Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zero kommt gleich

Zero kommt gleich

Titel: Zero kommt gleich
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
1
     
    Es war eins dieser typischen teuren
Restaurants, wo man Wahnsinnspreise für das Essen bezahlen mußte und dafür noch
schlecht bedient wurde. In den letzten sechs Wochen war ich viermal in der
Woche hiergewesen , aber gegessen hatte ich noch nie
einen Happen. Auch an diesem Abend war es nicht anders; ich setzte mich an die
Bar, trank das übliche Glas und verschwand schließlich durch die Tür, die keine
Aufschrift trug. Von dort ging es einen langen Korridor entlang bis zu der
Stahltür am Ende. Der Fatzke in seinem ewigen
Abendanzug lehnte wie üblich an der Wand.
    »’n Abend, Mr. Farrel .« Er grinste und zeigte seine lückenhaften gelben
Zähne. »Glauben Sie, daß Sie heute abend Glück haben
werden ?«
    »Das glaube ich jeden Abend«,
entgegnete ich trübe.
    Er zuckte die Schultern, dann drückte
er auf den verborgenen Knopf, und die Stahltür öffnete sich. Ich trat zwei
Schritte vor; die Stahltür schloß sich hinter mir, und jetzt war ich in meiner
Welt, wo das Schicksal an den Karten hängt, mit den Würfeln rollt oder mit der
Kugel fällt. An diesem Abend mußte ich das Schicksal herausfordern: Entweder
ging ich mit einem Riesengewinn nach Hause, oder...
    In dem Glaskasten, der wie ein
Banktresor abgesichert war, lächelte mir der Rotschopf mit müden Augen zu. Viel
kam nicht dabei heraus, und sie gab es auch schnell auf.
    »Hallo, Mr. Farrel .«
Das klang vorsichtig. »Wollen Sie heute Ihr Glück probieren ?«
    »Schuldscheine von mir werden
nicht mehr angenommen«, entgegnete ich und sah, daß sie erleichtert aufatmete.
» Heute nacht brauchen Sie sich keine Sorgen zu
machen, Baby .« Ich öffnete meine Brieftasche und zog
ein dickes Bündel Scheine heraus. Ich schob sie ihr unter dem Drahtgitter zu.
»Das sind tausend Dollar, und ich möchte dafür zwanzig von den kleinen roten
Chips haben .«
    Mit geschickten Fingern zählte
sie das Geld und schob mir dann einen kleinen Stapel roter Chips zurück. »Darf
man Ihnen Glück wünschen, Mr. Farrel ?«
    »Warum nicht ?« entgegnete ich.
    Ich ging auf den
nächstgelegenen Roulettetisch zu, meine feuchten Finger spielten mit den Chips.
Wenn man bedachte, was sie wert waren — danach fühlten sie sich ganz gewiß
nicht an. Diese zwanzig kleinen Plättchen stellten mein gesamtes Bankguthaben
dar und den Erlös vom Verkauf meines Wagens. In meiner Brieftasche befand sich
noch ein Fünfdollarschein, der mich vor dem Verhungern retten sollte, falls die
zwanzig kleinen roten Chips sich in Luft auflösten. Aber das würden sie
natürlich nicht. Nach dem Pech, das ich in den letzten sechs Wochen gehabt
hatte, mußte es heute einfach klappen.
    Neben mir am Tisch saß eine
Blonde mit tiefausgeschnittenem Kleid. Irgendwelche Drähte und
Fischbeinstäbchen mußten im Oberteil ihres Kleides verborgen sein, sonst hätte
sie unmöglich einen solchen Busen haben können. Als die Elfenbeinkugel auf Zero
liegenblieb, gab sie einen schrillen Begeisterungsschrei von sich. Der Croupier
harkte alle anderen Einsätze an sich.
    »Ist es nicht verrückt ?« sagte sie. »Ich habe den ganzen Abend auf Zero gesetzt. Wieviel kriege ich dafür ?«
    »Fünfunddreißigmal den
Einsatz«, erklärte ich ihr. » Wieviel hatten Sie denn
drauf ?«
    »Zweihundert Dollar«,
entgegnete sie lässig.
    »Dann haben Sie eben
siebentausend verdient .« Ich knirschte mit den Zähnen.
»Mögen sie Ihnen gut bekommen .«
    Ich starrte auf den Haufen
Chips, den ihr der Croupier zuschob. Ich war wie hypnotisiert. Sieben Tausender
auf einen Schlag. Ich pflegte hier in diesen Laden zu kommen, weil es der
einzige war, der kein Limit für den Einsatz hatte. In den letzten sechs Wochen
hatte ich relativ vorsichtig gespielt, mal mit Fifty-fifty-Chancen, mal mit
Sechsernummern oder Zahlenreihen; von den Einzelzahlen hatte ich die Finger
gelassen, bis auf ein oder zwei Versuche. Und dabei hatte ich mich ruiniert.
Nun saß hier so ein blondes Gretchen, kam mit Zero raus und kassierte
fünfunddreißig zu eins. Der Schweiß brach mir aus, als ich mir den Haufen Chips
ansah, den sie vor sich aufbaute.
    Ich zwang mich, in eine andere
Richtung zu blicken; links neben mir saß ein Mann, der mich gemessen
anlächelte; aber seine Augen funkelten feindselig.
    »Das ist aber eine
Überraschung, Mike«, sagte er leise.
    »Hallo, Walter.« Ich bleckte
meine Zähne. »Für die habe ich bar bezahlt .« Ich
öffnete meine Finger und zeigte ihm die roten Chips. »Aber wahrscheinlich weißt
du das schon. Du würdest bestimmt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher