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Die Sphaeren

Die Sphaeren

Titel: Die Sphaeren
Autoren: Iain Banks
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Prolog
    I nder leichten Brise kam ein trockenes Rascheln von einigen nahen Büschen. Der Wind schuf kleine Staubschleier über sandigen Stellen und ließ eine dunkle Locke über der Stirn der Frau flattern, die auf dem Klappstuhl saß, der nicht ganz gerade auf dem nackten Fels stand – von dort reichte der Blick über den Rand des Grats in die Wüste. In der Ferne zitterte die gerade Linie der Straße in der Hitze. Einige dürre Bäume, nur wenige von ihnen höher als zwei aufeinander stehende Männer, markierte ihren Verlauf. Weiter entfernt, Dutzende von Kilometern hinter der Straße, flirrten dunkle, zerklüftete Berge in der heißen Luft.
    Nach den üblichen menschlichen Maßstäben war die Frau groß, schlank und recht muskulös. Ihr Haar war kurz, glatt und dunkel, und ihre Haut hatte die Farbe von mattem Achat. In einem Umkreis von mehreren tausend Lichtjahren
gab es niemanden sonst von ihrer besonderen Art, doch wenn jemand aus ihrem Volk zugegen gewesen wäre, hätte er vielleicht darauf hingewiesen, dass ihr Alter zwischen Jugend und dem Beginn der mittleren Jahre lag. Vermutlich wäre sie ihm dicklich erschienen in ihrer weiten Hose und der leichten Jacke, beides in der gleichen Farbe wie der Sand. Hinzu kam ein großer schwarzer Hut, der sie vor der Sonne des späten Morgens schützte – ein greller weißer Punkt hoch oben am wolkenlosen, hellgrünen Himmel. Die Frau hob einen sehr alten, abgenutzt wirkenden Feldstecher vor die nachtschwarzen Augen und sah zu der Stelle, wo die Wüstenstraße den Horizont im Westen traf. Rechts von ihr stand ein Klapptisch mit einem Glas und einer Flasche, die kaltes Wasser enthielt. Ein kleiner Rucksack lag darunter. Mit der freien Hand nahm sie das Glas vom Tisch und nippte an dem Wasser, während sie durch den alten Feldstecher blickte.
    »Sie sind etwa eine Stunde entfernt«, sagte die links neben ihr schwebende Maschine, die wie ein schmutziger Metallkoffer aussah. Sie bewegte sich ein wenig in der Luft, rotierte und neigte sich zur Seite, als sähe sie die sitzende Frau an. »Und überhaupt …«, fügte sie hinzu, »… mit dem Museumsstück erkennen Sie nicht viel.«
    Die Frau setzte das Glas auf den Tisch und ließ den Feldstecher sinken. »Dies gehörte meinem Vater«, sagte sie.
    »Ach, wirklich?« Von der Drohne kam ein Geräusch, das nach einem Seufzen klang.
    Einige Meter vor der Frau entstand ein Bildschirm und füllte ihr halbes Sichtfeld aus. Aus einer Höhe von etwa hundert Metern zeigte er den vorderen Teil eines Heereszugs auf der
Wüstenstraße. Die meisten Männer gingen zu Fuß, aber einige ritten, und alle wirbelten Staub auf, der als dichte Wolke langsam nach Südosten trieb. Sonnenschein spiegelte sich auf erhobenen Speeren und Spießen wider. Fahnen, Standarten und Wimpel wehten. Der Heereszug füllte die Straße auf einer Länge von mehreren Kilometern hinter den Berittenen an der Spitze. Den Abschluss bildeten Gepäckkarren, Planwagen, mit Rädern ausgestattete Katapulte, Bliden und große hölzerne Belagerungsmaschinen, alle gezogen von dunklen, kräftig wirkenden Tieren, deren schwitzende Schultern über die neben ihnen marschierenden Männer aufragten.
    »Ts, ts«, machte die Frau und sagte: »Weg damit.«
    »Ja, Ma’am«, erwiderte die Maschine. Der Schirm verschwand.
    Die Frau blickte erneut durch den Feldstecher und hielt ihn diesmal in beiden Händen. »Ich sehe den Staub«, verkündete sie. »Und zwei weitere Späher, glaube ich.«
    »Erstaunlich«, kommentierte die Drohne.
    Die Frau legte den Feldstecher auf den Tisch, zog die Krempe des Huts über die Augen, lehnte sich zurück, streckte die Beine und verschränkte die Arme. »Ich mache ein Nickerchen«, teilte sie der Drohne mit. »Weck mich, wenn es so weit ist.«
    »Machen Sie es sich nur bequem«, erwiderte die Maschine.
    »Mhm.«
    Turminder Xuss (Drohne, offensiv) beobachtete die Frau namens Djan Seriy Anaplian eine Zeit lang und überwachte ihr langsames Atmen und die sich nach und nach entspannenden Muskeln, bis sie wusste, dass sie wirklich schlief.

    »Träum schön, Prinzessin«, sagte sie leise. Sofort analysierte die Drohne ihre eigenen Worte und konnte nicht feststellen, ob ein unbeteiligter Beobachter in der Lage gewesen wäre, einen Hauch von Sarkasmus darin festzustellen.
    Turminder Xuss überprüfte die zuvor eingesetzten sechs Scout- und sekundären Messerraketen. Mit ihren Sensoren beobachtete die Drohne den noch fernen, langsam näher kommenden Heereszug und
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