Sache - und der andere versuchte, es zu erraten. Der Vergleich erbrachte erstaunliche Übereinstimmungen.
    Sie hatten diese Art der Kommunikation ausgebaut.
    Jetzt versuchte sich Nicole Duval vergeblich darin. Es war, als wäre sie von einem unsichtbaren Schirm umgeben, der ihre Sendeströme abblockte. Sie drang nicht durch. Sie spürte, daß sie keine Verbindung zu Zamorra bekam. Sie war endgültig isoliert, Es gab keinerlei Verbindung mit der Außenwelt. Warum? Was hatte sie getan? Ihre Situation war so absurd wie die einer Romangestalt Kafkas.
    An Schlaf war nicht zu denken. Nicht bei dieser Nachbarschaft.
    Doch dann verschwanden die Ratten wie ein Spuk. Ihr feiner Instinkt hatte ihnen das Nahen eines Menschen gemeldet, noch ehe die ersten Geräusche an Nicoles Ohren drangen.
    Lichtschein fiel in ihren Kerker, wurde sofort abgedunkelt.
    Eine Person näherte sich wie auf Katzenpfoten. Eine Hand tastete über Nicoles Gesicht. Es war eine Männerhand.
    Der Knebel wurde aus Nicoles Mund gezerrt und flog zur Seite, als würde er nicht mehr gebraucht.
    »Lassen Sie mich doch endlich frei! Was haben Sie mit mir vor?« stöhnte Nicole Duval verzweifelt.
    Sie erhielt keine Antwort.
    »Wollen Sie Lösegeld? Der Professor zahlt jeden Betrag. Glauben Sie mir. Tot nütze ich Ihnen wenig.«
    Schweigen.
    Der Mann streifte Nicole eine Kapuze über den Kopf. Er band den undurchsichtigen Sack am unteren Ende zusammen.
    Dann löste er mit schnellen Bewegungen die Stahlarmbänder.
    Wortlos entfernte er sich.
    Eine Tür fiel ins Schloß.
    Schritte verklangen.
    Ungläubig richtete sich die Gefangene auf. Sie entfernte zuerst die Kapuze, horchte auf jedes Geräusch. Was hatte das nun wieder zu bedeuten? Warum ließ man sie plötzlich frei? Wurde sie nicht mehr gebraucht in diesem undurchschaubaren Spiel?
    Nicole massierte ihre Handgelenke. Sie erhob sich vorsichtig. Das lange Liegen war ihren Gliedern nicht bekommen.
    Nicole überlegte kurz. Sie zog es vor, sich nicht auf dem gleichen Weg zu entfernen wie ihr unbekannter Befreier.
    Sie trat an eine Dachluke.
    Zuerst verschaffte sie sich einen Überblick. Das Mondlicht kam ihr dabei zustatten. Sie erkannte, daß sie während der ganzen Zeit auf dem Dachboden eines Lagergebäudes gelegen hatte, das zu einem Bauernhof gehörte. Das Haupthaus war nur dreißig Schritt entfernt. Dort brannte Licht. Bisweilen fiel der Schatten eines Mannes auf die Gardine. Der Fremde war klein und gedrungen. Er marschierte mit gesenktem Kopf unruhig auf und ab.
    Nicole Duval zwängte sich aus der Dachluke. Vorsichtig rutschte sie die Schräge hinunter. Sie bremste mit Füßen und Händen ab und gelangte bis an das Schneebrett. Sie lugte in die Tiefe und atmete unwillkürlich auf. Unter ihr lag breit und hoch ein Misthaufen, sicher eine unentbehrliche Einrichtung auf einem Bauernhof.
    Für sie bedeutete das eine weiche Landung.
    Obgleich sie sich darüber im klaren war, daß ihr eigenes teures Parfüm im Handumdrehen seine ganze Wirkung verlieren mußte, sprang Nicole Duval vom Dach, landete weich und ergriff die Flucht.
    Sie rannte vom Hof, gelangte auf einen Feldweg.
    In der Ferne bemerkte sie Lichter. Dort
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