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Willst du dein Herz mir schenken

Willst du dein Herz mir schenken

Titel: Willst du dein Herz mir schenken
Autoren: Marit Hannis
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Rogge hatte einen heißen Draht zu jeder Frau in der Umgebung. Und wahrscheinlich sogar in ganz Deutschland.
    »Danke.«
    »Wann gehst du denn endlich mit mir aus? Das ist schon längst überfällig, mein Herz.« Er lachte wieder. »Aber nicht heute. Da bin ich schon verabredet.«
    Teresa blieb nett und freundlich, während sie ihn wieder einmal abblitzen ließ. Doch Jonathan nahm ihr die Abfuhr nicht übel, das war er von ihr gewöhnt. Er gab ihr noch ein paar Anweisungen für die Ausrichtung der Party, dann legten beide auf.
    Teresa ging zurück in die Diele, wo die verletzte Köchin ein paar neugierig herbeigeeilten Angestellten erklärte, dass sie ihre eigenen Füße angeblich deshalb nicht mehr sehen konnte, weil das Tablett in der Hand die Sicht verhindert hätte. Teresa musste die Erzählung jedoch unterbrechen. »Tut mir leid, Leute, aber wir haben noch viel zu tun. In wenigen Stunden wird die Party anfangen, bis jetzt ist weder das Essen fertig noch die Dekoration des Festsaals erledigt. Ihr wisst, wie wichtig das Fest heute Abend ist, da muss alles stimmen. Also geht bitte wieder an die Arbeit. Es gibt noch so viel zu tun.«
    Die Einwilligung der Angestellten kam gern und willig. Sie gingen auch sofort zurück zu der Arbeit, die sie unterbrochen hatten. Sie akzeptierten Teresa trotz ihrer Jugend als diejenige, die als Assistentin des Chefs Jonathan Rogge die Ausrichtung des Festes leitete und ihnen Anordnungen gab. Teresa hatte hart gearbeitet für diesen Job, aber sie hatte es gern gemacht. Sie liebte die Arbeit für die Eventagentur, besonders wenn es um die Ausrichtung von Feiern auf der Burg ging. Früher war die Burg einmal von einer Fürstenfamilie bewohnt worden, seit einigen Jahrzehnten gehörte sie jedoch dem Ort Lodenthal, der sie für Feiern und Festlichkeiten zur Verfügung stellte. Teresas Eventagentur war für diese Feiern verantwortlich. Und Teresa wollte, dass sich bei diesen Festivitäten jeder in der Burg so wohl fühlte wie sie.
    Mit einem nachdenklichen Blick sah sich Teresa das Chaos in der Diele an. Die Scherben lagen überall auf dem Boden. Das rote Gelee, das eigentlich als Dessert gedacht war, klebte noch immer überall, wo es nichts zu suchen hatte. Und zu allem Überfluss hatte einer der Küchenhelfer, der neugierig aus der Küche gerannt gekommen war, eine braune Soßenspur auf dem Teppich hinterlassen.
    Teresa seufzte leise. Dann ging sie in die Besenkammer, holte alle nötigen Utensilien heraus, um Treppe und Diele wieder in Hochglanz zu bringen, doch gerade, als sie mit der Arbeit beginnen wollte, klopfte es an der Tür.
    »Das sind bestimmt die Sanitäter«, rief die Köchin, die unverändert oben auf der Treppe lag und hin und wieder leise stöhnte.
    Teresa ging zu der großen Eingangstür, doch der Klopfer war kein Sanitäter. Er war ein Mann um die Dreißig in einem dunklen Trenchcoat, mit einer noch dunkleren Sonnenbrille und einem kalten Lächeln. Hinter ihm hievte ein schwitzender Taxifahrer fünf große, schwere Koffer aus dem Kofferraum eines Taxis und stellte sie vor die Eingangstür.
    Der Mann im Trenchcoat zog statt einer Begrüßung einen Mundwinkel nach oben. »Ich möchte sofort in mein Zimmer.«
    Teresa schüttelte den Kopf. »Sie sind hier falsch. Das ist kein Hotel«, erwiderte sie ruhig. Das war nicht das erste Mal, dass ein fehlgeleiteter Tourist dachte, er könne hier Urlaub machen.
    »Aber ich wohne hier«, beharrte der Mann. Sein Lächeln wurde noch eine Spur kälter.
    »Tut mir leid.« Teresa sah ihn freundlich an. »Das ist ein Irrtum.«
    Der Taxifahrer wandte sich keuchend an Teresa: »Soll ich die Koffer besser im Auto lassen?«
    »Ja«, erwiderte Teresa.
    »Nein«, antwortete der Mann im Trenchcoat zur selben Zeit. »Natürlich nicht!« Er wollte noch etwas hinzufügen, doch in diesem Augenblick heulte ein Martinshorn auf, und der Notarztwagen kam auf den Hof gefahren.
    Teresa atmete auf. Das Fahrzeug stellte sich zum Taxi vor den Eingang der Burg, während zwei Sanitäter eilig heraussprangen und auf Teresa zukamen. Sie erklärte ihnen sofort, was passiert war, dann brachte sie die Männer in die Diele, wo sie sich um die verletzte Frau kümmerten.
    Erst als sie das Knirschen von zerbrochenem Glas auf dem Fliesenboden hörte, fiel Teresa der Fremde wieder ein. Er stand in der Diele und sah sich um. Bewundernd betrachtete er die kostbaren Bilder an der Wand, die geschnitzten Türrahmen, die steinernen Bögen darüber und die schönen, schweren
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