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Mythor - 135 - Die Unberührbaren

Mythor - 135 - Die Unberührbaren

Titel: Mythor - 135 - Die Unberührbaren
Autoren: Terrid Peter
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1.
    »Das geht nicht gut.«
    »Es wird, verlaßt euch auf mich!«
    Der Wortwechsel zwischen Necron und Gaphyr begann ein wenig hitzig zu werden. Es war an der Zeit, eine Entscheidung zu fällen und diesen Entscheid zur Tat werden zu lassen.
    Über Nykor lag eine dichte Wolkendecke, und es war Nacht. In den bronzenen Haltern an den Wänden knisterten vernehmlich die Kienfackeln, im offenen Kamin prasselte ein Feuer, und darüber drehte sich ein Schwein auf einem Spieß, ließ flüssiges Fett in die Flammen träufeln und zischend verdampfen. Der Geruch war maulwässernd, dazu kam der starke Duft des Weines, den Aeda in einem Kessel mit würzigen Kräutern zusammen heiß gemacht hatte.
    Die da zusammensaßen, hätten es sich wohl sein lassen können – wären sie nicht an diesem Abend in einem Land zusammengekommen, über dem ein gräßlicher Fluch lastete. In einem Schuppen in der Nähe dieses Raumes lagen einige Körper buchstäblich gestapelt, die versteinerten Leiber der früheren Bewohner. Sadagar, Necron und die anderen hatten sie dorthin geschafft. Das Haus war eines der wenigen in Nykor, der früheren Hauptstadt des Königreichs Nykerien, das kein leckendes Dach und keine eingestürzten Mauern aufgewiesen hatten – zum Ausgleich waren hier auch die versteinerten Reste der früheren Nykerier von einer Lebensähnlichkeit gewesen, die sanfteren Naturen den Schlaf geraubt hätten.
    »Wenn wir den Block nicht entfernen, bekommen wir das Schiff nie ins Wasser«, erklärte Necron. »Und selbstverständlich werde ich diese Arbeit übernehmen.«
    »Wenn du nicht wirklich binnen eines Herzschlags zur Seite springst, wird das Schiff dich beim Herabgleiten zerquetschen«, gab Gaphyr zu bedenken. »Laß mich die Arbeit tun – ich werde meinen Körper ehern werden lassen, dann kann der Schiffsrumpf mir nichts anhaben.«
    »Pah«, machte Necron. »Ich habe den Bau des Schiffes geleitet, also werde ich den letzten Hammerschlag tun. Einem Mann mit meinem Glück wird schon nichts passieren.«
    »Ach«, bemerkte Gaphyr anzüglich. »Bei solchen Sachen hast du also auch Glück.«
    Der Seitenblick war eine bodenlose Frechheit; er landete bei Aeda, die den Braten über dem Feuer mit einer Nadel bearbeitete. Sie piekte die Blasen in der Schwarte des Schweines auf, um die Haut gleichmäßig braun und knusprig werden zu lassen. Necron stand in ihrer Nähe, und wem sein Augenmerk wirklich galt, war so einfach nicht zu entscheiden – sein Blick hing zwar an dem knusprigen Braten, aber sein linker Arm hatte Aedas Hüfte umfaßt.
    »Hört auf zu stänkern«, sagte Jente. »Wichtig ist nur, daß wir das Schiff morgen ins Wasser bekommen und endlich losfahren können. Mir gefällt Nykerien überhaupt nicht – dieses Land ist unheimlicher als die Schattenzone.«
    »Du hast recht«, stimmte Mescal zu und stürzte einen Becher des heißen Weines hinunter. »Wie sieht der Braten aus?«
    »Es wird nicht mehr lange dauern«, erklärte Aeda.
    Des Tages Arbeit lag hinter den Menschen, und sie war hart und mühsam gewesen, wie an jedem Tag, den die beiden letzten Monde hatten werden lassen. Seit Mythor samt Carlumen und seiner Besatzung abgeflogen war, hatte es keinen Tag mehr gegeben, der nicht mit harter Arbeit angefüllt gewesen wäre.
    Einen halben Mond lang hatten die fünf nach einer Quelle mit heilenden Wässern gesucht. Mühsam hatten sie Prinz Odam oder einen seiner Krieger durchs Land geschleppt – aber nirgendwo hatte sich ein Quell finden lassen, der einem der Erstarrten die Beweglichkeit zurückgegeben hätte. Schließlich hatten Necron und seine Gefährten einsehen müssen, daß es keine ernsthafte Aussicht in Nykerien gab, die Todesstarren wieder aufzuwecken.
    Was der Flucht der Götter bewirkt hatte, war allenthalben zu sehen – und das betraf nicht nur die gräßlichen Stauen der erstarrten Nykerier, das verwilderte Land, die zu Ruinen zerbröckelnden Häuser. Es gab noch andere Anzeichen – der Silbersee stank nach faulendem Fisch, im Hafenbecken verrotteten die Schiffe. Im Norden waren Barbaren eingefallen, die das Land zu plündern trachteten – aber sie erreichten nie die Kernstädte. Zuvor verging den wilden Horden der Mut und die Lust, denn der grauenvolle Fluch schien auch alle Besucher Nykeriens zu betreffen. Einer brach sich ein Bein, ein anderer stürzte einen Abhang hinab, einer trat sich einen rostigen Nagel in den Fuß und starb an Wundbrand, wieder ein anderer stolperte und erhängte sich selbst in einem
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