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Mein ist dein Herz

Mein ist dein Herz

Titel: Mein ist dein Herz
Autoren: Patricia Adam
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W enn alle deine Sünden in einem großen Becher münden .. ., sagte meine Mutter einst mit einem Kopfschütteln und ich fragte mich damals, wie wohl das Ende lauten könnte. Heute ist mir ein perfekter Abschluss eingefallen und nun ist dieser Satz das Einzige, was meine Gedanken ausmacht: W enn alle deine Sünden in einem großen Becher münden , hilft dir auch kein spucken, du musst den Inhalt runterschlucken. Gut, es ist weder perfekt noch schön, dafür aber sowas von wahr ...
    Derzeit sitze ich auf einem zwei Meter langen Karton, indem die Einzelteile meines neuen Bettes auf ihren Aufbau warten, und lese trotz Tränen und einer Zitterpartie á la Parkinson, die dazugehörige Aufbauanleitung. Nur wenige Minuten später steht eindeutig fest, dass ich für solche Sachen zu blöd bin, sofern ich keine Ahnung habe, ob es überhaupt einen Sinn ergibt, die Möbelstücke aufzubauen.
    Die Stille in der Wohnung ist gespenstisch, jeder Schluchzer wird von den kahlen Wänden zurückgeworfen, und im selben Tempo, wie die Abenddämmerung näher rückt, schwindet auch meine Zuversicht, die richtige Entscheidung getroffen zu haben.
    Diese fremde Stadt, in der niemand auf mich wartet, der Arbeitsvertrag zu einem Job, der mir nichts bedeutet und diese Wohnung, die trotz der vielen Kisten und meiner Anwesenheit leblos und unausgefüllt scheint, habe ich für meine Zukunft ausgesucht, weil ich wenigstens einmal im Leben etwas richtig machen wollte. War es aber richtig? Bisher gab es immer nur ein Gefühl, von dem ich mich leiten ließ und das war nicht etwa mein Herz oder meine Intuition. Angst! Pure, reine, stets egoistische, weil auf das eigene Wohl ausgelegte Angst. Und das heißt nun mal, dass dies die erste mutige Entscheidung war.
    So weit, so gut! Nur, warum fürchte ich mich so sehr vor dem mutig sein? Vor der Einsamkeit, die mein Mut mit sich bringt und der vielen Arbeit an mir und meinem Leben, die mir bevorsteht. Die Antwort hierauf ist denkbar einfach: Weil ich ein Feigling bin.
    Jane Bears wurde von jedem aufmerksamen Lehrer eine große Zukunft prophezeit, jedes Talent wurde in den Himmel gelobt und die exotische Schönheit wie bei einem Model angepriesen.
    Was hat Jane daraus gemacht?
    Jedwede Talente gingen in der Faulheit unter, die Schönheit hat sie dank der eineinhalbjährigen Hetzjagd hinter einer Magersucht versteckt und die Zukunft bereits mit ihren zarten zwanzig Jahren erfolgreich in den Sand gesetzt.
    Nun stellt sich die Frage: Ist das kein Anlass zum Heulen, wenn man sein Leben auf dem Grund eines Baches sieht? Wie man unschwer erkennen kann, halte ich das sehr wohl für einen! Außerdem gibt es nämlich noch meine gegenwärtige, richtig miese Situation. Derzeit ist keine einzige Lampe installiert, mein Bett besteht unverändert aus lauter Einzelteilen, Geld für ein Hotel fehlt mir so oder so und der Kontostand auf meiner Handykarte reicht ähnlich wie mein Akkustand lediglich für eine SMS, wenn überhaupt. Ach ja, das Ladekabel habe ich in irgendeinen der unzähligen Kartons gesteckt und selbstverständlich auf jedwede Kennzeichnung verzichtet.
    Und jetzt möchte ich Euch den größten Witz an dieser Geschichte verraten: Ich hoffe immer noch auf ein Wunder! Ernsthaft! Obwohl ich den einzigen Mann aus meinem Leben vertrieben habe, der mich wirklich geliebt hat und zudem für den Tod des anderen verantwortlich bin, der mich zumindest ertragen konnte, warte ich auf eine Erleichterung. Eine mögliche Idee, die meinen Hintern rettet. Erschreckend, nicht? Dumm sogar. Tja! Wenn Sie die ganze Geschichte hören und erfahren, warum ich hier gelandet bin, fällt Ihnen sicherlich noch etwas Treffenderes ein. Lassen Sie es mich einfach wissen, ich wäre auf jeden Fall sehr verbunden!

Kapitel 1

    Eineinhalb Jahre zuvor ...
    M it klappernden Zähnen, kalten Füßen und einer Zigarette zwischen den Fingern blicke ich starr zum Eingang unserer Stammkneipe. Der Schriftzug ›Holiday‹ erleuchtet diesen mit seinem leicht flackernden Licht und lässt ihn irgendwie düster, wenn nicht gar gruselig erscheinen. Ungefähr so stelle ich mir auch die Pforte zur Hölle vor. Vorausgesetzt natürlich, es gibt eine Hölle und die entsprechende Pforte.
    Merkwürdig, nicht? Passiert man eine Tür zwei Mal die Woche, um sich dort mit seinen Freunden zu treffen, denkt man kein einziges Mal darüber nach, wie diese Bar auf einen Außenstehenden wirken könnte. Sollte man sich jedoch hinsetzen und sie stundenlang anschauen, wird schnell
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