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009 - Der Folterknecht

009 - Der Folterknecht

Titel: 009 - Der Folterknecht
Autoren: Dämonenkiller
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durchkreuzen.
    Zu seinem Bedauern befand sich Coco, seine Lebensgefährtin, nicht an seiner Seite. Auch die ehemalige Hexe war in die Ereignisse in Hongkong verstrickt gewesen, und sie war für einige Tage in die Karibik geflogen, um sich davon zu erholen. Vielleicht war er deshalb gegenwärtig besonders reizbar.
    Dorian ging ins Wohnzimmer und strich gedankenverloren mit den Fingern über die Platte eines Beistelltisches.
    »Sie brauchen mich gar nicht zu kontrollieren, Mr. Hunter!« keifte Miß Pickford hinter ihm. »Ich habe überall saubergemacht und natürlich auch Staub gewischt.«
    Als ob er keine anderen Sorgen hätte! Er ging weiter in die Bibliothek. Dort saß Donald Chapman auf der obersten Sprosse einer Leiter vor einem Regal. Er befand sich gerade in Dorians Kopfhöhe.
    »Was gefunden, Don?« fragte der Dämonenkiller den Puppenmann.
    »Ich habe das Fürchten in deinem Gruselkabinett gelernt«, sagte Donald Chapman mit gespieltem Schaudern. »Aber ich habe nichts gefunden, was nicht zu deiner Horror-Sammlung gehört.«
    Auch Donald Chapman war ein Opfer der Dämonen. Der Puppenmacher, einer von Dorians dämonischen Brüdern, hatte aus ihm einen fußgroßen Zwerg gemacht, und es schien kein Mittel zu geben, ihm wieder zu seiner ursprünglichen Größe zurückzuverhelfen. Aber Chapman schien sich mit seinem Los überraschend schnell abgefunden zu haben. Wegen seiner geringen Größe eignete er sich hervorragend dazu, verborgene Winkel nach Fallen der Dämonen abzusuchen.
    Die Dämonen konnten natürlich nicht wissen, daß Dorian den Entschluß gefaßt hatte, sich für eine Weile in dieses Haus zurückzuziehen; dennoch war es möglich, daß sie mit seiner Rückkehr hierher rechneten und für alle Fälle ihre Netze ausgelegt hatten. Dorian wollte kein Risiko eingehen. Deshalb hatte er Donald Chapman und den Hermaphroditen Phillip mit der Durchsuchung des Hauses beauftragt.
    »Bist du jetzt fertig?« fragte Dorian den Puppenmann.
    »Ich habe das ganze Haus vom Dachboden bis zum Keller abgesucht«, berichtete Chapman. »Übrigens hast du Ratten im Keller. Ich mußte zwei der Biester töten, weil sie in mir eine willkommene Mahlzeit sahen.«
    So leicht ertrug Chapman sein Schicksal, daß er darüber sogar scherzen konnte, obwohl es für ihn unvorstellbar schwer sein mußte, sich in der Welt der normalen Menschen zurechtzufinden.
    »Dann kannst du dich zurückziehen, Don«, sagte Dorian mit müder Stimme.
    »Wäre es nicht besser, wenn ich hierbliebe?« meinte Chapman. »Du kannst bestimmt einen Schutzengel brauchen.«
    Dorian schüttelte den Kopf. »Ich möchte allein sein. Außerdem bewachen Cohen und Powell das Haus.«
    Er schreckte hoch, als er in der Tür eine Bewegung sah, entspannte sich aber sofort, als er Phillip Hayward erkannte, der lautlos und wie ein Traumwandler in die Bibliothek kam. Dorian erhob sich und ging auf den Hermaphroditen zu. Als er sah, daß dieser fröstelte, legte er ihm einen Arm um seine schmalen Schultern. An den beiden Ausbuchtungen unter Phillips Hemd sah er, daß dem Hermaphroditen wieder Brüste gewachsen waren.
    Phillip war ein seltsames Wesen, ein Zwittergeschöpf, abwechselnd männlichen und weiblichen Geschlechts, und er hatte viele Fähigkeiten der Dämonen, die er aber nicht bewußt einsetzen konnte, weil er auch zuviel von den Menschen an sich hatte. Phillip lebte in einer Traumwelt, aus der er nicht ausbrechen konnte. Nur manchmal war es ihm möglich, Hinweise zu geben und Andeutungen zu machen. Aber was er sagte und tat, ergab nie einen rechten Sinn; seine Botschaften waren immer verschlüsselt und schwer zu entziffern.
    »Ist ja gut, Phillip«, sagte Dorian. »Du brauchst nicht zu erschrecken. Was du hier siehst, sind keine Werkzeuge der Dämonen. Es handelt sich um Reliquien aus einer längst vergangenen Zeit. Sie gehören mir. Ich habe sie nur an die Wände gehängt, aber ich benutze sie nicht.«
    Phillips große Augen waren weiterhin schreckgeweitet, und sein Blick wanderte über die Folterwerkzeuge, die stummen Zeugen aus der Zeit der Hexenverfolgungen. In Dorians umfangreicher Bibliothek befanden sich noch weitere Dokumente, die über diesen wohl dunkelsten Abschnitt in der Geschichte der Menschheit Auskunft gaben. Um sich ihrem Studium widmen zu können, hatte sich Dorian in dieses Haus zurückgezogen.
    »Was ist mit dir, Phillip?« fragte Dorian sanft, während er versuchte, den Hermaphroditen auf einen Stuhl niederzudrücken, wogegen sich dieser aber zur Wehr
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