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Das verhaengnisvolle Rendezvous

Das verhaengnisvolle Rendezvous

Titel: Das verhaengnisvolle Rendezvous
Autoren: Nora Roberts
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P ROLOG
    Feuer. Es reinigt. Und es zerstört. Seine Hitze kann Leben retten. Oder vernichteten. Sich die Kraft des Feuers zunutze zu machen war eine der großartigsten Entdeckungen der Menschheit. Doch zugleich ist das Feuer eine Hauptquelle von Ängsten. Rationalen und irrationalen.
    Feuer fasziniert. Mütter müssen ihre Kinder davor warnen, mit dem Feuer zu spielen. Wie aufregend ist doch eine züngelnde Flamme und wie prickelnd und wohltuend die Wärme, die sie ausstrahlt!
    Wer liebt es nicht, in gelöster Atmosphäre am Kaminfeuer zu sitzen, während die heißen Flammen gelb-orangerot emporschlagen und die verglühenden Holzscheite geheimnisvoll knistern? Es ist die Stunde der Romantiker und Träumer.
    Wenn am Lagerfeuer die Funken hoch aufsprühen zum sternenbestickten Nachthimmel, rösten sich Kinder ihre Kartoffeln in der heißen Glut und genießen den wohligen Schauer, der ihnen beim Anhören von Gruselgeschichten den Rücken hinabläuft.
    In den dunklen Ecken der Stadt kauern obdachlose Menschen an Feuern, dicht zusammengedrängt und mit gesenkten Köpfen. Längst zu müde und zu desillusioniert zum Träumen, wärmen sie sich die halb erfrorenen Hände über den Flammen, die sie aus zusammengesammeltem Müll und alten Zeitungen entfacht haben.
    In den großen Städten gibt es viele Brände. Und ebenso viele verschiedene Ursachen dafür.
    Ein unachtsam ausgedrückter Zigarettenstummel, der in einer Matratze langsam vor sich hinschwelt, ein defektes Stromkabel, eine Herdplatte, die jemand vergessen hat abzustellen, eine Kerze, die vor dem Schlafengehen nicht ausgelöscht wurde.
    All dies kann den Verlust von Eigentum nach sich ziehen und Menschenleben kosten. Es kann ein Leben von einem Moment zum anderen von Grund auf verändern. Oft ist Unachtsamkeit im Spiel, und manchmal ist es ein Unfall. Vielleicht auch das Schicksal.
    Doch es gibt noch andere, abwegigere Ursachen.
    Endlich in dem Gebäude, holte er kurz und flach ein paarmal Luft. Es war einfach gewesen, wirklich einfach. Und erregend. Nun hatte er es in der Hand. Er wusste genau, was jetzt zu tun war, und es verursachte ihm den Nervenkitzel, nach dem er ständig so besessen suchte. Er tat es allein. In der Dunkelheit.
    Doch es würde nicht mehr lange dunkel sein. Bei dem Gedanken daran begann er zu kichern, während er die Treppe zum zweiten Stock hinaufstieg. Gleich würde es hell werden. Viel heller, als es das Licht von Lampen je ermöglichen könnte.
    Zwei Kanister dürften ausreichen. Er schraubte den ersten auf und zog eine Benzinspur über den hölzernen Fußboden und die Wände. In den anderen Räumen tat er dasselbe. Dann riss er Akten aus den Regalen, Berge von Papier, alles, was ihm leicht entflammbar erschien, türmte es auf dem Boden auf zu riesigen Haufen, die er mit Benzin tränkte. Flammen waren hungrig, sie wollten ausreichend gefüttert werden. Er kicherte wieder.
    Die Vorfreude auf das, was gleich kommen würde, verursachte ihm ein Kribbeln im Bauch. Seine Fantasie schlug Purzelbäume, wobei seine Erregung wuchs. Doch er war trotz des Aufruhrs in seinem Innern ruhig, und jede seiner Handlungen war wohl überlegt und präzise. Er bewegte sich mit katzenhafter Gewandtheit und war peinlich bemüht, auch das geringste Geräusch zu vermeiden, obgleich er wusste, dass ihm von dem Wachmann keine Gefahr auf Entdeckung drohte. Der hatte erst vor Kurzem seine Runde gemacht und saß nun friedlich über einen Stapel Illustrierten gebeugt in einem anderen Teil des Gebäudes.
    Dieses Feuer würde brennen und brennen und brennen. Immer heller lodernd, würde es der Benzinspur folgen. Die Fensterscheiben würden zerbersten, weil sie dem Druck der Hitze nicht standhalten konnten. Die Farbe an den Wänden würde Blasen werfen, Metall würde schmelzen, Regale umstürzen, alles, alles würde ein Opfer der gierigen Flammen werden.
    Er wünschte sich für einen Moment, er könnte bleiben, hier, mittendrin im Zentrum, wo gleich eine rot glühende Feuerwalze gierig alles verschlingen würde. Er wünschte sich, er könnte bleiben, um mit eigenen Augen die befreiende Gewalt der Flammen erleben zu können.
    Mit einem sehnsüchtigen Seufzer riss er ein Streichholz an und warf es auf den benzindurchtränkten Haufen. Eine grelle Stichflamme fuhr zischend empor. Einen kurzen Blick auf das Feuer gönnte er sich noch, bevor er lautlos verschwand.

1. K APITEL
    Verärgert und erschöpft betrat Natalie ihr Penthouse-Apartment. Das Arbeitsessen mit ihren leitenden
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