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0086 - Kreuzfahrt der Skelette

0086 - Kreuzfahrt der Skelette

Titel: 0086 - Kreuzfahrt der Skelette
Autoren: Friedrich Tenkrat
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geradeaus und hielt das Steuerrad fest in seinen klobigen Händen.
    Ich packte ihn an den breiten Schultern und schüttelte ihn. »Morris! Haben Sie nicht verstanden, was ich gesagt habe? Tom Hillerman ist ins Meer gestürzt!«
    Als der Mann immer noch nicht reagierte, begriff ich.
    Etwas manipulierte Morris Eggar. Anscheinend hatte Mort Diabello erkannt, daß wir seiner Mannschaft mit unseren Waffen zu großen Schaden zufügen konnten.
    Deshalb hatte er auf eine Weise, die mir unbekannt war, Einfluß auf den Geist dieses Mannes genommen und veranlaßt, daß Eggar mit dem Schnellboot das Weite suchte.
    Dadurch war es uns nicht möglich, an Bord des Geisterschiffes zu klettern, und mit den restlichen Piraten aufzuräumen.
    »Morris!« schrie ich den Seemann an. »Morris!«
    Er nahm überhaupt nicht wahr, daß ich neben ihm stand. Ich versuchte ihn vom Steuerrad wegzudrängen, doch er stand da wie ein Felsen, ließ sich nicht ein Stück zur Seite bewegen, behielt das Rad fest in seinen großen Händen.
    Ich schaute nervös zurück.
    Das Piratenschiff war in der Dunkelheit verschwunden. Wir mußten umkehren. Augenblicklich. Aber Morris Eggar war dazu nicht zu bewegen. Mein Kruzifix fiel mir ein.
    Blitzschnell holte ich es aus meinem Hemd. Als ich dem Seemann das geweihte Silberkreuz auf die Stirn drückte, kam er schlagartig wieder klar.
    Seine Lider flatterten. Er blickte mich verwirrt an. »Sinclair…«
    »Wenden Sie, Morris! Rasch!«
    »Was ist passiert? Wo sind sie, die Piraten…?«
    Ich sagte ihm, was er nicht wußte. Er wurde blaß. »O mein Gott!« stieß er atemlos hervor. Dann brachte er das Schnellboot hastig auf den richtigen Kurs. Wir rasten zurück.
    Aber wir erlebten eine bittere Enttäuschung. Ich hatte das befürchtet. Kapitän Diabello hatte sich aus dem Staub gemacht.
    Das Geisterschiff war verschwunden. Als hätte es nie existiert.
    ***
    Suko kümmerte sich um Tovath Davis’ Verletzung. Es gelang ihm zwar, die Blutung einzudämmen, aber er konnte sie nicht stillen. Ich hatte inzwischen meinen Silberdolch und die Gnostische Gemme eingesammelt.
    Seit einer halben Stunde kreuzten wir nun schon auf dem Meer. Immer wieder stellte Morris Eggar die Motoren ab. Wir lauschten.
    Eggar rief verzweifelt Hillermans Namen, doch Tom Hillerman antwortete nicht. War er ertrunken? War er den Piraten in die Hände gefallen? Wir wußten es nicht.
    Und das peinigte vor allem Morris Eggar.
    »Wenn Tom nicht mehr lebt, bin ich schuld an seinem Tod!« knirschte der Seemann.
    Ich schüttelte bestimmt den Kopf. »Das stimmt nicht, Morris. Ihr Geist war von einer magischen Macht blockiert.«
    »Quatsch. Ich habe die Motoren in Gang gesetzt. Ich bin mit dem Schnellboot abgefahren, ohne mich um Tom zu kümmern.«
    »Sie hatten doch keine Ahnung, daß er über Bord gegangen war. Sie wußten nicht, was Sie taten«, sagte ich.
    Eggar legte die Hände trichterförmig an den Mund. »Tom!« brüllte er, so laut er konnte. »Tom! Wo bist du? Hörst du mich? Antworte, Tom!«
    Aber Tom blieb stumm.
    Morris Eggar sah mich betroffen an. »Er lebt nicht mehr, Sinclair. Ich fühle es. Ich habe meinen besten Freund verloren.« Das Gesicht des Seemanns verzerrte sich vor Wut und Haß. Er schrie in die Nacht hinein: »Mort Diabello, du gottverfluchter Bastard, das wirst du mir büßen! Ich mach’ dich fertig, du satanisches Drecksstück! Warum bist du abgehauen, du feiger Hund? Fühlst du dich uns nicht gewachsen? Hast du Angst vor ein paar Menschen, die den Mut aufbringen, dich zu bekämpfen? Warum kommst du nicht zurück? Stell dich zum Kampf, Kapitän! Laß es uns in dieser Nacht entscheiden, wer von uns der stärkere ist!«
    Stille.
    Aber nicht lange. Ich hatte mit keiner Reaktion von Seiten Diabellos gerechnet. Um so mehr erstaunte mich das dumpfe Grollen, das wir plötzlich alle wahrnahmen.
    »Was ist das?« fragte Suko beunruhigt.
    »Ich hab’ das schon mal gehört«, sagte Tovath Davis knirschend. »Auf dem Atlantik draußen. Damals war es ein Seebeben, ausgelöst von einem Erdrutsch auf dem Meeresgrund. Die darauffolgende Springflut hätte unser Schiff beinahe zertrümmert.«
    Morris Eggar ließ die Motoren wieder an.
    Das Meer wurde merklich unruhig. Eggar brachte das Schnellboot auf heimatlichen Kurs. Etwas Bedrohendes erfüllte die Nacht.
    Mir gefiel unsere Situation nicht. Es machte mir nichts aus, gegen Dämonen zu kämpfen, selbst wenn sie noch so mächtig waren.
    Aber gegen Naturgewalten war ich machtlos. Ich wollte nicht
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