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Rolf Torring 036 - Hoehere Gewalten

Rolf Torring 036 - Hoehere Gewalten

Titel: Rolf Torring 036 - Hoehere Gewalten
Autoren: Hans Warren
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1. Kapitel Eine Panik.

    „Es hilft alles nichts, wir müssen das Dorf verlassen," rief Rolf, „wir müssen versuchen, uns durch die feindlichen Neger durchzuschlagen, sonst kommen wir hier in den Flammen um."
    Mein Freund hatte recht, denn die hohen Dornenhecken, die Pongos Dorf umgaben, brannten schon lichterloh. Und überall flammten neue, gewaltige Brände hoch, wenn wieder eine Hütte Feuer gefangen hatte. Zu der Hitze der Tropensonne kam jetzt noch die Glut des Feuers und drohte uns den Atem zu rauben.
    Unsere Lage war wirklich völlig verzweifelt. Ringsum im Schutz des Waldes hatte der feindliche Stamm die Lichtung, auf welcher Pongos Dorf lag, umzingelt, die meisten der Belagerer waren mit Gewehren ausgerüstet, und außerdem verfügten sie noch über ein leichtes Maschinengewehr, unter dessen Kugelregen sie auch an die Umzäunung hatten gelangen und sie in Brand setzen können.
    Gerade dieses Maschinengewehr brachte mich auf den Gedanken, daß hinter diesem planmäßigen Angriff wohl Europäer steckten, und ich sprach meine Vermutung auch Rolf gegenüber aus.
    Da sagte plötzlich Pongo, der zu uns getreten war und meine Worte gehört hatte:
    „Masser Warren recht haben. Belgier Pongos Leute zu Askaris machen wollen, Pongo nicht erlauben. Schon lange her, aber Haß immer noch groß!"
    Jetzt hatten wir ja allerdings die Erklärung dafür, daß uns belgische Soldaten gefolgt waren, als wir von Portugiesisch-Afrika her das Kongogebiet betraten. Sie befürchteten wohl, daß bei der Rückkehr Pongos seine Leute einen Aufstand gegen die weißen Herren anzetteln könnten.
    Für uns hieß es jetzt wirklich: mitgefangen — mitgehangen. Dabei waren wir nur unserem Pongo aus Südamerika gefolgt, um ihm gegen seinen Vetter, der hinterlistig die Herrschaft des Stammes an sich gerissen hatte, zu helfen.
    Jetzt waren wir nun in dem brennenden Dorf eingeschlossen, und bei einem Fluchtversuch kamen wir sicher in den Kugelregen des Maschinengewehrs. Aber hinaus mußten wir. Plötzlich kam mir der Gedanke, daß es vielleicht am besten sei, wenn wir uns ergeben würden.
    Sicher wußten die feindlichen Neger nicht, daß sich zwei Weiße im belagerten Dorf befanden. Vielleicht würden sie uns und Pongo mit seinen Leuten frei passieren lassen, wenn wir energisch genug auftraten.
    Ich sagte Rolf meinen Plan, doch sofort rief Pongo wieder:
    „Sankuri führt Feinde. Sankuri schlecht gegen fremde Massers, nur gut gegen Belgier. Sankuri Massers töten, wenn sehen."
    Das war ja nun keine schöne Erklärung, und so mußten wir doch in den sauren Apfel beißen und die Flucht versuchen. Plötzlich wandte sich Rolf, der bisher ruhig überlegt hatte, an Pongo und sagte:
    „Pongo, so kommen wir unmöglich hinaus. Wir müssen uns unsichtbar machen. Und das geht jetzt vielleicht, da durch die Feuersglut Wind entstanden ist, der aufs Tor zuweht. Aber wir brauchen dazu ... Herrgott, rufe deine Leute zurück," unterbrach er sich aufgeregt, „sie werden ja abgeschossen."
    Wir hatten uns während unseres Gespräches dem Tor genähert. Und da sahen wir, daß einige Dorfbewohner, die wohl infolge der furchtbaren Gefahr den Kopf verloren, das Tor geöffnet hatten und jetzt auf die Lichtung stürzten.
    Doch sofort peitschten draußen einige Schüsse auf, und die Unvorsichtigen brachen mit gellenden Schreien zusammen. Wir hatten also nur die Wahl, entweder in den Flammen umzukommen oder draußen von den versteckten Schützen abgeschossen zu werden.
    Es war nicht mehr nötig, daß Pongo seine Leute zurückhielt. Durch das Beispiel, das ihnen die Toten da draußen boten, waren die übrigen zurückgeschreckt worden.
    Jetzt standen sie dicht am Tor, Männer und Frauen mit Kindern, zitternd, und starrten ängstlich auf Pongo, von dem allein sie ihre Rettung erwarteten. Immer mehr strömten am Tor zusammen, obgleich eine Menge schon ihren Tod durch Rauch und Feuer gefunden haben mochten.
    „Schnell," rief jetzt Rolf, „wir müssen die nächsten Hütten, die noch nicht brennen, mit Wasser begießen, damit das Holz und Stroh recht naß wird. Wir brauchen unbedingt starken Rauch, der durch den Wind über die Lichtung getrieben wird. In seinem Schutz können wir versuchen, den Wald zu erreichen. Aber schnell, ehe die Hütten Feuer fangen."
    Das war allerdings ein sehr guter Plan, und sofort rief Pongo seinen Leuten einen Befehl zu. Mehrere Männer, die an seiner zuversichtlichen Haltung neuen Mut geschöpft haben mochten, sprangen auch fort und kamen bald
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