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0086 - Kreuzfahrt der Skelette

0086 - Kreuzfahrt der Skelette

Titel: 0086 - Kreuzfahrt der Skelette
Autoren: Friedrich Tenkrat
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nebeneinander aufgewachsen sind.«
    Suzie bot ihm ihre Lippen. »Das hast du nett gesagt«, flüsterte sie. »Danke, Keith. Du verstehst es, bei Frauen den richtigen Ton anzuschlagen. Ich weiß nicht, ob es nicht besser wäre, immer noch Angst vor dir zu haben.«
    Keith Kalley grinste. »Hör mal, inzwischen solltest du aber gemerkt haben, daß ich kein Ungeheuer bin.«
    »Ich rede heute viel Unsinn. Verzeih mir. Vielleicht ist es deshalb, weil ich zum erstenmal mit einem Mann zusammen bin, dem ich mich unterlegen fühle.«
    Sie schmiegte sich an ihn. »Eine herrliche Nacht hier draußen«, sagte er sanft.
    »Ja. Nur ein bißchen kühl.«
    »Möchtest du in die Kajüte…«
    »Könnte ich vorher einen Drink bekommen?«
    »Alles, was du willst«, sagte Keith.
    Plötzlich hörten die beiden eine scharfe Kommandostimme. Weither schien sie zu kommen. Suzie Dingo und Keith Kalley schauten in dieselbe Richtung.
    Rings um sie breitete sich die undurchdringliche Schwärze der Nacht aus. Suzie drückte sich mehr an Keith.
    Er merkte, wie sie leicht zitterte und legte seinen Arm um sie, damit sie das Gefühl hatte, in seiner Nähe könne ihr nichts geschehen, da wäre sie gut aufgehoben.
    »Wollt ihr wohl endlich das Focksegel setzen!« geisterte eine schneidende Stimme durch die Finsternis. »Ihr faulen Wanzen! Ich werde euch kielholen lassen, wenn ihr nicht schneller arbeitet!«
    »Unheimlich, was?« flüsterte Suzie Dingo.
    Keith Kalley nickte stumm.
    »Los! Los! Los!« gellte die unangenehme Stimme durch die Nacht. »Ich werde euch noch Beine machen, verlaßt euch drauf! Wer meinen Befehlen nicht unverzüglich nachkommt, den lasse ich über Bord werfen!«
    »Was ist denn das für ein Ton?« fragte Suzie, »Vielleicht konnte ein Kapitän früher mal so mit seiner Mannschaft reden, aber das geht doch heute nicht mehr.«
    Keith Kalley überlief es mit einemmal kalt. Er bekam die Gänsehaut. Er hatte den Verdacht, daß Suzie – ohne es zu wissen – den Nagel genau auf den Kopf getroffen hatte.
    »Ich lasse euch am Kreuzmast aufhängen!« rief die Stimme wütend.
    Sie wurde allmählich lauter.
    »Das Schiff kommt auf uns zu«, sagte Suzie gespannt.
    Keith verriet ihr nichts von seinem Verdacht. Er sagte nur: »Vielleicht ist es besser, wenn wir das Feld räumen.«
    »Wie du meinst.«
    Keith löste sich von dem Mädchen. Er wollte die Zwillingsmotoren starten, doch bevor er auch nur einen Schritt getan hatte, stieß Suzie Dingo einen heiseren Schrei aus.
    Keith Kalley wirbelte herum. Seine Augen weiteten sich. »Großer Gott!« stieß er überwältigt hervor.
    Er hatte das Gefühl, eine eiskalte Hand würde sich um seine Kehle legen und zudrücken. Ein Schock lähmte ihn für mehrere Sekunden.
    Aus der schwarzen Finsternis schob sich ein Schiff heraus, das es eigentlich nicht mehr geben durfte. Ein altes Kauffahrteischiff war es. Von Seetang und Muscheln bewachsen. Mit einer Takelage, wie sie heutzutage nicht mehr verwendet wurde.
    Statt einer Galionsfigur unter dem Bugspriet grinste Suzie und Keith ein riesiger Totenschädel entgegen.
    Kalley war zu keiner Reaktion fähig. An Bord des Hanseschiffes aus vergangenen Zeiten tauchten unheimliche Schauergestalten auf.
    Skelettierte Piraten!
    »Es existiert wirklich, das Totenschiff!« preßte Keith Kalley verstört hervor. »Ich habe die Geschichten, die man sich in Harwich darüber erzählt, immer für Seemannsgarn gehalten.«
    ***
    Acht Stunden vor diesem Ereignis atmete ich erleichtert auf. Das Protokoll, das ich anzufertigen hatte, war endlich fertig.
    Ich hatte es so lange wie möglich hinausgeschoben, denn ich bin ein Mann der Tat, und von Papierkram halte ich im allgemeinen nicht sehr viel, wiewohl ich aber einsehe, daß es ganz ohne Niederschriften nicht geht.
    Es gibt wohl nur wenige Berufe, in denen mehr Papier verbraucht wird als vom Beamtenapparat. Ich lehnte mich zurück und las mein Meisterwerk noch einmal in aller Ruhe durch.
    Nachdem ich es unterschrieben hatte, erhob ich mich und verließ mein Büro.
    Glenda Perkins, meine hübsche schwarzhaarige Sekretärin, wies auf das Blatt in meiner Hand und fragte: »Ist das der Bericht, nach dem Sir Powell schon vor zwei Wochen verlangt hat?«
    »Falsch«, gab ich grinsend zurück. »Es handelt sich hierbei um das Protokoll, das Sir Powell vor vier Wochen haben wollte. Zu dem, das er vor zwei Wochen verlangt hat, werde ich vermutlich erst in zwei Wochen kommen.«
    »Das wird den Chef aber nicht freuen.«
    »Ich bin nicht
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