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0066 - Ich folgte dem roten Wagen

0066 - Ich folgte dem roten Wagen

Titel: 0066 - Ich folgte dem roten Wagen
Autoren: Ich folgte dem roten Wagen
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wo der Maskierte stand.
    In einem Eisenbahnabteil ist es ziemlich eng. Das war mein Vorteil. Außerdem fährt auch der bestgefederte D-Zug nicht erschütterungsfrei. Während ich mich erhob, mit hochgereckten Armen, nutzte ich ein Schütteln des Wagens, um scheinbar aus dem Gleichgewicht zu geraten.
    Schneller, als er denken konnte, war ich auf den Perückenonkel gefallen, drehte ihm mit einem Jiu-Jitsu-Griff die Kanone aus der Hand, riss ihn hoch und hielt ihn als lebendes Schutzschild zwischen mir und dem Maskierten fest.
    »Dreh dich um, Freundchen«, sagte ich über die Schulter des Perückenmannes hinweg zu dem Maskierten. »Lass deine Kanone fallen und streck sie zur Decke, deine Hände nämlich!«
    Er drehte sich langsam um, wobei er genauso langsam seine Arme hob. Aber plötzlich bewegte er sich sehr schnell, als er nämlich zur Abteiltür hinaus in den Gang spurtete.
    Das schien der Perückenonkel für eine günstige Situation zu halten. Er trat mir seinen Absatz in den Magen.
    Ich setzte ihm die linke Faust seitwärts ans Kinn, dass er die Augen verdrehte. Bevor er mir einen zweiten Tritt versetzen konnte, klopfte ich ihm mit dem Kolben seiner Pistole auf den Hinterkopf.
    Eine solche Massage verhilft jedem zu intensiven Traumbildern. Mit einem stupiden Gesichtsausdruck ging der Perückenmann zurück in die Polster.
    Ich ließ ihn träumen und hastete hinaus in den Gang.
    ***
    Der Maskierte konnte noch nicht weit sein, denn alles hatte sich in Bruchteilen von Sekunden abgespielt. Aber als ich das Ende des Wagens erreicht hatte, war von dem Flüchtenden noch immer nichts zu sehen.
    Ich blieb stehen und überlegte, als wievielter Wagen nach der Lokomotive unser Wagen im Zug hing. Zuerst wollte ich die kürzere Zughälfte absuchen. Während ich noch nachdachte, ging hinter mir die Tür zum Waschraum auf. Und im gleichen Augenblick spürte ich den harten Druck einer Pistolenmündung in meinem Rücken.
    »Zieh die Notbremse, G-man!«, sagte die knarrende Stimme des Maskierten.
    An den Waschraum hatte ich nicht gedacht. Schöne Bescherung.
    »Mit der Notbremse spielen kostet Strafe«, brummte ich, während ich wieder einmal meine Hände zur Decke streckte.
    »Zieh die Notbremse oder es knallt!«
    »Wir werden nur Ärger mit dem Schaffner kriegen«, wandte ich ein.
    »Zieh die Notbremse!«
    Sein Ton machte deutlich, dass er keinen weiteren Einwand von mir anders als mit einer Kugel beantworten würde. Und gegen Kugeln bin ich empfindlich.
    Ich trat also einen halben Schritt vor und langte hinauf zum roten Griff der Notbremse. Im gleichen Augenblick bog ein junges Mädchen um die Ecke, das anscheinend ebenfalls den Waschraum aufsuchen wollte.
    Damit änderte sich die Situation, denn das Mädchen sah schließlich auch, dass hier einer mit einem Schießeisen herumlief.
    »Bleib stehen, Kleines«, fauchte der Maskierte. »Und du ziehst die Notbremse, G-man!«
    Das Mädchen wurde kreidebleich. Sie verdrehte die Augen und schwankte.
    Vermutlich war sie dabei, in Ohnmacht zu fallen. Ich nutzte die Chance.
    Herumwerfen und sein Handgelenk umklammern war eins. Ich riss mein rechtes Knie hoch, zog seinen Arm darüber und drückte. Wenn er nicht seinen Unterarm brechen wollte, musste er die Kanone loslassen.
    Sie polterte mit einem dumpfen Geräusch auf den Boden. Schon wollte ich mich nach ihr bücken, da knallte mir einer von hinten einen saftigen Brocken ins Genick.
    Ich ging in die Knie und schlidderte in den Verbindungsgang zum nächsten Wagen. Während ich einige Yards Fußboden mit meinem ganzen Körper säuberte, kreischten die Bremsen und ein jäher Ruck riss den Zug aus seiner Geschwindigkeit.
    Mühsam rappelte ich mich wieder hoch, drehte mich um und kam gerade noch zurecht, um Perückenmann und Maskierten aussteigen und den Bahndamm hinabspurten zu sehen. Unten auf dem Highway hielt ein roter Sportwagen. Sie kletterten hinein, der Wagen fuhr an und zeigte jetzt erst, was alles unter seiner Motorhaube schlummerte. Mit Windeseile fegte er über den Asphalt und war in Sekunden hinter der nächsten Kurve verschwunden.
    Ich zog die Abteiltür zu und rieb mir das Genick. Dabei stieß ich gegen den Griff der herabgezogenen Notbremse. Von den beiden Pistolen war nichts mehr zu sehen, die Burschen hatten die Bühne nicht ohne Mitnahme ihres Eigentums verlassen.
    Es dauerte eine Weile, bis ich dem Schaffner mithilfe der beinahe in Ohnmacht gefallenen jungen Dame hatte begreiflich machen können, dass das Ziehen der
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