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0086 - Kreuzfahrt der Skelette

0086 - Kreuzfahrt der Skelette

Titel: 0086 - Kreuzfahrt der Skelette
Autoren: Friedrich Tenkrat
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Inspektor vor. »Ich glaube, ich habe Ihren Namen schon mal gehört, Sinclair.«
    »Das ist ohne weiteres möglich.«
    »Sind Sie dienstlich hier?«
    »Ja.«
    Mae hob eine Braue. »Tatsächlich?« fragte er erstaunt. »Wieso hat man mich nicht informiert?«
    »Ich wäre früher oder später ohnedies in Ihrem Büro aufgekreuzt.«
    »Was interessiert Sie, Sinclair?«
    »Das Gerücht.«
    Jetzt hob Jeffrey Mae beide Brauen. »Moment mal, ich glaube, jetzt hab’ ich’s. Sie sind John Sinclair, der Geisterjäger. Ihre Abteilung befaßt sich ausschließlich mit übersinnlichen Fällen.«
    Ich lachte. »Gratuliere, Mae. Sie sind hervorragend informiert.«
    Der Inspektor legte mir freundschaftlich die Hand auf die Schulter. »Freut mich, Sie endlich einmal persönlich kennenzulernen, Sinclair. Sie kommen mir wie gerufen. Trinken wir was zusammen?«
    Ich hob mein Bierglas. »Ich hab’ schon etwas.«
    Jeffrey Mae rief dem Wirt zu, er solle noch mal dasselbe für ihn bringen. Dann drängte er mich an einen Tisch. Wir nahmen Platz.
    Nachdem Mae sein Kräuterbier bekommen und davon getrunken hatte, sagte er:
    »Man erzählt sich von Ihnen wahre Wunderdinge, Sinclair. Ich muß doch nicht Oberinspektor zu Ihnen sagen, oder?«
    »Nennen Sie mich John, Jeffrey.«
    »Okay.«
    »Erzählen Sie«, forderte ich den Inspektor auf.
    Er lehnte sich zurück und streckte die langen Beine von sich. »Es gärt hier in der Gegend, John. Ich habe eine Antenne für Gefahren. Immer schon gehabt. Und ich spüre ganz deutlich, daß etwas Übles auf uns zukommt. Drei Männer sind in der jüngsten Vergangenheit verschwunden. Fischer. Sie fuhren mit ihrem Boot aufs Meer hinaus und kamen nicht mehr zurück. Man fand ihre Boote irgendwo am Strand.« Jeffrey Mae beugte sich vor. »Und jetzt wird’s unheimlich, John«, sagte er.
    »In den Nächten nach ihrem Verschwinden sind diese Männer verschiedentlich wiedergesehen worden.«
    »Hat jemand mit ihnen gesprochen?« wollte ich wissen.
    Der Inspektor schüttelte den Kopf. »Niemand hatte die Gelegenheit, mit ihnen zu reden. Kaum hatte man sie gesichtet, waren sie auch schon wieder verschwunden. Wie ein Spuk…«
    »Sonderbar«, sagte ich.
    »Sehr richtig, John. Das ist auch meine Meinung. Kennen Sie die Geschichte von Kapitän Mort Diabello?«
    »Nein«, antwortete ich und nahm einen Schluck von meinem Bier.
    »Mort Diabello soll ein Satan gewesen sein. Andere behaupten wiederum, er wäre lediglich mit dem Teufel im Bunde gewesen. Jedenfalls war er der schrecklichste Kapitän, den die christliche Seefahrt je hervorgebracht hat. Er führte seine Mannschaft mit strengem Kommando, verweigerte seinen Leuten oft verdiente Ruhepausen und beleidigte seine Offiziere. Er ließ Männer kielholen, auspeitschen, den Haien zum Fraß vorwerfen. Er führte mehr und mehr eine Schreckensherrschaft auf seinem Schiff. Eines Tages brachen in Höhe der Tonga-Inseln die lange schwelenden Feindseligkeiten gegen den Kapitän aus. Der Schiffsmaat wiegelte die Mannschaft auf. Es kam zur Meuterei. Man setzte Kapitän Mort Diabello in einem Langboot aus und setzte die Fahrt ohne ihn fort. Einundvierzig Tage war Diabello unterwegs. Man sagt, der Satan habe ihm geholfen, zu überleben. Es gelang ihm, die Tonga-Inseln zu erreichen. Er legte eine Fahrtstrecke von 3618 Seemeilen zurück. Ohne die Hilfe des Höllenfürsten hätte er das niemals geschafft. Wieder nach England zurückgekehrt, erreichte Mort Diabello, daß eine Fregatte nach Tahiti segelte, um die Meuterer aufzuspüren. Danach sollen sich grauenvolle Szenen auf Diabellos Schiff abgespielt haben. Er lief mit der Mannschaft in der darauffolgenden Nacht aus. Niemand hat die Matrosen und das Schiff wiedergesehen. Erst hundert Jahre danach wurde ein Hanseschiff von skelettierten Piraten überfallen. Der Kommandant des Piratenschiffs war niemand anders als Mort Diabello gewesen.«
    Jeffrey Mae griff nach seinem Bierglas und trank.
    »Verdammt trockene Luft hier drinnen«, sagte er lächelnd.
    »Mort Diabello hat aus seiner Mannschaft also Piraten gemacht«, bemerkte ich.
    Der Inspektor nickte. »Er machte in allen Jahrhunderten die Weltmeere unsicher.«
    »Jetzt ist er hier – vor der englischen Küste. Warum?« wollte ich wissen.
    »Es gibt eine Prophezeiung, in der es heißt, daß Mort Diabello eines Tages genug von der Seefahrt haben würde. Dann würde er eine englische Küstenstadt besetzen und von da aus sein schreckliches Treiben fortsetzen. Diese Stadt könnte Harwich
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