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0050 - Der Stein des Satans

0050 - Der Stein des Satans

Titel: 0050 - Der Stein des Satans
Autoren: Susanne Wiemer
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selbstverständlich vor den Gefangenen herging.
    Zwei der Wächter öffneten die Flügel des großen, massiven Außentors.
    Sie verneigten sich, als Achman an ihnen vorbeikam. Ohne das geringste Zögern lenkte der Kalif seine Schritte in die Wüstennacht hinaus. Oben auf dem Hügel hob sich noch schwärzer als die Dunkelheit die Gestalt des riesigen Hengstes ab. Wie ein Gruß klang das helle Wiehern herüber – und als sie das Pferd fast erreicht hatten, blieb Achman stehen.
    Er wandte sich um. Zamorra atmete tief.
    »Geh zurück«, befahl er. »Geh zurück und sorge dafür, dass niemand in dieser Nacht deinen Palast verlässt. Morgen früh mit dem ersten Sonnenstrahl soll der Bann sich lösen…«
    Achman nickte nur.
    Auch diesmal sah er sich nicht um. Schweigend ging er den Weg zurück, den er gekommen war, ein ungewisser Schatten in der Nacht, und wenig später war seine Gestalt mit der Dunkelheit verschmolzen.
    »Hat er den Stein?«, fragte Nicole leise, während Zamorra ihr auf den Rücken des Pferdes half.
    Er nickte.
    In kurzen Worten erzählte er, wie es ihm gelungen war, Leonardo de Montagne den ›Stern des Morgenlandes‹ wieder abzunehmen.
    Die anderen hörten schweigend zu, und Nicole klammerte sich mit zusammengepressten Lippen in die Mähne des lautlos dahinjagenden Rappen.
    »Alban«, flüsterte sie. »Er hat mit dem Dämon gekämpft! Aber was ist, wenn er verloren hat, wenn er…«
    »Er konnte nicht verlieren. Der Dämon ist vernichtet, Nicole! In dem Augenblick, in dem ich Achman den Stein zurückgab, wurde er wieder zu einem Teil von Leonardos Seele und musste in den Körper seines anderen Ichs zurückkehren.«
    »Bist du sicher, Zamorra?«
    »Ja«, sagte er hart.
    Aber tief in ihm bohrte immer noch ein Gefühl des Zweifels, das wie eine böse Ahnung war und das er sich nicht erklären konnte…
    ***
    Zamorras Uhr zeigte eine Viertelstunde vor Mitternacht, als er zu Boden sprang und Bill und Nicole vom Rücken des Rappen half.
    Das Tier schnaubte leise. Die Mähne flatterte, ganz kurz neigte es den schönen Kopf, dann wandte es sich ab und brauste wie der Nachtwind selbst davon. Merlins Hengst, auf dem Weg zurück in die andere Welt, der er angehörte… Einen Moment lang sah Zamorra ihm nach, sah die silbernen Hufe in der Dunkelheit aufblinken, dann hörte er, wie Nicole neben ihm scharf die Luft durch die Zähne zog.
    »Das – ist ja märchenhaft«, sagte sie leise.
    Zamorra lächelte.
    Vor ihnen lag die Pyramide – eine Pyramide aus Licht. Silbern schimmerten die Steine, fast durchsichtig, als gaukle nur der fahle Schleier des Mondes dem Auge eine Vision vor. Aber die Pyramide war da, war real, und auf dem Plateau an ihrer Spitze stand hoch aufgerichtet eine Gestalt im weißen, wehenden Kreuzfahrermantel.
    Alban…
    Alban de Bayard, der sie erwartete, um sie sicher wieder in ihre Zeit und ihre Welt zurückzubegleiten.
    Zamorra nickte Bill zu und griff nach Nicoles Hand. Sie hatten es geschafft. Sie hatten den ›Stern des Morgenlandes‹ seinem Besitzer zurückgebracht, sie hatten den Dämon besiegt, und sie waren Achmans Schergen entkommen. Nebeneinander stiegen sie die Treppe der silbernen Pyramide hinauf, und ihre Augen hingen an dem Plateau, wo Alban de Bayard wartete.
    Nur noch Minuten – dann würden sie dorthin zurückkehren, woher sie gekommen waren.
    ENDE
    [1] Siehe Professor Zamorra Nr. 1 »Das Schloß der Dämonen«
    [2] Siehe Professor Zamorra Nr. 25 »Der Satansdiener«
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