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0066 - Ich folgte dem roten Wagen

0066 - Ich folgte dem roten Wagen

Titel: 0066 - Ich folgte dem roten Wagen
Autoren: Ich folgte dem roten Wagen
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wieder: »Hallo, Agent?«
    »Ja, ich höre.«
    »Die Maschine nach St. Louis ist vor einer halben Stunde gestartet. Die nächste geht erst heute am Spätnachmittag. Genau um siebzehn Uhr zwanzig.«
    »Danke. Falls ich sie benutze, werde ich Sie noch einmal anrufen, damit Sie mir einen Platz buchen können.«
    »Verbindlichsten Dank, Sir.«
    Ich drückte die Gabel nieder und wählte die Nummer eines nahegelegenen Reisebüros.
    »Wie komme ich am schnellsten nach Louisville?«, fragte ich. »Louisville in Kentucky. Mit dem Flugzeug ist es nichts, die nächste Maschine startet erst heute am Spätnachmittag. Sehen Sie doch bitte einmal nach, wie es mit der Eisenbahn aussieht.«
    »Einen Augenblick, Sir. Ich werde Ihnen die günstigste Verbindung zusammenstellen.«
    »Ja, bitte.«
    Ich steckte mir eine Zigarette an, während sie im Reisebüro vermutlich die Fahrpläne wälzten. Nach gut vier Minuten sagte man mir meine Verbindung durch.
    »Um 9.12 Uhr geht ein Fern-Schnellzug von der Central Station ab nach Cincinnati, Sir. Dort haben Sie nach sechs Minuten direkten Anschluss nach Louisville.«
    »Wunderbar. Schreiben Sie mir schon eine Fahrkarte aus. Mein Name ist Cotton, ich hole mir die Fahrkarte in zwanzig Minuten ab.«
    »Jawohl, Sir. Vielen Dank.«
    Ich legte den Hörer auf, sah mich in meinem Office um, warf schnell noch ein paar Akten in die Schubladen meines Schreibtisches und griff mir dann Hut und Mantel vom Kleiderständer.
    Das Office schloss ich ab. Dann schrieb ich mich ins Ausgangsbuch mit Namen, Reiseziel und dem Vermerk: Rückkehr unbestimmt. Danach gab ich den Schlüssel zu meinem Office beim Pförtner ab und setzte mich in meinen Jaguar. Ich fuhr beim Reisebüro vorbei und holte meine Fahrkarte.
    Der Jaguar kam in die Garage, obgleich ich ihn gern mitgenommen hätte. Aber das ließ sich leider nicht machen. Ich packte in aller Eile ein paar Hemden, Taschentücher, zwei Anzüge und ein bisschen anderen Krempel ein, dann rief ich ein Taxi an und ließ mich zur Grand Central Station fahren.
    ***
    In der Central Station herrschte der übliche Betrieb. Ankommende und abfahrende Züge wurden über die Lautsprecher angesagt. Leute hasteten von den Gepäckschaltern zu den Bahnsteigen, von den Bahnsteigen in die Wartesäle, von den Wartesälen zu den Fahrkartenschaltern. Dazwischen priesen Schuhputzer ihre Dienste an, riefen Zeitungsverkäufer ihre Schlagzeilen aus, Obstverkäufer schrien ihre frischen Warenlieferungen durch die Halle - der übliche Hexenkessel der Grand Central Station bei normalem Reiseverkehr.
    Ich kaufte mir ein paar Apfelsinen und hastete dann zu meinem Zug. Es wurde wirklich höchste Zeit, und ich kam noch eben zurecht. Ich hatte einige Stunden eintöniger Eisenbahnfahrt vor mir und was sollte ich schon tun? Ich setzte mich in den Speisewagen, trank vier Whisky und suchte mir dann ein ruhiges Abteil, wo ich ein Nickerchen machen konnte.
    Vorher hatte ich dem Wagensteward, einem riesigen Neger, einen Dollar in die Hand gedrückt und ihm aufgetragen, mich in Cincinnati zu wecken. Es klappte prompt, denn als mich seine sanfte Stimme aus dem Schlaf riss, fuhren wir gerade in den Bahnhof von Cincinnati ein.
    Ich nahm meinen Koffer, verließ den Zug und suchte mir auf der Fahrplantafel den Anschlusszug nach Louisville. Durch eine Unterführung gelangte ich auf den entsprechenden Bahnsteig, wo der Anschlusszug bereits stand.
    Nach kurzem Suchen fand ich ein Abteil, in dem nur ein altes Mütterchen saß. Ich stieg ein und murmelte einen Gruß, den die Alte aber nicht erwiderte. Vielleicht war sie schwerhörig. Da ich keinen Wert auf die übliche Reisekonversation legte, war mir die Schweigsamkeit der alten Dame ganz recht.
    Mein Koffer kam ins Gepäcknetz, und ich setzte mich ans Fenster. Als der Zug schon anfuhr, sprang ein älterer Herr mit bemerkenswerter Behändigkeit auf. Sieh an, dachte ich, was manche alten Leute doch noch an sportlicher Elastizität entwickeln können. Bei seinen fast weißen Haaren ist der Mann doch sicher schon seine fünfundfünfzig bis sechzig Jahre alt. Ob man selbst auch noch so rüstig ist, wenn man erst einmal diese Jahre erreicht hat?
    Langsam kamen wir aus dem Häusermeer von Cincinnati hinaus. Ein breiter Highway führte parallel neben der Bahnlinie her. Es war ein alltäglicher Anblick, und ich hätte mich kaum länger mit diesem Anblick befasst, wenn da nicht ein roter Sportwagen gewesen wäre.
    Sie wissen, dass ich einen Jaguar fahre. Außerdem liebe ich
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