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0066 - Ich folgte dem roten Wagen

0066 - Ich folgte dem roten Wagen

Titel: 0066 - Ich folgte dem roten Wagen
Autoren: Ich folgte dem roten Wagen
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Begleiterscheinungen wieder auf. Man braucht nicht gleich an ein Verbrechen zu denken, wenn mal ein Kind vorübergehend verschwindet.
    Ich verließ das Kino, holte mir aus einer Kneipe eine Flasche guten alten Scotch und fuhr damit nach Hause. Ich trank mir die zum Schlafen gerade günstige Bettschwere an und schlief denn auch tief und traumlos bis zum nächsten Morgen.
    Beim Anziehen stieß ich auf die Zeitung in meiner rechten Jackentasche. Zum Frühstück entfaltete ich sie und las die Schlagzeile. Sie sprangen mir förmlich in die Augen:
    Kidnapper in Kentucky! Dreijähriges Mädchen entführt!
    ***
    Als ich im Districtgebäude ankam, begrüßte mich der Kollege unten am Auskunftsschalter: »Hallo, Jerry!«
    »Hallo, Ben!«
    Ich wollte an ihm vorübereilen zum Lift, aber Ben rief mich an: »He, Jerry!«
    Ich trat an den Schalter. »Ja, Ben? Liegt etwas an?«
    »Ja. Du sollst dich sofort beim Chef melden.«
    »Ist er denn schon hier? Er kommt doch sonst meistens eine halbe Stunde später als wir.«
    »Der Pförtner sagte, er wäre schon im Haus gewesen, als er erst die Türen aufschloss. Er muss entweder sehr früh gekommen sein oder aber die ganze Nacht hier gesessen haben.«
    Ich stieß einen leichten Pfiff aus. Wenn Mister High so früh im Districtgebäude erscheint, hat es gewichtige Gründe. Neugierig geworden machte ich mich sofort auf den Weg zu seinem Arbeitszimmer. Ich klopfte und hörte Mister Highs Stimme: »Come in!«
    Ich ging hinein. Mister High saß hinter seinem breiten Schreibtisch.
    »Morning, Chef«, sagte ich und schob meinen Hut höflichkeitshalber ins Genick.
    »Morning, Jerry. Setzen Sie sich bitte.«
    Er deutete auf den Sessel vor seinem Schreibtisch. Ich ließ mich hineinfallen und fragte: »Sie haben mich rufen lassen, Chef?«
    »Ja, Jerry. Da ist ein Sonderauftrag für Sie.«
    Ich fuhr mir mit der Hand übers Kinn.
    »Ein Sonderauftrag?«
    »Ja. Sie scheinen ja nicht sehr davon erbaut zu sein, Jerry?«
    Ich zuckte die Achseln.
    »So ohne Phil…«
    Mister High schien zu verstehen. Er lächelte.
    »Trotzdem muss die Sache erledigt werden, Jerry. Es handelt sich um die Kidnapper in Kentucky.«
    Ich fuhr auf.
    »Oh, das ist natürlich etwas anderes. Das ist eine Sache nach meinem Geschmack. Okay, ich fahre sofort, Louisville, nicht wahr?«
    »Ja, aber woher wissen Sie das?«
    »Aus den Zeitungen, Chef. Und im Kino wurde das Bild des Mädchens gezeigt und die Vermisstenanzeige durchgesagt.«
    »Aha. Dann kennen Sie also das Mädchen schon. Es wurde vor drei Tagen entführt. Der FBI-District Louisville hat bei der Zentrale in Washington einen G-man angefordert, der in Louisville unbekannt ist. Aus Vorsichtsgründen. Nun, Sie wissen, dass unsere Zentrale in Washington über die augenblicklichen Aufgaben eines jeden G-man der USA unterrichtet ist, weil ja bei uns alles zentral gesteuert wird. Ich erhielt von Washington den Auftrag, die Sache an Sie weiterzugeben, Jerry.«
    Ich rieb mir die Hände.
    »Okay, Chef, okay. Ich werde mir die Sache vornehmen. Sind irgendwelche besonderen Verhaltensvorschriften ergangen?«
    »Nein. Nur das Übliche bei einem Kidnapperfall, das kennen Sie ja. Äußerste Behutsamkeit in der ganzen Bearbeitung der Sache, damit das Leben des Kindes nicht gefährdet wird. Oberstes Prinzip bei allen Nachforschungen: Das Leben des Kindes ist im Entscheidungsfall sogar wichtiger als die Ergreifung der Kidnapper.«
    Ich nickte.
    »Das versteht sich von selbst, Chef.«
    »Gut. Weiter wäre dazu nichts zu sagen. Alle notwendigen Informationen erhalten Sie beim FBI-District Louisville. Nehmen Sie das nächste Flugzeug oder die sonst günstigste Verbindung.«
    »Klar. Ich halte Sie telefonisch auf dem Laufenden, Chef.«
    »Dafür wäre ich Ihnen dankbar, Jerry.«
    Wir gaben uns die Hand. Unsere Blicke trafen sich für den Bruchteil einer Sekunde. Ein Versprechen lag in meinem Blick. Mister High verstand es ohne Worte.
    Von meinem Office aus rief ich den Flugplatz für den inneramerikanischen Verkehr an. Irgendein Clerk meldete sich.
    »Cotton, FBI«, sagte ich. »Ich hätte gern eine Auskunft.«
    »Bitte sehr, Sir?«
    »Wann geht die nächste Maschine nach Louisville?«
    »Louisville hat keinen eigenen Flugplatz, Sir. Sie müssten eine Maschine nach St. Louis nehmen und von dort mit der Bahn weiterfahren.«
    »Gut. Wann geht also die nächste Maschine nach St. Louis?«
    »Einen Augenblick bitte. Ich werde nachsehen.«
    Ich musste eine Weile warten, dann meldete sich der Clerk
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