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0086 - Kreuzfahrt der Skelette

0086 - Kreuzfahrt der Skelette

Titel: 0086 - Kreuzfahrt der Skelette
Autoren: Friedrich Tenkrat
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und schloß wenig später die Tür zu meinem Apartment auf.
    Skelettierte Piraten!
    Stellten sie eine Bedrohung für England dar? Oder nur eine Bedrohung für Harwich? Warum kreuzten sie vor der englischen Küste? Was bezweckten sie damit?
    Vorausgesetzt, daß es sie tatsächlich gab – würde ich mir in Harwich die Antworten auf meine Fragen holen.
    Ich holte meine Reisetasche aus dem Schrank. Als ich das nötigste in sie hineinzupacken begann, klopfte es.
    Ich begab mich in die Diele und öffnete. Suko – mein Nachbar, Freund und Kampfgefährte – stand draußen. Ich ließ ihn ein.
    »Wie geht’s?« fragte ich den hünenhaften Chinesen. »Du siehst gelb aus.«
    »Wie sollte ein Chinese denn sonst aussehen?« gab Suko zurück. Er hatte die Körpermaße eines gewichtigen Sumoringers. Sein dünnes schwarzes Haar war in der Mitte gescheitelt. Mit seinen Handkanten konnte er Holzklötze spalten.
    »Du weißt, wie ich’s meine«, sagte ich.
    Suko hatte die ganze Nacht gebrochen. Magenverstimmung. Wir waren am Abend zuvor chinesisch essen gewesen. Doch den »Acht Schätzen«, die Suko verdrückt hatte, gab er nicht die Schuld. Er war der Meinung, er müsse ein Virus erwischt haben.
    »Es geht mir schon wieder besser«, sagte Suko.
    »Aber so ganz auf dem Damm bist du noch nicht. Gib’s zu – wenn’s dir auch schwerfällt.«
    »Ich bin im Kommen.«
    »Das freut mich.«
    »Du verreist?« fragte der Chinese.
    »Was dagegen?« gab ich zurück.
    »Ohne mich?«
    »Wir sind nicht miteinander verheiratet.«
    »Dafür danke ich dem Himmel«, sagte Suko. »Wohin fährst du?«
    »Nach Harwich. Eine starke Autostunde von London entfernt.«
    »Ich kenne Harwich. Was willst du in dem Kaff?«
    Ich erzählte meinem Partner von dem hartnäckigen Gerücht, das ich auf seinen Wahrheitsgehalt prüfen sollte. Suko wollte natürlich sofort mitkommen, doch ich schüttelte den Kopf und sagte: »Kommt nicht in Frage, Junge. Du kurierst zuerst deinen Magen aus. Ich brauche dich nicht. Ich werde mich lediglich mit ein paar netten Seebären unterhalten. Dabei mußt du doch nicht unbedingt dabeisein, oder?«
    »Angenommen, die Story erweist sich als wahr, John…«
    »Dann rufe ich dich an, und du kommst nach.«
    »Versprochen?«
    »Versprochen«, erwiderte ich und nickte. Dann holte ich meinen Einsatzkoffer aus dem Schlafzimmer und verließ mit Suko mein Apartment.
    »Paß gut auf dich auf, John«, riet mir der Chinese. »Laß dich nicht von so ‘nem skelettierten Piraten kapern.«
    Ich grinste. »Sollte mir einer von diesen Klappermännern zu nahe treten, kann er was erleben. Ich zerlege ihn in seine Einzelteile und baue ihn verkehrt wieder zusammen.«
    Noch war mir zum Scherzen zumute.
    Doch das sollte bald anders werden.
    ***
    Keith Kalley leckte sich aufgeregt die Lippen. Suzie Dingo starrte entgeistert auf das Totenschiff. Auf dem Steven hockte ein Pirat.
    Das unheimliche Skelett schob sich einen langen Dolch zwischen die Zähne. Der Knochenmann bereitete sich auf das Entern des Kajütkreuzers vor.
    Suzie Dingo beobachtete ihn zitternd. Er trug Kleider aus vergangenen Zeiten. Ein breiter Ledergürtel war um seine dürre Mitte geschlungen.
    Immer mehr Piraten tauchten am Bug auf.
    Suzie Dingo und Keith Kalley vernahmen die scharfe Stimme des Kapitäns:
    »Fertigmachen zum Entern!«
    Wie ein Peitschenknall flog der Befehl durch die Nacht. Suzie konnte den Blick nicht von den schrecklichen Horror-Gestalten nehmen.
    »Keith!« preßte sie mühsam hervor. »Keith, so tu doch endlich etwas! Warte nicht, bis sie an Bord kommen! Fahr los! So fahr doch endlich los! Worauf wartest du denn noch? Wir müssen fliehen!«
    Endlich fiel die Lähmung von Keith Kalley ab. Der Schock verlor seine Wirkung.
    Er stürzte zum Cockpit und drückte auf den Knopf des Anlassers.
    Plötzlich entstand in den schwarzen Augenhöhlen des riesigen Totenschädels vorn am Bug ein glutrotes Leuchten.
    In derselben Sekunde rasten zwei grelle Blitzstrahlen auf den Kajütkreuzer zu.
    Suzie Dingo schloß geblendet die Augen.
    Die Blitze trafen Kalleys Boot und hemmten die Technik. Der Anlasser funktionierte nicht. Die Motoren blieben stumm.
    Keith Kalley brach der Schweiß aus allen Poren. Fast die gesamte Besatzung des Totenschiffes stand jetzt am Schanzkleid.
    Die Piraten des Grauens waren mit Degen und Enterhaken bewaffnet.
    Einige von ihnen hielten dicke Taue in ihren Knochenhänden.
    Sie warteten auf den richtigen Moment. Als der Kajütkreuzer backbord vorm Totenschiff
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