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009 - Der Folterknecht

009 - Der Folterknecht

Titel: 009 - Der Folterknecht
Autoren: Dämonenkiller
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Vergangenheit, Anno Domini 1484, Dezember
     
    Letzte Nacht habe ich den Teufel angerufen, und das hat mein Leben mit einem Schlag verändert. Es mag unverständlich und seltsam klingen, daß ich, Baron Nicolas de Conde, mich mit der Schwarzen Magie beschäftige. Mir hat es bisher an nichts gefehlt, und ich hatte immer alles im Leben, was ich mir nur wünschte. Ich bin mit Reichtum, einer klugen und schönen Frau und zwei Kindern gesegnet; und ohne mir schmeicheln zu wollen, kann ich ruhig behaupten, daß ich das bin, was man landläufig einen gelehrten Mann zu nennen pflegt; mein Studium der Naturwissenschaften habe ich in deutschen Landen mit Auszeichnung abgeschlossen. Mein Schloß nahe dem Eulenberg von Nancy wird von vielen als das schönste in weitem Umkreis gepriesen; meine Ländereien, ausgedehnte Wälder und fruchtbare Felder, von ehrbaren und fleißigen Bauern bestellt, erbringen mir jährlich einen so großen Gewinn, daß ich um die Zukunft der meinen keine Sorge zu haben brauche. Und dennoch kann ich nicht recht glücklich und zufrieden sein. Wahrscheinlich, weil mir nur alles Glück dieser Welt zu Füßen liegt.
    Ich möchte die letzten Geheimnisse ergründen, doch die Naturwissenschaft hat ihre Grenzen. So kam ich zwangsläufig dazu, mich für die Geheimlehren zu interessieren. Mit Alchimie beschäftigte ich mich nur kurz, da ich bald erkannte, daß das etwas für Narren war. Keiner, der auf die Alchimie schwört, wird jemals Gold erzeugen können, wenn er nicht überirdische Gehilfen hat. Man muß sich schon der Schwarzen Magie anvertrauen, wenn man Steine in Gold verwandeln oder sich das ewige Leben verschaffen will. Man muß den Mut haben, mit dem Teufel einen Pakt zu schließen. Darüber hinaus bedarf es aber auch noch eines großen Wissens. Denn daß man sich erzählt, der Teufel hätte schon so manchen überlistet und ihm seine Seele genommen, ohne eine Gegenleistung dafür erbracht zu haben, das kommt nicht von ungefähr.
    Ich habe letzte Nacht die Teufelsbeschwörung vorgenommen, und Asmodi hat mich erhört. Er ist mir erschienen: nicht etwa nur im Traum, wie angeblich der Heiland so manchem Frommen, sondern wirklich und wahrhaftig und mit Pech und Schwefel und Blitz und Donner. Er war keineswegs freundlich oder erfreut, denn ich hatte ihn bei den Vorbereitungen zu einem Hexensabbat gestört. Er war ungehalten, ja, böse über die Störung, doch mußte er zugeben, daß er nicht anders gekonnt hatte, als meinem Ruf Folge zu leisten. Daraus ersah ich, wie wertvoll es war, alle Arten der Teufelsbeschwörung in der Theorie zu beherrschen, bevor man zur Praxis überging.
    Ich hatte einen magischen Kreis gezogen, in dem er nun wütend herumtänzelte und gar fürchterlich fluchte. Als er sich endlich beruhigt hatte, fragte er: »Was willst du von mir, erbärmlicher Sterblicher? Du hast mich doch nicht nur gerufen, weil es dich gelüstete, mich zu sehen?«
    Ich hatte mich von meinem ersten Schreck und der Überraschung, daß mir Asmodi in Fleisch und Blut gegenüberstand, rasch erholt. »Sieh an, der Fürst der Finsternis zappelt in meinem Netz«, spottete ich. »Was drängt dich denn, meiner Gastfreundschaft so schnell wieder zu entsagen, Asmodi?«
    »Ein Sabbat steht bevor, werter Baron. Es gilt, das große Fest vorzubereiten, die Instrumente zu stimmen, den Festplatz zu entweihen, damit auch alle den Weg zu mir finden. Vergeude also nicht meine kostbare Zeit und nenne dein Begehr!«
    »Ich habe dich gerufen, um dir ins Gesicht zu sagen, daß ich an deiner Macht zweifle.«
    Er lachte schauerlich. »Nun, ich bin gekommen, und zwar schnell, obwohl ich fern von deinem Schloß war. Das sollte dich erahnen lassen, was ich alles kann. Aber ich sehe, daß du mich nur täuschen willst. Denn würdest du wahrlich an mir zweifeln, dann wäre es dir nicht so trefflich gelungen, mich herzurufen.«
    »Dein Erscheinen allein beeindruckt mich noch nicht. Das hätte jeder Scharlatan, jeder geschickte Gaukler geschafft. Du mußt mir schon einen überzeugenderen Beweis deiner Macht geben, wenn ich an dich glauben soll.«
    »Und woran habt Ihr gedacht, werter Baron?« fragte er lauernd.
    Ich holte tief Atem und sagte dann: »Wenn du wirklich so mächtig bist, wie du überall verkündest, dann müßtest du einem Sterblichen auch das ewige Leben geben können.«
    »Das kann ich«, behauptete Asmodi. »Viele Menschen, die sich von mir taufen ließen und der Schwarzen Familie angeschlossen haben, besitzen die Unsterblichkeit
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