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0050 - Der Stein des Satans

0050 - Der Stein des Satans

Titel: 0050 - Der Stein des Satans
Autoren: Susanne Wiemer
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Macht habe ich gesehen, Fremder, aber deinem Wort darf ich nicht glauben! Wehe dem Volk, das schwarzer Magie anheim fällt, und wehe dem Herrscher, der den Mächten der Finsternis traut! Gehe, wohin es dich zieht! Bringe mir den Stein, der Glück und Sieg für mein Volk bedeutet, und ich werde dir glauben, dass du uns wohl willst. Solange aber bleiben deine Freunde als Pfand und Geiseln in meiner Hand…«
    Damit wandte er sich ab.
    Zamorra wollte etwas sagen, wollte protestieren, irgendwelche Worte finden, die seinen Gegner umstimmten – aber Achman hatte die Arena bereits verlassen. Auch Bill und Nicole wurden weggezerrt – Zamorra glaubte, den letzten Blick seiner Freundin wie eine brennende Berührung zu spüren. Seine Faust krampfte sich um den Schwertgriff. Aber es gab keinen erreichbaren Gegner, er hatte nicht die leiseste Chance – und selbst das zweite Tor, das sich jetzt in der weißen Mauer öffnete, schwang wie von Geisterhand bewegt zurück, ohne dass sich einer der Krieger sehen ließ.
    Ein kahler Gang lag dahinter, von Fackeln erhellt genau wie der, durch den Zamorra hierher geführt worden war.
    Die Flammen flackerten, schon nach den ersten Schritten spürte er den kühlen Luftzug. Die Kälte der Wüstennacht, kein Zweifel! Der Gang führte nach draußen, führte vor die Tore des Palastes, und Minuten später hatte Zamorra die weißen Mauern hinter sich und über sich den schwarzen, sternenfunkelnden Himmel.
    Nichts war gewonnen.
    Er hatte Achman von seinen magischen Kräften überzeugt – aber Bill und Nicole half das überhaupt nichts. Um sie zu retten, musste er den ›Stern des Morgenlandes‹ finden, musste den Dämon im Körper Leonardo de Montagnes besiegen, musste gegen das Amulett antreten, dessen Kraft von ihm auf seinen Vorfahren übergegangen war – und er wusste verzweifelt genau, dass er so gut wie keine Chance hatte.
    Alban, dachte er.
    Er musste Bayard finden, er musste…
    Ein helles Wiehern!
    Wie eine Vision tauchte das riesige schwarze Pferd aus der Nacht, brauste heran, verharrte schnaubend. Merlins Rappen hatten die Männer des Kalifen nicht halten können, er war zurückgekehrt – und Zamorra griff ohne das geringste Zögern in die dunkle Mähne und schwang sich auf den Rücken des Tieres.
    »Lauf, Nachtwind!«, flüsterte er. »Zu Alban de Bayard! Vorwärts…«
    ***
    Wie ein Gespinst aus Mondlicht ragte die Pyramide aus den Ausläufern der Wüste hervor.
    Silbern schimmerten die mächtigen Steinquader. Das Plateau auf der abgeflachten Spitze leuchtete in milchigem, unirdischem Licht, die hoch aufgerichtete Gestalt mit dem weißen Kreuzfahrermantel wirkte wie eine Statue. Wind zerrte an Zamorras Haar, der Rappe unter ihm schien förmlich dahinzufliegen. Am Fuß der Pyramide verharrte das Tier, schüttelte die Mähne, und wie ein Gruß klang sein helles Wiehern durch die nächtliche Stille zu dem Plateau hinauf. Zamorra glitt vom Pferd.
    Sekundenlang zögerte er, die Stufen der Pyramide zu betreten.
    Der Stein wirkte durchsichtig, geisterhaft – und erst als er den Fuß darauf setzte, schien sich die breite Treppe aus Licht in Materie zu wandeln. Zamorra stieg aufwärts, jetzt selbst ein Teil der magischen Vision im Sternenlicht. Er zählte die Stufen nicht, er bewegte sich hastig und dennoch ging sein Atem kaum schneller, als er das Plateau erreicht hatte und Alban de Bayard gegenüberstand.
    Das Gesicht des Kreuzfahrers war ernst. Ein Ausdruck von Trauer und Sorge lag in seinen dunklen, wissenden Augen.
    »Sprich nicht«, sagte er ruhig. »Die Toten sehen viel, und sie sehen weit. Deine Freunde ließest du bei Achman, und Leonardos Dämon konntest du nicht besiegen. Was wirst du tun?«
    Zamorra biss die Zähne zusammen.
    »Ich versuche es noch einmal«, sagte er gepresst. »Ich habe keine Wahl, Alban.«
    »Und hast du eine Chance?«
    »Ich weiß es nicht. Merlins Amulett ist stark, stärker jedenfalls als Merlins Rappe. Das Schwert des Feuers hat mir nicht gehorcht…«
    Er machte eine Pause, starrte über die dunkle, ebene Fläche der Wüste. »Vielleicht schaffe ich es, Leonardo allein zu treffen, wenn ihm nur das Amulett hilft und nicht auch der Dämon.«
    »Du wirst ihn allein treffen, Freund…«
    Zamorra wandte den Kopf. Für einen Moment sahen sie sich schweigend an – der Mann aus einer anderen Zeit und der Geist, der nicht der Welt angehörte. Alban lächelte.
    »Ich werde den Dämon in seiner und meiner Sphäre herausfordern«, sagte er. »Diese Macht habe ich
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