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0100 - Der Mann, der uns ins Handwerk pfuschte

0100 - Der Mann, der uns ins Handwerk pfuschte

Titel: 0100 - Der Mann, der uns ins Handwerk pfuschte
Autoren: Delfried Kaufmann
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»Sagen Sie, wo Sie sind! Wir holen Sie!«
    »In der Bronx, Cotton! Ich kam bis hierher. Dem Wagen ging der Sprit aus. Ich sprang ’raus und ging über die nächste Mauer. Das ist ein Fabrikgelände. Ich brach ’ne Bürotür auf und entdeckte ein Telefon, aber ich weiß nicht, wo ich bin.«
    »Sehen Sie nach! Wenn es ein Büro ist, werden Sie Bogen mit der Aufschrift der Firma finden.«
    »Ich kann kein Licht machen, G-man!«
    »Nehmen Sie das Feuerzeug, Harper! Beeilen Sie sich!«
    Zehn endlose Sekunden vergingen. Ich konnte sein Atmen und die Geräusche des Hantierens hören.
    »Hier ist etwas«, flüsterte er dann. »Gelbing Company, Bronx, Cordtlandt-Street 6239.«
    Ich drückte die Alarmtaste. »Bleiben Sie am Apparat, Roger!«
    Die Zentrale schaltete sich ein.
    »Rundspruch!« sagte ich. »An alle Streifenwagen. Alle Wagen, die weniger als drei Meilen vom genannten Standort entfernt sind, sofort zur Gelbing Company, Bronx, Cordtlandt-Street 6239. Mann in Lebensgefahr. Vordringlichkeit 1. Stufe.«
    »Okay«, antwortete die Zentrale.
    »Harper, hören Sie noch!«
    »Ja«, wisperte gr. »Cotton, ich glaube, jetzt kommen sie. Ich habe sie schon vor der Mauer gehört, schon die ganze Zeit. - Cotton, sie finden mich und…«
    »Sehen Sie zu, daß Sie über die nächsten zwanzig Minuten kommen, Harper!« schrie ich in die Muschel. »Die Cops sind unterwegs!«
    »Jetzt kommt einer über die Mauer«, zischelte die Stimme am anderen Ende der Leitung, und obwohl sie so leise sprach, hörte ich die Angst darin.
    Ich hielt es nicht mehr aus. Ich warf Phil den Hörer zu, raste durch das Zimmer, riß die Tür auf und hetzte in Riesensprüngen die Treppe hinunter.
    Ich rannte einen Mann über den Haufen, als ich über den Bürgersteig züm Jaguar spurtete. Er fluchte wie ein Wilder, aber ich startete schon, ging wie der Blitz vom ersten in den zweiten und dritten Gang und riß den Wagen in einer scharfen Kurve über die ganze Straßenbreite. Dann schaltete ich den vierten Gang ein und drückte den Sirenenknopf und die Taste für das Rotlicht.
    Heulend schoß der Wagen den Broadway hinauf.
    Das Hauptquartier und die Cordtland-Street in Bronx lagen so auseinander, wie zwei Orte in New York nur auseinanderliegen können. Am schnellsten konnte ich hinkommen, wenn ich den Henry HudsonHighway nahm, der an der Grenze von Manhattan in die Bundesstraße 9 A überging.
    Ich tobte also quer durch das Getriebe der Innenstadt, und wenn Sie je in New York waren, wissen Sie, was das heißt. Tja, und es kam so aus, daß mein Weg mich am Platz der Metropolitan-Oper vorbeiführte.
    Stand dort auf der Treppe der Oper ein Girl im weißen Kleid und mit blonden Haaren? Ich fuhr viel zu schnell, um richtig hinsehen zu können. — Arme Nelly! Aber was giag mich in diesem Augenblick Nelly an?!
    Ich erreichte den Henry Hudson-Highway. Das ist eine breite und ziemlich gerade Straße.
    Der Jaguar hat einen fünften Gang, einen Schnellgang. In New York kommt man fast nie dazu, ihn zu benutzen, aber jetzt benutzte ich ihn.
    Es schien, als wolle der Wagen sich von der Straße abheben! Die Tachonadel tastete sich an den Anschlagpunkt heran: 150 Meilen in der Stunde. Das Steuerrad schien auf einen Luftzug zu reagieren, so wenig berührten die Räder noch den Asphalt. Ich wußte, daß ein bißchen plötzlicher Seitenwind mir das Lebenslicht auspusten konnte, von einem Stein auf der Fahrbahn oder einem Nagel ganz zu schweigen.
    Die Wagen, die ich überholte, blieben hinter mir zurück, als stünden sie. Ich zischte unter der Washington—Bridge durch, donnerte über die Inwood-Hill-Brücke, die Manhattan mit dem Stadtteil Bronx verbindet.
    Fünfzehn Minuten noch, dann konnte ich von der Straße Nummer 9 A abbiegen zur Cordtland—Street. Fünfzehn Minuten, dann war Roger Harper gerettet. Aber als ich das dachte, hatte sich Roger Harpers Schicksal längst erfüllt. Phil hat mir später erzählt, was er gehört hat. Es war eines der scheußlichsten Erlebnisse seiner Laufbahn. Er hörte, wie ein Mensch zusammengeschossen wurde, und er konnte nichts tun. Das war das Schlimmste!
    »Ich habe irgend welche Sätze in den Apparat gebrüllt«, sagte er später. »Ich schrie, ich würde ihn mit meinen eigenen Händen erwürgen, aber er hatte es nicht gehört.«
    Phil fing den Hörer auf, als ich aus der Tür raste.
    »Hier spricht Decker, Harper! Jerry ist unterwegs zu Ihnen und noch ’ne Menge von unseren Leuten!«
    »Noch mehr kommen über die Mauer«, flüsterte
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