Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0086 - Kreuzfahrt der Skelette

0086 - Kreuzfahrt der Skelette

Titel: 0086 - Kreuzfahrt der Skelette
Autoren: Friedrich Tenkrat
Vom Netzwerk:
dümpelte, kam der Befehl des Kapitäns zum Entern.
    Kraftvoll warfen die Skelette die Taue, und schon kletterten sie daran herunter. Der erste Pirat sprang auf den Kajütkreuzer.
    »Keith!« schrie Suzie Dingo entsetzt.
    Kalley schnellte herum. Er wuchtete sich dem Knochenmann entgegen und stieß ihn mit beiden Händen ins Wasser. Einem weiteren Piraten versetzte er einen Tritt, der diesen ins Meer schleuderte.
    Aber die Gegner waren zu zahlreich.
    Wie ein Heer von Ameisen kletterten sie auf den Kajütkreuzer des Sängers. Keith Kalley wehrte sich heldenhaft.
    Sogar Suzie Dingo gelang es, zwei Skelette über Bord zu stoßen. Aber dann traf sie eine harte Knochenfaust, und sie drohte, ohnmächtig zu werden.
    Ächzend ging sie in die Knie.
    »Suzie!« schrie Kalley besorgt. Er wollte sich des Mädchens annehmen, doch zwei Piraten stürzten sich auf ihn und umklammerten ihn mit ihren Knochenarmen.
    Er versuchte sie abzuschütteln. Atemlos stemmte er sich gegen die schrecklichen Gestalten. Es gelang ihm, den rechten Arm freizubekommen.
    Sofort schlug er zu. Doch gleichzeitig trafen ihn mehrere Skelettfäuste schmerzhaft.
    Sein Gesicht verzerrte sich. Keuchend klappte er zusammen. Die Piraten ließen jedoch noch nicht von ihm ab.
    Jetzt hieben sie erst recht auf ihn ein.
    Verzweifelt versuchte er, ihren Ring zu durchbrechen. Suzie sah sein verzerrtes Gesicht zwischen den Skeletten auftauchen.
    Es war blutig. Suzie wußte, daß sie zu schwach war, um Keith wirklich helfen zu können. Dennoch sprang sie auf und warf sich auf die Knochenmänner.
    Sie hieb mit ihren kleinen Fäusten schluchzend auf die skelettierten Schädel ein und schrie: »Laßt ihn! Laßt Keith in Ruhe! Hört auf, auf ihn einzuschlagen! Ihr bringt ihn ja um!«
    Sie erhielt einen brutalen Stoß, der sie zurückwarf.
    Sie stolperte, kippte nach hinten und schlug mit dem Hinterkopf gegen die verchromte Reling.
    Keith Kalleys markerschütternder Schrei drang noch in ihr Bewußtsein. Sie hörte das Stampfen der Knochenfüße.
    Und dann wurde sie ohnmächtig. Das letzte, woran sie noch dachte, bevor sie in einen tiefen schwarzen Schacht zu stürzen glaubte, war: Jetzt sind wir verloren.
    Danach kam das Nichts.
    ***
    Harwich hatte nicht einmal zwanzigtausend Einwohner. Ein trostloses, schmuckloses Städtchen mit grauen Häusern.
    Ich quartierte mich im ersten Hotel am Platz ein, bezog ein einfaches, aber sauberes Zimmer mit Balkon und Blick aufs Meer, packte meine Reisetasche aus, verstaute meinen Einsatzkoffer im Schrank und begab mich anschließend in das zum Hotel gehörende Pub, um gleich mit meiner Arbeit zu beginnen.
    Männer mit schwarzen Lodenjacken und dicken Seemannsmützen saßen beisammen und redeten über die Politik, die in Downing Street Nr. 10 gemacht wurde und mit der sie nicht einverstanden waren.
    Der Wirt war ein blonder Mann mit gutmütigen Augen. Er wirkte ein bißchen unbeholfen bei allem, was er tat, und es grenzte jedesmal an ein Wunder, wenn er seinen Gästen Whisky auf einem Tablett servierte und dabei kein einziges Glas zerbrach.
    Neben der Toilettentür hing eine Zielscheibe an der Wand. Ein schlanker, kräftiger Mann stand davor und warf seine Pfeile fast immer präzise ins Zentrum.
    Er war kein Seemann.
    Einer Eingebung folgend beschloß ich, mir zunächst einmal ihn vorzunehmen. Ich bestellte Kräuterbier beim Wirt und begab mich mit meinem Glas zu dem Gast, der unermüdlich an der Zielscheibe trainierte.
    »Ich denke, Sie brauchen nicht mehr länger zu üben«, sagte ich lächelnd. »Besser können Sie wohl kaum noch werden.«
    Der Mann musterte mich mit sympathischen Augen. Er hatte Falten an den Wangen – wie Sean Connery, der erste James Bond.
    »Ich habe mal einen Robin-Hood-Film gesehen«, sagte er. »Hood mußte sich mit seinem Gegner im Bogenschießen messen. Der Bösewicht setzte seinen Pfeil genau in die Mitte der Zielscheibe – und Robin Hood… spaltete diesen Pfeil mit seinem. Das möchte ich auch können.«
    »Eines Tages werden Sie soweit sein, da bin ich ganz sicher«, sagte ich.
    »Sie sind fremd in Harwich.«
    »Sieht man mir das an?«
    »Ich kenne hier jedes Gesicht. Von Berufs wegen.«
    »Darf man fragen, welchen Beruf sie ausüben?«
    »Natürlich. Aber Sie dürfen nicht erschrecken.«
    »Totengräber?«
    »Polizeiinspektor«, sagte der Mann.
    Ich grinste. »Jetzt weiß ich, wieso Sie mir gleich so sympathisch waren. Ich bin Oberinspektor John Sinclair von Scotland Yard.«
    »Jeffrey Mae«, stellte sich der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher