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007 - Die Nacht mit dem Teufel

007 - Die Nacht mit dem Teufel

Titel: 007 - Die Nacht mit dem Teufel
Autoren: Victor Jay
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bedeuten dir die Seelen der kleinen Leute? In dir wird der Geist der Ewigkeit walten. Du brauchst nur meine Hand zu ergreifen, und alle Türen werden dir offen stehen.“
    Bedächtig schüttelte der Professor den Kopf. „Ich kann es leider nicht tun, weil ich für das Gute kämpfe und für die Seelen der kleinen Leute.“
    Diesmal brach die Wut vulkanartig aus ihr heraus. Ihre Augen sprühten Funken.
    „Ich werde dich vernichten!“ kreischte sie. „Euch alle werde ich vernichten!“
    Sie klatschte laut in die Hände. Im Nu verwandelten sich die jungen Mädchen in wutgeifernde Furien. Ihre Schönheit war wie weggeblasen. Sie hatten keine menschlichen Züge mehr.
    Entsetzt verfolgte Dan die Veränderung. Er wusste, dass er in die Fratzen höllischer Dämonen starrte. Und diese Geschöpfe hatten ihn beinahe aus dem Pentagramm gelockt. Der Professor hatte recht gehabt; ihre Schönheit war nur Blendwerk gewesen.
    Line vermochte sie nicht länger anzusehen. Er schloss die Augen und verbarg das Gesicht in den Händen. Ihre Hässlichkeit überstieg jedes Vorstellungsvermögen.
    Die Schreckgespenster stürmten auf das Pentagramm los, aber eine unsichtbare Mauer hielt sie zurück. Schreiend schlugen sie mit Klauen und Krallen dagegen. Doch ihre Zerstörungswut konnte den Bannkreis nicht sprengen. Schon schienen sie ihre Ohnmacht einzusehen, da donnerte es ohrenbetäubend, und Walton selbst erschien.
    Die Dämonen wichen zurück. Mit einer Handbewegung verscheuchte er sie, und sie verschwanden so plötzlich, als wären sie niemals da gewesen.
    Waltons grimmiger Blick richtete sich auf Bonita Devlon.
    „Du hast unserem Meister die versprochene Seele nicht geliefert. Dafür musst du bezahlen.“
    Wieder winkte er mit einer Hand, und wie von einer mächtigen Faust hingestreckt, stürzte die verängstigte Frau zu Boden. Was dann geschah, war so unheimlich, dass den Männern im Kreis die Augen aus den Höhlen quollen. Das unglückliche Geschöpf verfiel zusehends. Ihre Haut wurde schlaff und trocken, das Haar verlor die Farbe und wurde schlohweiß, der ganze Körper schien einzuschrumpfen. Innerhalb von Sekunden alterte sie um Jahrzehnte. Nach einer Minute war sie nur noch ein schauriges Skelett, und dann zerfiel auch das. Zurück blieb nichts als ein kleines Häufchen Staub.
    „O Gott!“ stammelte Dan.
    Damit zog er Waltons Aufmerksamkeit auf sich, aber Waltons Wut, die der Frau gegolten hatte, war verraucht.
    „Ihr habt gewonnen“, sagte er mit saurem Lächeln. „Ich gratuliere zu einem wacker geführten Kampf.“
    Er verschwand, und der Raum jenseits des Kreises war wieder leer.
    „Gott sei Dank!“ sagte Andy und ging an den Silberbechern vorbei. „Der Spuk ist aus.“
    „Höchste Zeit“, sagte Dan, und schloss sich ihm an. „Lange hätten meine Nerven nicht mehr mitgemacht.“
    „Wartet!“ rief der Professor und ging ihnen nach. „Vielleicht war auch der Abgang ein Trick. Lasst mich …“
    Seine Warnung kam zu spät. Vor ihnen züngelte eine Flamme aus dem Boden, die den ganzen Keller zu erfüllen schien.
    Wie angewurzelt blieben sie jenseits ihres Bannkreises stehen. Auch Line war ihnen nachgekommen und hatte sich neben Andy gestellt.
    Vor ihren schreckgeweiteten Augen formte sich ein Schatten im Kern der Flamme. Er drehte sich wie ein Kreisel und nahm langsam überlebensgroße Gestalt an.
    Sie erkannten die Gestalt. Es war ein Mann in einem wallenden Umhang. Er saß auf einem Rappen. Ein schwarzer Mann. Sein Gesicht lag im Schatten der Kapuze. In einer Hand trug er eine riesige Sense.
    „Himmel“, hauchte Andy.
    „Er hat den Tod heraufbeschworen“, konstatierte der Professor.
    „Schnell! Zurück in den Kreis!“ rief Line und packte Andy beim Arm.
    „Zu spät! Wir haben den Bann gebrochen“, sagte der Professor.
    Hilflos starrten sie die riesige Erscheinung an, deren Konturen immer deutlicher wurden, bis der Tod in seiner ganzen überwältigenden Größe vor ihnen stand. Der mächtige Rappe wieherte. Aus seinen Nüstern schlugen Flammen, und der Gestank der Hölle wehte sie an. Das Tier bäumte sich auf, und der Reiter ohne Gesicht lachte. Das Gelächter fuhr ihnen durch Mark und Bein.
    Der Professor schüttelte den lähmenden Schreck ab und hob die geöffnete Hand, in der das geweihte Skapulier lag.
    „Stellt euch hinter mich!“ rief er und vertrat dem grimmigen Reiter den Weg. „Und betet für eure armen Seelen!“
    Diesen Verzweiflungsschritt hatte der Professor sich bis zuletzt aufgespart.
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