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0066 - Ich folgte dem roten Wagen

0066 - Ich folgte dem roten Wagen

Titel: 0066 - Ich folgte dem roten Wagen
Autoren: Ich folgte dem roten Wagen
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District
    »Hier sind wir richtig«, nickte ich.
    Ich bezahlte, und er reichte mir meinen Koffer heraus. Ich nahm ihn und stiefelte ins Haus. Obgleich ich noch nie im Leben hifer gewesen war, hatte ich doch ein seltsam vertrautes Gefühl. Die an den Korridorwänden aushängenden Steckbriefe, Bekanntmachungen und die überall wiederkehrende Liste der Zehn erzeugten ein Gefühl von Vertrautheit, wie man es sonst nur an Orten gewohnt ist, die man nach langer Abwesenheit plötzlich einmal wiedersieht.
    Es war tatsächlich nach Schluss der offiziellen Bürozeit, als ich im Districtgebäude des FBI von Louisville eintraf, aber genau wie in New York gab es auch hier in jeder Abteilung die üblichen Bereitschaftsdienste.
    Ich klopfte einfach ans nächste Zimmer, hinter dessen Tür ich eine Schreibmaschine rattern hörte.
    »Yeah, come in«, rief eine sonore Männerstimme.
    Ich machte die Tür auf schob zuerst meinen Koffer hinein und dann meinen wertvollen Körper. Ein braun gebrannter Mann in Hemdsärmeln erhob sich hinter einem Schreibtisch, nahm die qualmende Pfeife aus dem Mund und fragte: »Bitte, was kann ich für Sie tun?«
    Ich schob mir den Hut ins Genick und sagte: »Ich bin Jerry Cotton, FBI New York. Direkt von Washington zu euch beordert wegen der Kidnappergeschichte. An wen muss ich mich wenden?«
    Mein Kollege tippte sich mit dem Zeigefinger an die Schläfe, was wohl eine Art Begrüßung sein sollte, nahm seine Pfeife wieder auf, schob sie zwischen die Lippen und griente: »Nett, Sie kennenzulernen, Jerry. Ich bin Bob Cumberland, sagen Sie Bob zu mir. Lassen Sie Ihren Schrankkoffer erst mal hier stehen und kommen Sie mit rauf zu Billy. Der bearbeitet die Kidnappergeschichte. Wie ich ihn kenne, ist er bestimmt noch im Haus.«
    Wir fuhren mit dem Lift hinauf in die vierte Etage, wo tatsächlich ein kleiner, schmächtiger Mann in einem Büro auf dem Bauch lag und auf einer riesigen Karte herumrutschte, die er auf dem Teppich ausgebreitet hatte. Um die Karte nicht zu beschmutzen, hatte er sich seine Schuhe ausgezogen.
    »He, Billy«, rief der Kollege, der mich geführt hatte, »reiß mal deinen Körper hoch! Der Mann aus New York ist da!«
    Billy stand bemerkenswert schnell auf den Beinen. Freudestrahlend hielt er mir seine Hand hin.
    »Hallo! Das ging aber prächtig schnell! Freue mich, Sie kennenzulernen. Ich heiße Rutherfield, aber das weiß ich kaum selber noch. Alle Welt nennt mich hier Billy.«
    Ich drückte ihm die Hand.
    »Fein, Billy, ich heiße Cotton, aber sagen Sie Jerry zu mir.«
    Bob Cumberland sah, dass wir ihn nicht mehr brauchten, und verabschiedete sich mit der Bemerkung, meinen Koffer könnte ich bei ihm wieder abholen, wenn ich mich aus dem Districtgebäude zurückzog. Ich nickte, und Cumberland verschwand.
    »Fangen wir gleich an«, sagte ich und zog mir meinen Mantel aus. »Wie viel ist bisher von den Kidnappern bekannt?«
    Billy machte ein ärgerliches Gesicht.
    »So gut wie gar nichts. Das ist eine ganz eigenartige Geschichte! Während sonst das ganze Land bei einer Kindesentführung reinweg aus dem Häuschen gerät und selbst die stursten Burschen frank und frei uns ihrer Unterstützung versichern, stößt man in diesem Fall immer wieder auf Betonmauern. Keiner macht den Mund auf, keiner hat etwas gesehen, keiner weiß etwas.«
    Ich hatte Mantel und Hut an einen Haken gehängt und fischte mir erst einmal eine Zigarette aus der Packung.
    »Auch eine, Billy?«
    »Kann nicht schaden.«
    Wir steckten uns die Zigaretten an und rauchten ein paar Züge.
    »Was kann hinter dieser unerwarteten Schweigsamkeit der Bevölkerung stecken, Billy?« .
    Er zuckte die Achseln. »Ich habe keine Ahnung, Jerry. Da gibt es viele Möglichkeiten. Die einfachste wäre selbstverständlich, dass die Leute wirklich von nichts wissen. Könnte ja sein, dass die Kidnapper so raffiniert vorgegangen sind, dass niemand etwas von der Entführung des Kindes merken konnte. Ebenso gut kann es sein, dass die Kidnapper deutlich genug verbreitet haben, das Leben des Kindes wäre in höchster Gefahr, wenn man mit der Polizei zusammenarbeite. Oder wer weiß, was sonst mitspielen mag.«
    Billy ließ resignierend die Schultern hängen.
    »Na, Kopf hoch, Billy! Durch die Luft können die Brüder mit dem Kind nicht geritten sein, also werden wir auch irgendwo eine Spur von ihnen auf treiben.«
    In den nächsten zwei Stunden war ich ganz und gar mit dem Fall beschäftigt. Ich las die Akte mit den Vernehmungsprotokollen durch, aus denen
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