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009 - Der Folterknecht

009 - Der Folterknecht

Titel: 009 - Der Folterknecht
Autoren: Dämonenkiller
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Hand.
    »Zerbrich sie!«
    Ich schleuderte die abscheulichen Reliquien von mir.
    »Hier die Augen! Zerquetsche sie!«
    Ich übergab mich beinahe, als ich etwas Glitschiges in meinen Händen fühlte.
    »Ihr Herz – bring es zum Stillstand!«
    Der warme, weiche, feuchte Klumpen zwischen meinen Fingern schien zu pulsieren.
    »Wirf ihren Körper den Buhlern vor!«
    Ich schleuderte den Eselskörper gegen die Tanzenden, die sich wie wilde Tiere darauf stürzten.
    Ich habe versucht, die nachfolgenden Geschehnisse aus meinem Gedächtnis zu verbannen, aber ich habe sie später noch oft in meinen Träumen durchlebt. Es genügt, wenn ich von diesen Alpträumen geplagt werde. Deshalb schreibe ich sie nicht auch noch nieder, damit andere davon verschont bleiben. Doch kann ich nicht verschweigen, daß ich hier, auf dem Gipfel des Eulenberges, von keinen Abscheulichkeiten verschont blieb. Ich erfuhr Demütigungen wie kein Mensch zuvor, mußte Dinge über mich ergehen lassen, für die ich mich bis in den Tod schäme, und bei dem Gedanken an die Exzesse wird mir vor Ekel übel. Ja, ich habe mir dort auf dem Eulenberg den Tod gewünscht, denn ich erkannte, daß ich mich nie zum Bösen bekennen und nie ein vollwertiges Mitglied der Schwarzen Familie werden konnte. Aber ich bekam nicht den Gnadenstoß, sondern das ewige Leben.
    »Nun habt Ihr die von Euch so begehrte Unsterblichkeit, Baron de Conde!« verkündete Asmodi und ließ seinen Worten ein höhnisches Gelächter folgen, das in meinen Ohren noch nachhallte, als ich mich längst schon im Schloß in meinem Zimmer eingeschlossen hatte.
    Ich wollte alle Schrecken auf diese Weise von mir fernhalten, doch am nächsten Morgen erreichten sie mich trotzdem. Fast die gesamte Dienerschaft überfiel mich an meinem Bett, aber ich mußte erst mit der Prügelstrafe drohen, um aus ihnen nach und nach herauszuholen, was sie wollten.
    An der Kutsche, mit der meine Familie fortgefahren war, hatte sich ein Rad selbständig gemacht. Es war nicht weit von der Brücke über die Meurthe geschehen. Niemand konnte sich erklären, warum der Kutscher nicht zum Schloß zurückgekehrt war. Es fand auch niemand eine Erklärung für das grausame Ende, das meine Familie gefunden hatte, denn Wölfe hatte es in Nähe meines Schlosses schon seit Jahren nicht mehr gegeben, auch nicht in kälteren Wintern; und es mußte ein Wolfsrudel die Kutsche überfallen haben, denn meine Frau und meine beiden Kinder waren buchstäblich in Stücke gerissen worden.
    Ich war ein gebrochener Mann. Der Verlust meiner Familie war schon schlimm genug, doch die Gewißheit, daß ich schuld an ihrem Schicksal war, schien unerträglich. Wie sollte ich mit dieser Schuld leben können?

    Gegenwart
     
    »Seit Sie lebendig begraben waren, sind Sie ein ganz anderer Mensch geworden, Mr. Hunter«, sagte Miß Martha Pickford anklagend, und mit besonderer Betonung fügte sie hinzu: »Noch eigenbrötlerischer, noch herrschsüchtiger – und noch grausamer sind Sie geworden!«
    Dorian Hunter beachtete sie überhaupt nicht, sondern betrat schweigend die Diele seines Reihenhauses in der Abraham Road. Während er den Trenchcoat an der Garderobe aufhängte, war sein Blick ins Leere gerichtet. Miß Pickford war sowieso Luft für ihn. Er wunderte sich selbst darüber, wie schnell er sich an sie gewöhnt hatte. Seit sie in der Jugendstilvilla, dem Hauptquartier seiner Inquisitionsabteilung, den Haushalt führte, hatte er eine dicke Haut bekommen. Ihre ständigen Nörgeleien, ihre Ermahnungen und Vorwürfe ließen ihn kalt; so wie jetzt, als sie auf ein erst kurze Zeit zurückliegendes Erlebnis in Hongkong anspielte, als die Dämonen ihn lebendig begraben hatten. Es berührte ihn nicht, weil er überzeugt war, daß sie nicht merkte, wie geschmacklos ihre Bemerkungen waren.
    Das Haus wirkte still und verlassen, obwohl Miß Pickford da war, die wie eine Glucke den Hermaphroditen Phillip Hayward bewachte, ebenso Donald Chapman, der fußgroße Puppenmann, und vor dem Haus waren zwei Exekutor-Inquisitoren postiert. Dorian war nur noch selten hier, seit seine Frau Lilian nicht mehr bei ihm lebte. Auch sie hatten die Dämonen auf dem Gewissen. Sie war von ihnen in den Wahnsinn getrieben worden und mußte ihr Dasein nun in der O'Hara-Stiftung fristen.
    Und jetzt kam Dorian an die Reihe. Er wußte, daß Asmodi, das Oberhaupt der Schwarzen Familie, alles tun würde, um ihn zu vernichten. Deshalb mußte er rasch handeln, um die Pläne des Fürsten der Finsternis zu
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