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0023 - Bei Vollmond kommt das Monster

0023 - Bei Vollmond kommt das Monster

Titel: 0023 - Bei Vollmond kommt das Monster
Autoren: Holger Friedrichs
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Raum war nicht groß. Zamorra hatte sich nach den Geräuschen, die das Monster ausgestoßen hatte, orientiert und auch getroffen. Sofort drückte er noch einmal ab. Diesmal stieß das Monster einen markerschütternden Schrei aus. Er ging selbst dem Professor durch Mark und Bein.
    Zamorra sprang in das Zimmer. Er bedauerte, keine Lampe bei sich zu haben. Wertvolle Sekunden gingen verloren, als er nach dem Schalter suchte. Endlich erreichten seine Finger den kleinen Plastikhebel und legten ihn nach unten hin um. Licht flammte auf.
    Die Einrichtung des Raumes bestand aus mehreren Metallregalen mit dicken Ordnern und Büchern und einem ausladenden Tisch.
    Wahrscheinlich handelte es sich um die Registratur der Verwaltung.
    Das Monster war verschwunden. An der Stelle, wo es eben noch gestanden hatte, entdeckte Professor Zamorra ein paar Blutstropfen.
    ***
    Das Monster humpelte über den schmalen Flur. Irgendwo stieß es sich den Schädel. Es jaulte auf, aber mehr aus Wut und Verzweiflung. Eben war es mit knapper Not dem Verderben entronnen. Aber noch befand es sich nicht in Sicherheit, denn der Verfolger war ihm auf den Fersen, und die Umgebung war so düster, dass es sich nicht orientieren konnte.
    Keuchend brachte es eine Biegung hinter sich, dann eine Tür, einen stockfinsteren Raum, in dem es mehrmals gegen Möbelstücke taumelte, von denen es nicht wusste, dass es Schreibtische und flache Schränke waren. Das Monster befand sich in einem Büro der Anstaltsverwaltung. Plötzlich stand es an einer Tür, deren Oberteil aus Glas gefertigt war. Es konnte auf den Flur schauen.
    Dottore Sanchini, Dottore Silla, Modena und Nicole Duval verließen soeben das Gebäude. Nicoles Anblick veranlasste das Monster zu einem weinerlichen Laut – als es aber Dottore Silla näher ins Auge fasste, entrang sich seiner grässlichen Kehle ein mörderisches Fauchen.
    Sobald die vier Menschen den Flur verlassen und die Eingangstür hinter sich ins Schloss fallen gelassen hatten, drückte das Monster die Bürotür auf. Es entwickelte eine Gewandtheit, die ihm kein Mensch zugetraut hätte. Auf Zehenspitzen eilte das Monster über den Flur. Hinter der Treppe verbarg sich der Zugang zu einem winzigen Raum. Als es öffnete, nahm es für einen Augenblick Besen, Schrubber, Eimer und Staubsauger wahr, die dort von den Putzfrauen abgestellt worden waren. Das Monster huschte in den Raum. Gerade rechtzeitig, um dem gefürchteten Verfolger mit dem Revolver zu entgehen.
    Professor Zamorra hatte eben den Flur erreicht. Da er draußen den Motor von Sillas Wagen aufbrummen hörte, brach er die Suche im Haus ab und lief ins Freie, um den Männern weitere Anweisungen zu erteilen.
    Das Monster hatte dies den Geräuschen nach mitbekommen.
    Langsam bewegte es sich jetzt nach rückwärts und stieß mit dem Rücken gegen die Wand. Sie gab nach, denn es war eine Tür in sie eingelassen, die den Weg in den Keller versperrte. Plötzlich spürte das Monster keinen Boden mehr unter dem einen Fuß. Es strauchelte, stürzte und kullerte die steinernen Treppenstufen hinunter.
    Die ungewollte Reise endete auf dem Fußboden eines Kellerraumes. Das Monster stand auf und knurrte. Seine Augen rollten. Das Monster schüttelte sich und versuchte, Einzelheiten der Umgebung zu erkennen. Doch es war zu dunkel.
    Unvermittelt breitete sich etwas Helligkeit aus. Das Monster gaffte verblüfft. Dann begriff es, woher das Leuchten rührte. Seine Quelle war ein kleines, zuckendes Flämmchen, das über den Kellerboden tanzte. Was die Ursache war, ließ sich nicht ergründen.
    Die Flamme schlug höher. Unvermittelt näherte sie sich dem Monster und züngelte an seinen Füßen empor.
    Das Monster quiekte, zog die Beine an und warf sich herum, um fortzukriechen. Aber die Flamme war schneller. Blitzartig glitt sie an ihm vorüber, um gleich darauf dicht vor seiner entsetzlichen Fratze zu tanzen.
    Das Monster bewegte die Lippen. Es redete, doch nicht mit seiner eigenen Stimme, sondern mit dem hässlich verzerrten Organ der Geistererscheinung, die Besitz von ihm ergriffen hatte und ihm nun ihre Unzufriedenheit und Wut zu verstehen gab.
    »Verdammter Narr«, knarrte die Stimme, »du hast es schlecht gemacht, du hast dich nicht an meine Anweisungen gehalten. Ich will Silla, hörst du? Du sollst das Mädchen in Ruhe lassen, elender Bastard! Glaube nicht, dass du mir ungestraft entgehst!«
    Die Flamme schlug in die Gesichtswüste des Monsters. Erschrocken keuchte es, duckte sich und versuchte, sich
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