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Insalata mista: Aus dem Leben einer italienischen Working Mum

Insalata mista: Aus dem Leben einer italienischen Working Mum

Titel: Insalata mista: Aus dem Leben einer italienischen Working Mum
Autoren: Claudia de Lillo
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JANUAR
     
Montag, 1. Januar
    Neues Jahr, grüner Brei
     
    Elasti-Mama, Mister Wonder und die Hobbits machen Ferien in Bari, im Hause von Towanda und Mister Brown, den Großeltern.
    Der kleine Hobbit hat das neue Jahr mit Erbrechen begrüßt und einen grünen Brei von sich gegeben, der sich über den Küchenfußboden der Großeltern und Elasti-Mamas Festtagskleid ergossen hat. Hoffentlich ist das ein gutes Vorzeichen.
     
Mittwoch, 3. Januar
    Alarmstufe Rot: Pass gesucht
     
    Der Urlaub in Bari ist zu Ende. Die Heimreise steht bevor.
    Dem genialen Plan gemäß soll Elasti-Mama im Morgengrauen aufbrechen, und zwar allein. Mister Wonder und die Hobbits werden erst abends zu Hause eintreffen.
    Elasti-Mama ist es schwindelig. Seit fast vier Jahren ist sie nicht ohne Anhang gereist und nun entdeckt sie die berauschende Magie des Alleinseins neu. Bei ihrer Ankunft in Felicity Place gleicht die Wohnung einer Müllkippe.
    Signorina Esmeralda, die das weihnachtliche Chaos hätte beseitigen sollen, damit es wieder einigermaßen anständig aussieht, leidet an gebrochenem Herzen, weil ihr Verlobter nach Ecuador zurückgekehrt ist. Folglich sind ihr die Elasti-Familie und der Elasti-Dreck egal. Und wer könnte ihr das verübeln?
    Elasti-Mama stellt die dreißig Kilo Familiengepäck ab. Sie müsste mindestens vier Maschinen Wäsche waschen, einkaufen, für die Hobbits etwas zu essen vorbereiten und dann unverzüglich in die Redaktion eilen.
    Aber sie ist allein zu Haus, was so gut wie nie vorkommt.
    Sie klettert über den Multiaktivitätswürfel, tritt auf einen Teppich aus Geschenkpapier und stolpert über die wasserfesten Farbstifte. Als sie sich ins Bad durchgekämpft hat, lässt sie dampfend heißes Wasser und Badeschaum in die Wanne einlaufen. Dazu ohrenbetäubend laute Musik. Sie schließt die Augen, und nun ist auch ihr alles egal, genau wie Esmeralda.
     
    Driiing, driiing, driiing.
    Mister Wonder ist am Apparat, er ruft aus Bari an. Nachdem er die Hobbits nach Hause gebracht hat, muss er morgen unverzüglich nach Amerika aufbrechen, zu einer Tagung der Superhelden.
    »Elasti, ich habe im Polizeipräsidium in Mailand angerufen, mein Pass ist noch nicht da. Man hatte mir zugesichert, dass er spätestens heute kommen würde. Ich brauche den Pass unbedingt. Wenn ich nicht hinfahre, gibt es eine Katastrophe.«
    »Du machst wohl Witze? Ich kann hier nicht weg. Bei uns sieht's aus wie auf dem Schlachtfeld. Ich bin noch nicht einen Moment zum Verschnaufen gekommen. Ich räume, putze, wasche und bügle. Außerdem muss ich einkaufen, kochen und dann zur Arbeit«, lügt sie, bis zum Hals im Schaumbad.
    »Bitte, du bist meine einzige Rettung«, fleht er sie an.
    Bei den Tagungen der Superhelden wird entschieden, mit welchen Strategien gegen Monster vorzugehen ist, wie man eine Invasion der UltraCorps verhindert und die Aliens besiegt.
    Elasti-Mama kann sich solch hochwichtigen Verpflichtungen nicht entziehen. Sie ist nun eine Frau mit einer Mission.
    Also geht sie zum Kommissariat von Felicity Place. Das Ohrfeigengesicht von Polizistin, das im Passbüro sitzt, behandelt sie wie den letzten Dreck.
    Nach drei Minuten hat sich Elasti-Mamas Tonfall zum Gebrüll gesteigert. Einzig die sonst drohende Verhaftung hält sie davon ab, die Polizistin samt ihrer ganzen Sippe mit allen nur erdenklichen Schimpfnamen zu belegen - wenngleich die Versuchung groß ist.
    Das Ohrfeigengesicht schickt sie schließlich in Richtung Innenstadt zum Hauptpassamt.
    Elasti macht sich eilig auf den Weg. Ein paar Tausend Leute stehen dort bereits Schlange. Sie redet sich die Nervosität von der Seele, indem sie den Umstehenden ihre dramatische Geschichte erzählt. Um Eindruck zu schinden, leuchtet sie sämtliche Gefahren aus, die die Menschheit im Falle eines Scheiterns ihrer Mission bedrohen. Es gelingt ihr, die anderen so weit zu bringen, dass sie ihr den Vortritt lassen.
    Die Verkettung unglücksseliger Umstände reißt nicht ab. Das Büro ist mittlerweile schon so gut wie geschlossen und Elasti einem Nervenzusammenbruch nahe.
    Da taucht plötzlich ein Polizist auf, direkt vor ihrer Nase. Jetzt oder nie.
    »Ich brauche Sie«, flüstert sie mit schmachtend flehender Stimme und sieht ihn dabei an wie ein verliebtes Huhn. Ihr Blick sagt: Nimm mich, hier und jetzt. Manchmal funktioniert diese Masche bei Männern.
    Und so auch diesmal. Der Polizist versichert ihr, er werde dafür sorgen, dass sie am nächsten Tag in aller Herrgottsfrühe den neuen Pass
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