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0107 - Die Geier und der Wertiger

0107 - Die Geier und der Wertiger

Titel: 0107 - Die Geier und der Wertiger
Autoren: Friedrich Tenkrat
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einen winzigen Moment aus den Augen zu lassen.
    McKammit täuschte einen Scheinangriff vor. Ich reagierte nicht darauf. Er vermutete, daß ich auf eine richtige Attacke auch nicht reagieren würde, und sprang mich unvermittelt an.
    Sofort schlug ich zu. Meine Fäuste trafen ihn zweimal – und so zielsicher und hart, daß er aus der Bahn gestoßen wurde.
    Er schnellte links an mir vorbei. Ich drehte mich und schlug aus der Drehung ein weiteres Mal kraftvoll zu.
    McKammit sackte nach unten, aber er fiel nicht, sondern trat die Fairneß mit Füßen, indem er mir seinen Absatz in die Seite rammte.
    Ich verlor das Gleichgewicht und ruderte mit den Armen durch die Luft, um es wiederzuerlangen.
    Jetzt war ich ungedeckt, und McKammit brachte sogleich einige schmerzhafte Treffer an. Ich kam aus dem Tritt, verlor meinen Gegner aus der Kontrolle.
    Der Bärtige setzte mir hart zu. Mein Anfangserfolg war kaum noch der Rede wert.
    George McKammit bekam immer mehr Oberwasser. Er versuchte mich zu packen und in die Wand der Todespflanzen hineinzuschleudern, doch das verhinderte ich, indem ich mich blitzschnell fallen ließ.
    Er setzte zum Sprung an, wollte mich unter sich begraben.
    »McClure!« schrie ich und hoffte, daß der Ritualforscher auch prompt - wie vereinbart – reagierte. Harald McClure hatte voll brennender Ungeduld auf diesen Moment gewartet.
    Er warf den Dolch. Ich fing ihn auf, rollte zur Seite, als McKammit sprang. Er verfehlte mich. Ich rollte sofort wieder zurück, wälzte mich mit Schwung auf seinen Rücken und setzte ihm den Dolch an den Hals.
    Wenn ich ihn erlösen wollte, mußte ich zustoßen.
    Und ich hätte zugestoßen, wenn in diesem Augenblick nicht Malagus Stimme durch den Todeskessel gedonnert hätte: »Wenn du meinen Diener tötest, Sinclair, töte ich dieses Mädchen!«
    Ich wandte den Kopf.
    Zum erstenmal sah ich das Leichengerüst, das sich hinter einer Pflanzenwand verborgen hatte, die nun zur Seite gewichen war.
    Und ich erschauerte, denn ich sah dort oben nicht nur Malagu, den dürren weißhaarigen Greis, sondern auch Donna Varese, die zitternd vor Angst neben ihm stand.
    ***
    Abel Grogger fand keine Ruhe. Er konnte nicht verstehen, wie sich sein Freund George McKammit so sehr verändern konnte.
    Hierbei ging es doch nicht mit rechten Dingen zu. Diese Erkenntnis veranlaßte Grogger, von Bord der MONA LISA zu gehen.
    Er enterte das erstbeste Taxi und ließ sich zum »Taj Mahal« bringen, denn er war zu der Ansicht gekommen, daß John Sinclair von McKammits Wesensänderung Kenntnis haben mußte.
    Mit kummervoller Miene stieg Grogger vor dem »Taj Mahal« aus dem Taxi. Daß die Wunden so schnell geheilt waren und nicht einmal Narben zurückgelassen hatten, war ja auch mehr als eigenartig.
    Grogger war der Meinung, daß er all das nicht mehr länger verschweigen durfte.
    Während er die Marmorstufen des Hotels hinaufstieg, drehte er sich mißtrauisch um und suchte mit ängstlichem Blick den Himmel ab.
    Er atmete erleichtert auf, als er keinen skelettierten Geier entdecken konnte, der sich aus der Luft auf ihn herabstürzte.
    Im Hotel fühlte er sich dann etwas sicherer. Er nahm sogleich Kurs auf die Rezeption.
    Der freundliche Inder hinter dem Pult fragte: »Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich muß Mr. Sinclair sprechen. Er wohnt bei Ihnen. Es ist dringend.«
    »Tut mir leid…«
    »Hören Sie, es geht um Leben und Tod!«
    »Mr. Sinclair ist nicht da.«
    »Können Sie mir sagen, wo er ist?«
    »Ich glaube, er hat einen Jeep gemietet und ist nach Kanheri zu den Höhlenklöstern gefahren.«
    »Nach Kanheri!« Abel Grogger wurde bleich. »Wieso ist er nach Kanheri gefahren?«
    »Warum sollte er nicht? Die Klöster sind berühmt.«
    Wieso kommt er auf Kanheri? fragte sich Abel Grogger aufgeregt.
    Er erinnerte sich an das Gespräch, das er und McKammit mit dem Yard-Mann gehabt hatten.
    John Sinclair hatte wissen wollen, wo sich der Sitz der schwarzen Sekte befand. Er, Grogger, und McKammit hätten es ihm gesagt, wenn die Skelettgeier nicht dazwischengekommen wären. Hinterher hatten sie nicht mehr den Mut gehabt, darüber zu sprechen.
    »Von wem weiß er, daß sich der Sitz in Kanheri befindet?« murmelte der Seemann.
    »Wie bitte?« fragte der Inder.
    »Ach, nichts!« sagte Grogger und winkte ab. »Ist Sinclair schon lange weg?«
    »Einige Stunden schon.«
    Grogger senkte den Blick, als wüßte er, daß er John Sinclair lebend nicht mehr wiedersehen würde.
    »Soll ich Mr. Sinclair irgend etwas
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