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Willst du dein Herz mir schenken

Willst du dein Herz mir schenken

Titel: Willst du dein Herz mir schenken
Autoren: Marit Hannis
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auf morgen und der Herr Graf übernachtet inzwischen im Hotel.«
    Die Polizistin zog die Stirn kraus. »Das sehe ich nicht so. Er darf rein.«
    Der Polizist schüttelte den Kopf. »Nein, darf er nicht.«
    »Er hat die nötigen Papiere. Er hat ein Recht darauf.«
    »Ich denke, es zählt auch die Menschlichkeit. Jetzt alles aufzulösen, wäre nicht im Sinne der Gerechtigkeit.«
    Die Frau schwieg und ging zum Auto, wo sie ihr Handy herausholte und eine Nummer wählte. Das Blaulicht beleuchtete ihr Gesicht und färbte es unwirklich blass, als sie am Telefon sprach, während ihre blonden Locken fast grün wirkten. Dann kam sie zurück.
    »Anordnung von ganz oben. Der Graf darf einziehen, aber die Party findet statt. Er soll niemanden stören. Morgen sehen wir dann weiter.«
    Teresa atmete auf. Die Party konnte stattfinden. Mittlerweile waren drei weitere Wagen durch das Tor hinauf zur Burg gefahren. Es war dringend nötig, dass sie oben bei den Gästen erschien, damit alles reibungslos klappte.
    Der Graf schien ebenfalls erleichtert. »Jemand muss das Gepäck nehmen. Ich will auf mein Zimmer.«
    Er ging los und ließ seine fünf Koffer stehen. Doch Teresa stoppte ihn. Sie nahm einen Koffer zur Hand. »Entweder Sie tragen die restlichen vier Koffer und wir gehen alleine nach oben, oder Sie warten, bis ich Hilfe gerufen habe«, sagte sie dem Fremden mit ruhiger Stimme.
    Der Fremde zögerte, doch dann blieb er stehen.
    Teresa bat die Polizistin, mit deren Handy Verstärkung für die Koffer durch die Küchenhilfen holen zu dürfen, was sie auch tat. Dann verabschiedeten sich die Polizisten und stiegen in ihren Wagen, wobei sie ihre Diskussion darüber, was im Falle des Grafen besser oder gerechter wäre, wieder aufgriffen.
     
    Als nur wenige Minuten später zwei Küchenhilfen erschienen und das Gepäck nahmen, ging Teresa mit den beiden und dem Grafen den Weg zur Burg hinauf.
    Es war inzwischen richtig dunkel geworden. Der Lärm von der Straße hatte nachgelassen. Sie hörte das Wispern der Bäume und das Rauschen der Blätter. Hin und wieder knackste es im Unterholz und raschelte es im Gebüsch. Oben auf dem Berg wiesen die erleuchteten Fenster der Burg ihr den Weg.
    Eine der Küchenhilfen, ein zarter, junger Mann mit einen Bärtchen, das an zu dünn gesäte Petersilie erinnerte, flüsterte zu Teresa: »Hoffentlich ist er kein Killer, der den Bürgermeister oder einen anderen wichtigen Mann heute Abend umbringen will.«
    Teresa lächelte. »Das ist doch Quatsch«, flüsterte sie zurück.
    »Er erinnert mich an den Schakal. Ein superteurer Edel-Killer, der andere Identitäten annimmt, um dann zuzuschlagen.«
    »Das ist ein Film«, erwiderte Teresa.
    »Aber so was gibt es! Wer weiß, was er in seinen Koffern hat!«
    Teresa betrachtete die Koffer. Der, den sie trug, war wirklich sehr schwer. Trotzdem. »Das ist Unfug«, sagte sie bestimmt.
    »Oder er gehört zum Geheimdienst und spioniert heimlich alle aus.«
    »Quatsch.«
    »Oder er ist ein Verbrecher, der sich hier verstecken will. Wer weiß, was er getan hat? Mord? Einen Bankraub? Vielleicht sind in den Koffern die Kronjuwelen oder ein paar Millionen?«
    Die Augen der Küchenhilfe leuchteten begeistert, doch Teresa schüttelte den Kopf. »Du siehst zu viele Krimis. Jetzt ist Schluss.«
    Sie waren an der Burg angekommen. Bei der Tür im Schein der Fackeln, die Teresa über den Stufen am Eingang angebracht hatte, standen mehrere Gäste, die sich begrüßten und bereits erste wichtige Gespräche führten. An ihnen konnte Teresa mit ihrer seltsamen Begleitung und dem vielen Gepäck nicht vorbeigehen, das würde unerwünschte Fragen aufwerfen, die sie nicht beantworten konnte. Sie drehte um.
    »Wir gehen über die Terrasse«, bestimmte sie. Der Trupp folgte ihr. Zusammen bogen sie vor der Burg ab und gingen in die Dunkelheit, die sich hinter dem Gemäuer über den Wald gelegt hatte.
    Durch die Bäume schimmerten ein paar Lichter vom Damm, die sich unten im See spiegelten. Der Rest der Wasseroberfläche lag dunkel und schwarz hinter dem Wald. Es plätscherte leise in der Ferne.
    Das Licht aus den Fenstern der Burg beleuchtete an einigen Stellen den Boden unter ihren Füßen, so dass Teresa wenigstens hin und wieder sehen konnte, wohin sie trat. Sie ging voran, die anderen folgten ihr.
    Als sie an den Mauern der Terrasse angekommen war, blieb sie stehen. Hier war es heller. Die geöffneten Fenster des Festsaales waren hoch und breit, und das Licht daraus schien strahlend in die
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