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0050 - Der Stein des Satans

0050 - Der Stein des Satans

Titel: 0050 - Der Stein des Satans
Autoren: Susanne Wiemer
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Kreuzfahrer zu holen«, sagte er langsam. »Leonardo ist stark, und er hat Männer an seiner Seite, die für ihn sterben würden, wenn er sie riefe. Wie schafftest du es? Hast du ihn mit einem Bann belegt, der ihn wehrlos machte?«
    »So ist es. Und nun…«
    »Soll ich dich ziehen lassen, damit du morgen mein Feind bist?«, fragte der Kalif mit einem undurchsichtigen Lächeln.
    Zamorra spürte ein kühles Prickeln im Nacken. Seine Hand sank herab, die Haut streifte das glatte Metall des Schwertgriffs.
    »Du hast mir dein Wort gegeben«, sagte er langsam.
    »Mein Wort einem Magier? Tat ich das – oder zwangst du mich mit den gleichen Gauklerstückchen, mit denen du Leonardo zwangst, dir den Stein auszuliefern? Nein, Fremder…« Er neigte sich vor, und um seine Lippen zuckte es höhnisch. »Du hast dich geirrt, du wirst mich nicht zum Narren machen. Ich kann dich brauchen. Du wirst hier bleiben und mir dienen, und deine Freunde werden leben, solange ich mit dir zufrieden bin.«
    »Du brichst dein Wort, Achman?«
    »Ein Wort, das du mir mit Zauberei entlocktest! Nicht ich gab es dir, darum gilt es nicht, sondern…«
    Zamorra zögerte nicht länger. Er wusste, dass dies hier seine einzige und vielleicht letzte Chance war. Nur wenige Krieger hielten Wache, und sie konnten ihre Lanzen nicht schleudern, weil sie riskiert hätten, ihren Herrn zu treffen. Achman lächelte. Seine Stimme triefte vor Hohn – und mitten in seine Worte hinein riss Zamorra mit einem Ruck das Schwert aus der Scheide.
    Der Kalif zuckte zurück.
    Mit einem Schrei wollte er aufspringen, in Zamorras Rücken klirrten Waffen, und blitzartig stieß er die Klinge vor. Achman erstarrte.
    Die nadelscharfe Spitze berührte nur leicht seine Brust – aber die eine kurze Berührung schien mit einem Schlag seinen Willen zu lähmen und alle Kraft aus seinem Körper zu ziehen.
    Seine Augen wurden leer. Augen, die wie gebannt an Zamorras Gesicht hingen.
    »Was willst du?«, fragte der Araber tonlos und wie im Traum.
    »Nur das, was du mir versprochen hast! Schick deine Krieger weg! Sie sollen meine Freunde holen!«
    Achman senkte den Kopf.
    Er stand unter dem Bann des Feuerschwertes, er war nicht Herr seiner selbst – aber das konnten seine Leute weder ahnen noch aus der Entfernung erkennen. Ein knapper Befehl in der fremden Sprache – und einige der Krieger wandten sich waffenklirrend zur Tür.
    Die anderen verharrten stumm auf ihren Plätzen, und Zamorra blieb in steinerner Ruhe vor dem Kalifen stehen, während die fieberhafte Spannung seine Nerven vibrieren ließ.
    Minuten vergingen.
    Minuten, die sich zu Ewigkeiten dehnten und in denen Zamorra mit jeder Faser spürte, dass die Situation auf Messers Schneide stand. Was war mit Alban de Bayard? War der Dämon jetzt vernichtet, den der Geist des Kreuzfahrers in jener anderen Dimension herausgefordert hatte? Und wenn etwas schief gegangen war, wenn Alban sie nicht auf der Pyramide in der Wüste erwartete? Würden sie dann allein den Weg zurück in ihre Zeit finden oder…
    Seine Gedanken stockten.
    Fackelschein zuckte auf, eine Tür öffnete sich – und Bill und Nicole taumelten in den Saal. Sie waren ungefesselt, unverletzt, aber offensichtlich am Ende ihrer Kräfte. Mit einem Blick erfassten sie die Situation, beide spürten die Spannung, die über der Szene hing, und instinktiv blieben sie reglos stehen und warteten.
    »Geh voran, Achman«, sagte Zamorra ruhig. »Führe uns aus dem Palast in die Wüste! Sorge dafür, dass niemand uns folgt, dann wird dir nichts geschehen!«
    Der Kalif erhob sich.
    Wie eine Marionette stieg er die Stufen herunter und ging durch den Saal. Eine Handbewegung scheuchte die bewaffneten Männer zurück, die sich aufgeregt herandrängten. Zwei der Krieger öffneten die Tür – und Achman schritt hinaus, ohne einen einzigen Blick zurückzuwerfen.
    Nicole hob fragend die Brauen. Zamorra lächelte.
    »Bleibt hinter ihm«, flüsterte er. »So dicht wie möglich! Solange er bei uns ist, wird niemand wagen, uns anzugreifen.«
    Bill Fleming nickte nur.
    Er ergriff Nicoles Arm und zog sie mit, Zamorra bildete mit der Waffe in der Faust den Schluss. Wieder ging es durch das Gewirr der Säulengänge und Höfe. Stimmen murmelten. Unsichere, verständnislose, hasserfüllte Blicke trafen die kleine Gruppe. Zamorra spürte ein kühles Prickeln zwischen den Schulterblättern, er presste die Lippen zusammen – aber niemand wagte es, etwas zu unternehmen, solange Achman ruhig und wie
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