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Willst du dein Herz mir schenken

Willst du dein Herz mir schenken

Titel: Willst du dein Herz mir schenken
Autoren: Marit Hannis
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FAST EIN TAG WIE JEDER ANDERE
     
    Das laute Krachen war selbst durch die dicke Holztür bis in den Festsaal zu hören. Es schepperte und klirrte in der Diele der Burg Lodenstein, als würde ein Elefant im Porzellanladen einen Handstand machen.
    Das bedeutete nichts Gutes. Schnell legte Teresa die Dekoration auf dem Tisch ab und eilte zur Tür. Als sie die Diele betrat, wurden ihre Knie weich bei dem Anblick, der sich ihr bot. Alles war voller Scherben und einer undefinierbaren roten Masse. Glasscherben lagen auf den Blättern der Blumen, rollten den Boden entlang und in die Fliesenritzen und glitzerten im weichen Teppich. Etwas Rotes, Klebriges schmiegte sich an das Holzgeländer der Treppe, rutschte schmierig von der Wand und tropfte von den Vorhängen.
    Wie ein Wagenrad rollte ein rundes Tablett aufreizend langsam die Treppe nach unten, hüpfte von jeder einzelnen Stufe, bis es sich unten angekommen dreimal um sich selbst drehte und dann einfach umfiel.
    »Mist.« Eine Frau in einer weißen Schürze, die oben an der Treppe auf dem Boden lag, versuchte mühsam aufzustehen, doch es gelang ihr nicht. Sie hielt sich die Hüfte und stöhnte auf.
    Teresa lief schnell die Stufen hinauf und beugte sich besorgt über die Frau. »Haben Sie sich verletzt? Geht es Ihnen gut?«
    Die Frau in der weißen Schürze deutete mit schmerzverzerrtem Gesicht auf ihre Hüfte. »Ich bin mir nicht sicher, was es ist, aber es tut sehr weh.«
    »Können Sie aufstehen?« Teresa reichte helfend ihre Hand, doch es nützte  nichts. Die Frau konnte sich nur aufsetzen, aber nicht aufstehen. Es war offenbar zu schmerzhaft.
    »Ich bin gestolpert, über die eigenen Füße. Können Sie das glauben? Das ist einfach unglaublich. Über die eigenen Füße!« Sie schüttelte den Kopf über ihre Ungeschicklichkeit.
     »Sie bleiben besser liegen, bis ich einen Krankenwagen gerufen habe.«
    Die Frau protestierte laut. »Aber das geht nicht! Wer soll denn dann das Essen machen? Und vor allem – neues Dessert zubereiten?! Sie haben doch nur mich, ich bin die einzige Köchin. Gerade heute kann ich nicht ausfallen! Es geht nicht.«
    Teresa versuchte, sie zu beruhigen. Sie brauchte die Köchin heute wirklich unbedingt, aber sie konnte die Frau nicht arbeiten lassen, wenn sie verletzt war. »Ich werde eine andere Köchin kommen lassen. Machen Sie sich keine Sorgen.«
    »Papperlapapp. Ich koche heute.« Die Köchin versuchte wieder aufzustehen, doch nur ein lautes Stöhnen entschlüpfte ihrem Mund. Mehr schaffte sie nicht.
    Teresa richtete sich auf. »Ich rufe jetzt den Notarzt.«
    Die Köchin gab auf. »Ich kann ja wohl nicht im Liegen kochen.«
    Teresa ging die Treppe hinunter in Richtung Büro, wo sich das Telefon befand. Nachdenklich öffnete die junge Frau die Tür und ging zu dem schweren, hölzernen Schreibtisch am Fenster, wo sie den Hörer von der Gabel nahm. Sie hielt kurz inne, als sie ihre Spiegelung im Fensterglas erblickte. Sie sah gar nicht so nervös aus, wie sie sich fühlte. Ihre Wangen waren gerötet und ihr langes, braunes Haar lag etwas unordentlicher als sonst auf ihren Schultern, aber sonst wirkte sie ruhig und gefasst, so dass man ihr junges Alter von gerade 22 Jahren gar nicht bemerkte. Dabei war das heute keine Party wie jede andere, die sie ausrichtete. Heute kam die Crème de la Crème in die Burg und feierte ihre Millionenabschlüsse und sensationell erfolgreichen Vertragsverhandlungen. Heute musste einfach alles stimmen.
    Teresa riss sich aus ihren Betrachtungen und wählte die Nummer des Notrufs. Als sich am anderen Ende der Leitung eine Frau meldete, erklärte sie ihr mit ruhiger Stimme, was passiert war. Danach beschrieb sie ihr die Anfahrt zur Burg, den Weg durch das alte Burgtor, durch die Wälder hinauf auf den Berg, bis sie auflegte und eine weitere Nummer wählte.
    »Eventagentur EVA, Jonathan Rogge«, meldete sich ungehalten eine männliche Stimme.
    »Hallo, hier ist Teresa.«
    »Teresa!« Die Stimme wurde sofort freundlicher. »Was kann ich für dich tun, mein Herz?«
    Teresa ignorierte die vertrauliche Anrede und kam sofort auf den Zweck ihres Anrufes zu sprechen. »Es gab einen Unfall hier, ich brauche eine neue Köchin.«
    »Ist die Party in Gefahr? Du weißt, dass das heute wichtig ist!« Die Stimme von Jonathan Rogge wurde schärfer.
    »Das weiß ich. Deshalb brauche ich eine neue Köchin.«
    »Ich werde eine zu dir auf die Burg schicken, ich hab einen heißen Draht zur Arbeitsvermittlerin.« Er lachte laut. Jonathan
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