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Die Mistelzweigstrategie

Die Mistelzweigstrategie

Titel: Die Mistelzweigstrategie
Autoren: Lori Foster
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1. KAPITEL
    E ric Bragg hörte das Stakkato ihrer hohen Absätze auf dem polierten Boden im Flur. Er richtete sich erwartungsvoll in seinem Stuhl auf. Sein Herzschlag beschleunigte sich.
    Dass er den Klang von Maggies langbeinigen, entschlossenen Schritten so genau kannte, war nur ein weiterer Beweis für seine wachsende Obsession. Mit Leichtigkeit konnte er ihren Gang von dem aller anderen Angestellten unterscheiden, was ihn mit einer Mischung aus heißem Begehren und Verärgerung erfüllte. Dieses Gefühl ergriff ihn jedes Mal, wenn es um Maggie Carmichael ging.
    Vor nicht allzu langer Zeit wären ihre Schritte von Turnschuhen gedämpft gewesen, die perfekt zu ihren zerrissenen Jeans und den viel zu großen Sweatshirts gepasst hatten. Damals, als sie es noch so aufregend fand, ins Büro zu kommen, dass sie ihre eigentlich tadellosen Manieren vergessen und mit der Begeisterung einer Neunzehnjährigen den Gang auf und ab gerannt war. Eine neunzehnjährige Kindfrau, fast alt genug, fast reif genug.
    Eric verlagerte das Gewicht und versuchte, es sich in seinem großen Stuhl bequemer zu machen, obwohl seine Muskeln angespannt waren und sein Puls zu rasen begann. Zu Erics Pech war Maggie direkt nach dem College in die Rolle der Chefin geschlüpft, ein Umstand, den er nicht hatte voraussehen können. Denn sonst hätte er bestimmt nicht so geduldig darauf gewartet, dass ihr Altersunterschied nach und nach unter dem Einfluss von Erfahrung und Reife weniger prägnant wurde. Zehn Jahre waren nicht viel, wie er sich selbst immer wieder sagte, es sei den, man schwärmte für eine noch zur Schule gehende Tagträumerin.
Die Tochter des Chefs – und jetzt die verdammte Chefin höchstpersönlich.
    Aber wer hätte ahnen können, dass ihr Vater so unerwartet an einem Herzinfarkt sterben würde? Und vor allem, dass er der rotwangigen und unsicheren Maggie die Leitung des kleinen, aber stetig wachsenden Unternehmens übertragen haben würde und nicht ihm, Eric, der schon seit Jahren seine rechte Hand gewesen war?
    Eric lockerte den Griff um seinen Kugelschreiber, mit dem er die Kosten für eine neue Lieferung überprüft hatte, und legte ihn sorgsam auf seinen überfüllten Schreibtisch. Maggie hatte ihn jedes Jahr ungefähr um diese Zeit im Büro besucht, kurz vor Weihnachten, und sie hatte immer überall am Körper kleine Glöckchen getragen; in die Schnürsenkeln eingefädelt oder in die festliche Schleife gesteckt, die ihr sündhaft schönes Haar zusammenhielt, und an Bändern um den Hals. Sie liebte Weihnachten, und sie liebte es, Geschenke zu kaufen. Eric langte in seine Tasche und strich mit dem Daumen über den gravierten Schlüsselbund, den sie ihm im letzten Jahr geschenkt hatte.
    Dieses Jahr aber war alles anders.
Dieses Jahr war er ihr Angestellter.
    Mit einer Lässigkeit, die er nicht empfand, auf seinem Stuhl ausgestreckt, wartete Eric auf sie. Und trotzdem stockte ihm kurz der Atem, als Maggie, ohne zu klopfen, die Tür aufriss und eintrat.
    An ihrem Körper befand sich keine einzige Glocke. Keine rote Samtschleife, keine blinkenden Anstecknadeln. Sie war so verdammt vernünftig in letzter Zeit, als ob die alte Maggie nie existiert hätte. Die Tatsache, dass sie ihren Vater verloren und zugleich Verantwortung für das Unternehmen übernommen hatte, hatte sie vollkommen verändert. Ihr glänzendes schwarzes Haar trug sie nun etwas kürzer und todschick geschnitten, es reichte ihr gerade noch bis zum Ansatz der Brüste. Als er sie zum ersten Mal mit dieser Frisur gesehen hatte, betrank er sich hinterher sinnlos aus Trauer um den Verlust einer so lange gehegten Fantasie. Ihr schlanker Körper, den er gewohnt war, in sportlicher Kleidung zu sehen, war ebenfalls verloren und jetzt unter einem lächerlich kastenförmigen Geschäftsanzug verborgen. Sowohl der Schnitt wie auch die Farbe waren langweilig – und trotzdem erregte sie ihn immer noch.
    Er wusste ja, was sich unter dieser absurden Rüstung befand, kannte den schmalen, femininen Körper, der sich darunter versteckte.
    Und ihre Beine … nun, zumindest die hochhackigen Schuhe, die sie inzwischen trug, konnte er billigen. Sie halfen ihm, neue Fantasien zu erschaffen, mit denen er sich jede Nacht quälte wie ein Masochist. Er schlief mit Gedanken an sie ein und wachte mit Gedanken an sie auf.
    So langsam gewöhnte er sich daran, Tag für Tag mit einer halben Erektion herumzulaufen.
    Er kam sich wie ein Teenager vor, als wäre er erneut in den hitzigen Kämpfen der
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