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0086 - Kreuzfahrt der Skelette

0086 - Kreuzfahrt der Skelette

Titel: 0086 - Kreuzfahrt der Skelette
Autoren: Friedrich Tenkrat
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zum Spielball der Elemente werden, denn ich wußte, daß kein Mensch ihnen gewachsen war.
    Morris Eggar drehte voll auf. Das Schnellboot schnitt durch die schwarzen Fluten. Wir blickten uns um, und plötzlich stieß Eggar entsetzt hervor: »Gott im Himmel…!«
    Hinter uns stieg eine steile Wasserwand hoch. Zwanzig Yards! Ein Heulen, Gurgeln und Brausen begleitete die Springflut auf ihrem Weg. Sie raste hinter uns her.
    Wir schienen nicht vom Fleck zu kommen, obwohl das Schnellboot mit Höchstgeschwindigkeit fuhr. Unter unserem Boot schien sich ein gewaltiger Sog zu bilden, der uns in die Tiefe reißen wollte. Die Wasserwand fegte heran.
    Suko schlang sich blitzschnell ein Tau um die Leibesmitte. Auch Tovath Davis band er fest, damit die Wassermassen den Verletzten nicht über Bord spülen konnten.
    Mir war sonnenklar, daß diese Naturkatastrophe von Mort Diabello ausgelöst worden war.
    Es konnte ihm dabei aber nicht nur darum gehen, einen gewaltigen Schlag gegen uns zu führen. Ich vermutete, daß er mit dieser Sturzflut auch noch ein weiteres Ziel verfolgte: Er wollte Harwich einnehmen – und die hochgischtenden Wassermassen sollten es ihm leichter machen, über den kleinen englischen Küstenort herzufallen.
    Immer näher kam uns die mächtige Woge. Hoch türmte sie sich auf. Weiße Kämme tanzten auf ihr. Die riesige Wasserwand wölbte sich. Sie neigte sich uns entgegen, ragte fast schon über uns drüber. Eggar und ichnahmen die letzte Chance wahr, um uns ebenfalls mit Tauen an das Schiff zu binden.
    Und dann stürzten sich die Wassermassen mit einer unvorstellbaren Urgewalt auf uns herab. Wir waren auf einmal mittendrin in diesem fürchterlichen Heulen und Tosen.
    Überall war Wasser.
    Das Schnellboot wurde umhergestoßen. Mehrmals ragten die Schiffsschrauben aus dem Wasser. Dröhnend drehten sie sich leer durch. Das Schnellboot drohte zu kentern. Es drehte sich im Kreis. Es wurde gerüttelt und geschüttelt. Ich konnte mich nicht auf den Beinen halten, fiel.
    Wasser packte mich, spülte mich fort. Ich sauste über das Deck, bis sich das Tau spannte und mich festhielt.
    Ich glaubte, unter dieser gewaltigen Flut von Wasser ertrinken zu müssen. Gewiß erging es Suko, Tovath Davis und Morris Eggar genauso.
    Wir befanden uns im Zentrum eines höllischen Infernos, aus dem es kein Entrinnen mehr zu geben schien.
    Ich japste nach Luft, spie das Salzwasser aus, versuchte auf die Beine zu kommen. Da kippte aber das Deck steil ab und ich knallte hart auf den Boden.
    Jetzt! schoß es mir siedendheiß durch den Kopf. Jetzt überschlägt sich das Boot. Aber ich irrte mich. Das Schiff richtete sich wieder gerade. Es grenzte an ein Wunder.
    Die Sturzflut trug uns mit unvorstellbarer Geschwindigkeit der Küste entgegen. Genau auf Harwich rasten wir zu.
    Als ich den alten Leuchtturm erblickte, krampfte sich mein Herz zusammen. Die riesige Woge trug uns geradewegs darauf zu.
    Was Morris Eggar auch immer anstellte, es nützte nichts. Das Schnellboot war manövrierunfähig. Die Katastrophe ließ sich nicht vermeiden.
    Es hatte den Anschein, als würden nicht wir auf den Leuchtturm, sondern der Leuchtturm auf uns zukommen. Schon umspülten ihn die Fluten. Und dann kam der Aufprall.
    Er war mörderisch. Ich hörte Tovath Davis aufbrüllen. Morris Eggar schrie ebenfalls. Ich hörte, wie der Leuchtturm auseinanderbrach, wie gleichzeitig aber auch unser Schnellboot in Trümmer ging.
    Blech kreischte. Gestein polterte. Es schmetterte mich so hart auf die Planken, daß ich für einige Zeit die Besinnung verlor…
    ***
    Als ich die Augen aufschlug, war alles vorbei. Klatschnaß waren meine Kleider, und ich fror erbärmlich. Meine Glieder schmerzten. Ich hoffte, daß ich mir nichts gebrochen hatte.
    Neben mir stöhnte Morris Eggar. Aber sonst war nichts zu hören. Eine fast zu perfekte Stille umgab uns und weckte sogleich mein Mißtrauen.
    Es kostete mich einige Mühe, auf die Beine zu kommen. Da, wo der Leuchtturm gestanden hatte, lag nun unser Schnellboot.
    Suko hatte sich über Tovath Davis gebeugt. Ich löste das Tau, das immer noch um meine Mitte geschlungen war. Morris Eggar kam zu sich. Er erweckte nicht den Eindruck, als ob er meine Hilfe brauchte.
    Ich begab mich zu Davis und Suko. »Lebt er noch?«
    »Ja«, antwortete der Chinese. »Aber es müßte sich dringend ein Arzt um ihn kümmern.«
    »Komm. Wir tragen ihn von Bord.«
    Wir hoben Tovath Davis hoch und kletterten mit ihm vom Schnellboot herunter. Morris Eggar folgte
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