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0107 - Die Geier und der Wertiger

0107 - Die Geier und der Wertiger

Titel: 0107 - Die Geier und der Wertiger
Autoren: Friedrich Tenkrat
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werde springen.«
    Malagu griente. »Das ist ein Wort.« Er machte eine einladende Handbewegung. »Bitte.«
    Da packte ich blitzschnell zu. Meine Hand schoß ihm entgegen wie der Kopf einer zubeißenden Kobra.
    Und dann passierte alles beinahe auf einmal. Malagu wollte zurückweichen, doch ich hielt ihn fest.
    Und nicht nur das, ich riß ihn auf die Höllenspalte zu. Einen Sekundenbruchteil bevor wir in das lodernde Feuer fielen, riß ich mit der Linken mein Hemd auf.
    Damit legte ich mein geweihtes Silberkreuz frei. Doch das hätte noch nicht gereicht, deshalb rief ich die Namen der vier Erzengel, deren Schutz ich jetzt dringend nötig hatte.
    Sie wurden sofort aktiv.
    Im Nu hüllte mich ein hell schimmernder Strahlenmantel ein, der alles Böse von mir fernhielt.
    Gleichzeitig verloren meine Füße den Halt.
    Ich fiel – und Malagu stürzte mit mir in die brennende Unendlichkeit. Er brüllte und tobte, weil ich ihn überlistet hatte.
    Immer tiefer tauchten wir in die rote Glut ein. Ich spürte die Hitze nicht, die mich hätte vernichten sollen.
    Michael, Gabriel, Raphael und Uriel bewahrten mich vor einem furchtbaren Tod.
    Natürlich schadete das Höllenfeuer auch Malagu nicht. Schließlich stellte dieses Feuer die Quelle seiner Kraft dar.
    Seine Wut kannte keine Grenzen. Als er sah, wie die Flammen gierig nach mir schlugen, aber sofort wieder zurückzuckten, sobald sie mit meinem hellen Strahlenmantel in Berührung kamen.
    Immer noch hielt ich ihn fest.
    Wir überschlugen uns.
    Oben, unten, links, rechts, all das hatte keine Bedeutung mehr.
    Endlose glühende Weiten umgaben uns.
    Grauenerregende Visionen versuchten mich zu attackieren, doch ich reagierte nicht auf sie, vertraute ganz auf den weißmagischen Schutz der vier Erzengel.
    Brausende Stürme erfaßten uns und trugen uns durch Zeit und Raum. Mit einer unvorstellbaren Geschwindigkeit durchrasten wir Parallelwelten und Schreckensdimensionen.
    Malagu versuchte von mir loszukommen, aber ich gab ihn nicht frei. Blind vor Haß schlug er auf mich ein, doch seine Hiebe vermochten den Strahlenmantel, der mich schützte, nicht zu durchdringen.
    Das raubte ihm den letzten Funken seines Verstandes.
    Wenn das Höllenfeuer nicht in der Lage war, mich zu vernichten, wollte er diese Arbeit selbst übernehmen.
    Ich sah, wie er sich zu verwandeln begann.
    Grelle Lichtkaskaden umschwirrten uns, während wir weiter in die unendliche Tiefe stürzten.
    Eine schreckliche Angst bohrte sich plötzlich durch meine Eingeweide. Würde ich je wieder den Weg zurück finden?
    Malagus Kopf wurde groß und rund. Sein weißer Vollbart zerfaserte und auch das schlohweiße Haar löste sich auf.
    Ein weiches Fell überwucherte blitzschnell den Schädel meines gefährlichen Gegners.
    Ein unheimlicher Sog beschleunigte unsere Sturzgeschwindigkeit um ein Vielfaches.
    Bernsteinfarbene Tigeraugen starrten mich an.
    Aus Malagus Händen wurden tödliche Pranken mit messerscharfen Krallen. Aus dem aufgerissenen Tigermaul blitzten mir lange Reißzähne entgegen.
    Wir überschlugen uns, als Malagu mich attackierte. Gleichzeitig drehten wir uns um eine unsichtbare Achse.
    Malagus Prankenschlag trennte uns.
    Ich war gezwungen, die Bestie loszulassen. Der Wertiger stieß ein triumphierendes Gebrüll aus.
    Mit weit aufgerissenem Rachen griff er mich an.
    Meine Hand zuckte zum Silberdolch. Von unten nach oben stieß ich mit aller Kraft zu.
    Die Klinge bohrte sich in den Leib des Monsters und traf das schwarze Herz. Das Scheusal erstarrte, denn der Todesstoß mit dem geweihten Silberdolch vernichtete das Untier von innen her.
    Der Wertiger wurde vor meinen Augen zum Skelett. Ich riß meinen Dolch zwischen den bleichen Rippen heraus.
    Das Gerippe fiel klappernd auseinander und löste sich noch im selben Moment vollkommen auf.
    Der Tiger von Bombay war vernichtet.
    Aber was sollte nun aus mir werden? Sollte ich in den Dimensionen des Schreckens verlorengehen?
    Ich hätte mir keine Sorgen zu machen brauchen, denn die starke Kraft des Guten beschützte mich.
    Sie wandelte den tödlichen Sog in einen rettenden Schub um. Ich merkte, wie ich nach oben geschleudert wurde – zurück in meine Welt, in der es für mich noch so vieles zu tun gab.
    Der Höllenschlund konnte mich nicht behalten. Er war gezwungen, mich wieder auszuspeien.
    Wirbelnd flog ich in den Raum hinein, in dem ich vor wenigen Augenblicken mit Malagu und seinen Schergen gestanden hatte.
    Hart landete ich auf dem steinernen Boden. Klirrend brach der
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