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0050 - Der Stein des Satans

0050 - Der Stein des Satans

Titel: 0050 - Der Stein des Satans
Autoren: Susanne Wiemer
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wusste, dass es sinnlos war, jetzt und hier den Kampf zu beginnen. Man hatte ihm das Schwert gelassen, genau wie seine anderen Besitztümer, auch den Revolver unter seiner Achsel, der für Achman ein Gegenstand aus einer anderen Welt sein musste, doch das alles nützte ihm nichts. Bill und Nicole waren in der Hand seiner Gegner, als Geiseln. In Achmans Welt wurden Mythos und Magie so selbstverständlich hingenommen wie Essen und Trinken. Er fürchtete die Macht des Fremden, der sich als Magier ausgab – und er hatte keinen Zweifel daran gelassen, dass er jeden Angriff des dritten Gefangenen mit dem Tod der beiden anderen beantworten würde.
    Zamorra blieb stehen, als der Gang vor einem schweren eisernen Tor endete.
    Ruhig ließ er zwei der Araber an sich vorbei. Er hätte die Chance gehabt, seine Bewacher mit dem Schwert zu überwältigen, doch damit wäre er keinen Schritt weitergekommen: Achman würde nicht zögern, seine Drohung wahr zu machen; ihn konnte er nicht besiegen, sondern nur überzeugen…
    Das Tor schwang zurück.
    Licht blendete Zamorra – Hunderte von silbernen Ampeln, die ein Halbrund aus festgestampfter Erde in strahlende Helligkeit tauchten. Im Bogen schloss eine Mauer den Platz ein, dahinter lagen Sitzplätze, die an ein Theater oder einen römischen Zirkus erinnerten.
    Eine grüngoldene Kuppel wölbte sich über der Arena. Zamorra erkannte Achman auf seinem erhöhten Thron, er sah Musikanten, Standartenträger, Krieger in klirrender Rüstung, und als er den Kopf wandte, erfasste ein Blick Bill und Nicole, die gefesselt und bewacht an der Mauerbrüstung standen und zu ihm heruntersahen.
    Der Trommelwirbel verklang.
    Einmal schmetterten die Hörner einen feierlichen, getragenen Ton – dann wurde es so still, als ob alle den Atem anhielten. Achman beugte sich vor, und seine dunklen, schmalen Augen glitzerten wie erstarrte Lava.
    »Nimm dein Schwert, Fremder«, rief er. »Wenn du ein Magier bist, wirst du siegen. Wenn du aber gelogen hast, werden die Panther dich zerfetzen, und nichts wird übrig bleiben von dir und deinen Gefährten…«
    Zamorra spürte einen Schauer auf der Haut.
    Also auch Bill und Nicole – um ihr Leben ging es genauso wie um sein eigenes. Er biss die Zähne zusammen. Jeden menschlichen Gegner würde die Berührung mit dem Schwert des Feuers bannen, hatte Alban gesagt. Aber Panther waren keine menschlichen Gegner – und selbst wenn die magische Kraft des Feuerschwertes sich auch auf sie erstreckte, konnte es tödlich sein, sie bis auf Berührungsnähe herankommen zu lassen.
    Mit einer ruhigen Bewegung zog Zamorra die Waffe und legte sie neben sich auf die Erde.
    Er war sich bewusst, dass er ein Schauspiel lieferte. Aber er wusste auch, dass ein Schauspiel mit möglichst eindrucksvollen Effekten das einzige war, was ihnen helfen konnte. Sein Blick suchte Achman.
    »Nicht mit dem Schwerte kämpfe ich, Kalif«, sagte er ruhig. »Mit dem Schwert vermag sich jeder zu wehren, der stark ist. Ich werde dir zeigen, dass ich einer größeren Kraft gebiete. Meine Hand wird nicht die Klinge führen, sondern Feuer und Tod streuen…«
    Bei den letzten Worten hatte er zur Schulterhalfter gegriffen. In diesen Sekunden dankte er dem Schicksal dafür, dass er auf Château Montagne nicht mehr dazu gekommen war, den Revolver mit Silberkugeln zu laden – denn silberne Geschosse waren kaum geeignet, aus sicherer Entfernung einen Panther zu töten. Seine Hand schloß sich um die Waffe. Er zog sie, hielt sie locker in der Rechten – und registrierte, dass Achman und seine Krieger mit ungläubigen Augen auf das kleine, fremdartige Metallding starrten, das ihnen harmloser erscheinen musste als eine Steinschleuder in der Hand eines Kindes.
    Für ein paar Sekunden war es ganz still.
    Der Kalif zögerte, auf seiner Stirn stand eine steile Falte. Sein Blick tastete über Zamorras Gesicht. Ganz kurz kreuzten sich die Blicke der beiden Männer – dann atmete der Araber tief durch und hob die Hand zu einer herrischen Geste.
    Irgendwo rasselte ein Gitter hoch. Ein vergoldetes Gitter, wie Zamorra mit einem Blick erkannte…
    Schwarz gähnte dahinter die Öffnung, ein leises Fauchen wurde laut – und wie winzige Funken glommen Punkte auf, die sich im nächsten Moment als gelbliche Raubtierlichter entpuppten.
    Die Leiber der Panther schälten sich als noch schwärzere Schatten aus der Dunkelheit.
    Lautlos kamen sie ans Licht – zwei, drei, vier… ein halbes Dutzend. Zamorras Handflächen wurden feucht,
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