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0100 - Der Mann, der uns ins Handwerk pfuschte

0100 - Der Mann, der uns ins Handwerk pfuschte

Titel: 0100 - Der Mann, der uns ins Handwerk pfuschte
Autoren: Delfried Kaufmann
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Truck.
    Dann sah ich Rücklichter eines Wagens, die sich nicht so rasch näherten wie bisher, die also zu einem Fahrzeug gehörten, das selbst sehr schnell fuhr.
    Ich schob mich näher heran. Der Zwischenraum verringerte sich. Meine Scheinwerfer fraßen die Strecke zwischen den beiden Wagen in sich hinein, und dann erfaßten sie den Wagen selbst.
    Es war ein grauer Lincoln, und ich wußte, daß Terrence Retting das Steuer hielt.
    Er bemerkte, daß ihm ein Verf olger im Nacken saß. Er blieb auf der Überholfahrbahn, um mich nicht vorbeizulassen. Der Lincoln hatte hundert oder hundertundzehn Meilen darauf, eine Geschwindigkeit, bei der man mit einem Auto nicht mehr machen kann, was man will.
    Ich versuchte, an der rechten Seite an ihm vorbeizukommen. Ich wollte Retting lebend haben. Er bemerkte es. Der Lincoln schwamm auf die rechte Seite herüber. Ich mußte das Gas wegnehmen, um einem Zusammenstoß zu entgehen. Auch für Retting war das Manöver gefährlich.
    Der Lincoln schwang bis fast an den Fahrbahnrand aus. Nur im letzten Augenblick bekam Retting ihn wieder in seine Gewalt.
    Ich überlegte, daß es sinnlos war, den Hals zu riskieren, um den Gangster eine Stunde früher oder später zu fassen. Einmal mußte ihm der Sprit ausgehen.
    Ich hielt mich hinter ihm. Wenn man länger als eine Stunde 150 Meilen gefahren ist, dann kommen einem hundert Meilen geradezu gemütlich vor.
    Ich weiß nicht, ob Retting meine Absicht erkannte. Ich rechnete damit, daß er versuchen würde, auf mich zu schießen, aber wahrscheinlich wagte er es nicht, bei rasender Geschwindigkeit den Kopf zurückzuwerfen.
    Zehn Minuten jagten wir hintereinander her. Dann bemerkte ich, daß die Geschwindigkeit des Lincoln sich verringerte. Ich dachte, Retting würde jetzt doch versuchen, mich durch Kugeln abzuschütteln, aber er versuchte einen anderen Trick.
    Er riß das Steuer herum und wollte über den Trennstreifen hinweg die Gegenfahrbahn gewinnen. Ich weiß nicht, was er sich von diesem Manöver versprach. Vielleicht hoffte er, genügend Vorsprung zu gewinnen, um stoppen und sich zu Fuß in die Büsche schlagen zu können.
    Sein Manöver gelang nicht. Der Lincoln zischte immer noch mit siebzig oder achtzig Meilen dahin, und bei dieser Geschwindigkeit wirkt der weiche Boden wie ein Bremsklotz. Ich sah nur, daß der Wagen sich auf dem Kühler aufrichtete wie ein Mensch, der einen Kopfstand vollführt. Dann war der Jaguar schon an der Stelle vorüber, und jetzt erst konnte ich bremsen. Aber während mir der Fahrtwind noch um die Ohren brauste, überfiel mich das schmetternde Krachen von Blech, das knallende Platzen von Reifen und das betäubende Kreischen von Stahl auf Stein.
    Ich brauchte Minuten, um den Jaguar zu stoppen, zu wenden und zurückzufahren.
    Die Unfallstelle sah aus wie ein Schlachtfeld. Über die ganze Breite beider Fahrbahnen hinweg waren die Trümmer des Lincoln verstreut. Die Karosse, ein unförmiger Haufen Blech, klebte an einem Baum der rechten Seite, und der Anprall war so heftig gewesen, daß dieser Baum in halber Höhe abgeknickt war.
    Ich ließ die Scheinwerfer meines Autos brennen, als ich hinaussprang. Langsam ging ich auf die verkrampfte, fast formlose Gestalt zu, die mitten auf der Fahrbahn im Scheinwerferlicht lag. Ich beugte mich darüber, und es genügte ein Blick.
    Terrence Retting war tot.
    Die Streifenwagen 93 und 112 kamen nach rund zehn Minuten.
    Die Cops sperrten die Unfallstelle ab und riefen Hilfe herbei. Eine halbe Stunde später hielt ich die Dinge in der Hand, die Terrence Retting bei sich getragen hatte: zwei Pistolen, eine Brieftasche mit Geld, aber ohne Papiere, ein goldenes, stark abgenütztes Zigarettenetui, das ein Monogramm trug: T.R. -Das war alles.
    Ich fuhr nach New York zurück, erwischte Phil gegen fünf Uhr morgens im Hauptquartier. Er sah müde genug aus.
    »Ich war in Raceway« sagte er. »Irgend etwas war dort los, aber es ist schwer festzustellen, was sich in Einzelheiten abgespielt hat. Jedenfalls traf ich Leute, die behaupteten, daß drei schwere Lastwagen gestern die Straße Raceway—New York befahren hätten. Aber das soll schon gestern in aller Frühe geschehen sein.«
    »Wie steht’s um Harper?«
    »Schlecht! Ich fuhr am Hospital vorbei, bevor ich herkam. Sie bemühen sich um ihn, aber er hat nicht viel Aussichten.«
    ***
    Roger Harper lebte noch drei Tage. Es wurde alles für ihn getan, was die Medizin tun konnte, aber er starb am dritten Tag.
    Es gab keine Möglichkeit, mit ihm zu
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