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0086 - Kreuzfahrt der Skelette

0086 - Kreuzfahrt der Skelette

Titel: 0086 - Kreuzfahrt der Skelette
Autoren: Friedrich Tenkrat
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Augenblick, doch dann sah ich ein, daß ich das Leben dieses verletzten Seemanns nicht aufs Spiel setzen durfte.
    Ich nahm die Hände von meiner Schrotflinte und richtete mich auf. Ich spreizte die Arme ab und knurrte ganz hinten in der Kehle: »Und was weiter?«
    »Du gehst jetzt nach draußen, Sinclair!« befahl mir der Geisterpirat. »Unbewaffnet. Das heißt: ohne die Dämonenpeitsche, ohne dein silbernes Kreuz, ohne alles…«
    Ich hatte keine andere Wahl. Ich mußte gehorchen.
    So schwer es mir auch fiel. Ich legte alles auf den Verkaufstisch. Die Gnostische Gemme. Das Kreuz. Den Silberdolch. Die Dämonenpeitsche. Ich kam mir nackt vor, als ich keine meiner wirksamen magischen Waffen mehr besaß.
    Langsam wandte ich mich um. Mein Blick streifte Suko. Der Chinese starrte mich sorgenvoll an. Er schüttelte kaum merklich den Kopf.
    Es schien so, als wollte er sagen: Geh nicht! Verlasse dieses Warenhaus nicht, John! Wenn du hinausgehst, bist du verloren!
    Ich wußte, was – beziehungsweise wer – mich draußen erwartete: Kapitän Mort Diabello.
    Meine Niederlage würde sein größter Triumph sein.
    »Geh!« schnarrte der Knochenmann, und ich setzte mich in Bewegung. Die Skelette, auf die ich zuschritt, traten zurück.
    Keiner richtete seine Waffe gegen mich. Mort Diabello schien ihnen gesagt zu haben, daß er mich lebend haben wollte.
    Sie hatten das Glas des Haupteingangs zertrümmert. Ausgestreckte Knochenfinger wiesen mir den Weg, den ich zu gehen hatte. Mir war, als würde ich zum Schafott geführt.
    Vor dem Warenhaus erwartete mich Mort Diabello. Zwei Knochenpiraten flankierten ihn. Er grinste dämonisch.
    Und seine Knochenfaust hielt mir einen Silberbecher hin, in dem sich der Teufelsnektar befand, der aus mir dasselbe Knochenscheusal machen würde wie es Diabello und seine Mannschaft waren.
    »Trink!« sagte der Horror-Kapitän scharf. »Leere diesen Becher bis zur Neige, John Sinclair, damit du einer von uns wirst!«
    Mich überlief es eiskalt. Waffenlos stand ich diesem Teufel gegenüber. Ich konnte ihm nicht mehr gefährlich werden. Er hatte letztlich doch gesiegt.
    Auf seinen Befehl traten Mort Diabellos Knochenpiraten auf mich zu. Sie klemmten mich zwischen sich ein wie zwei harte Schraubstockbacken.
    Und dann hob mir der Kapitän des Geisterschiffs den Todesbecher an die Lippen. Aus! schoß es mir durch den Kopf. Vorbei! Jetzt bist du erledigt. Mit einer unvorstellbaren Geschwindigkeit rasten eine Vielzahl meiner Abenteuer an meinem geistigen Auge vorüber.
    Man hatte mich lebendig begraben. Ich hatte gegen den Neffen des Grafen Dracula gekämpft. Meinen erbittertsten Feinden – dem Spuk, Myxin, dem Magier, dem Schwarzen Tod – war es nicht gelungen, mich auszuschalten.
    Diesen mächtigen Gegnern war nicht geglückt, was Kapitän Diabello nun gelingen sollte…
    »Trink!« herrschte mich der Geisterkapitän erneut an.
    Es hatte keinen Sinn mehr, daß ich mich weigerte. Sie würden mich zwingen, den Teufelsnektar zu trinken. Ich war ihnen rettungslos ausgeliefert. Meine Lippen entspannten sich.
    Sie waren bereit, sich zu öffnen. Ich richtete meinen Blick zum tintigen Nachthimmel und hoffte auf ein Wunder, das allein mich noch retten konnte.
    Und dieses Wunder geschah. Freunde, es geschah wirklich!
    Ich nahm eine Bewegung wahr. Auf dem Dach des Warenhauses. Ich erkannte meinen Freund Suko. Mochte der Teufel wissen, wie er es geschafft hatte, sich unbemerkt aus der Waffenabteilung davonzustehlen.
    Fest stand lediglich, daß es ihm gelungen war. Das allein zählte. Suko hatte das Präzisionsgewehr angelegt.
    Er zielte auf Mort Diabello.
    Ich preßte meine Lippen sofort wieder zusammen und wartete auf den erlösenden Schuß.
    Da! Schon peitschte er auf. Eine Feuerblume platzte vor der Gewehrmündung auf. Im selben Augenblick traf die geweihte Kugel den Kapitän der Geisterpiraten. Das Geschoß zerlegte Mort Diabello buchstäblich in seine Bestandteile. Kein Knochen war mehr mit dem anderen verbunden.
    Die Gebeine des Kapitäns wirbelten vor mir durch die Luft, klapperten auf den Boden, begannen zu glühen und vergingen noch in derselben Sekunde.
    Als die Skelettpiraten das sahen, wurden sie konfus. Sie wußten nicht mehr, was sie tun sollten. Schreiend rannten sie in Richtung Hafen davon. Ich durchschaute ihre Absicht.
    Sie wollten auf ihr Geisterschiff zurückkehren und verschwinden. Doch das durfte ihnen nicht gelingen.
    Morris Eggar kam aus dem Warenhaus gestürmt. Er schoß mit der letzten
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