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0023 - Bei Vollmond kommt das Monster

0023 - Bei Vollmond kommt das Monster

Titel: 0023 - Bei Vollmond kommt das Monster
Autoren: Holger Friedrichs
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die rechte Faust. Das Amulett lag in seiner Handfläche. Die ganze Zeit über hatte er es dort aufbewahrt, sonst hätten seine Schläge gegen den Schädel des Ungeheuers niemals eine solche Wirkung gehabt.
    ***
    Das Monster hatte eine heimtückische Miene aufgesetzt. Unvermittelt begann es zu kichern. Zamorra schwieg und betrachtete es aufmerksam. Er stellte fest, dass es die gleiche Größe und Beschaffenheit wie das Ungeheuer von Monte Ciano besaß. Nur die Kleidung fiel anders aus. Doch es gab noch einen wesentlichen, wenn auch nicht offenkundigen Unterschied: Dieses Wesen besaß ein ausgeprägtes Mienenspiel, während der verwandelte Mauro stets den gleichen, stumpfen Ausdruck getragen hatte. Zamorra führte das auf die Tatsache zurück, dass der eine über ein zerstörtes Hirn, Silla jedoch über einen gesunden Geist verfügt hatte.
    »Es ist aus«, wiederholte der Professor. »Ich rate dir, dich zu ergeben, Rosa Terinca!«
    »Geh weg!«
    »Das werde ich nicht tun!«
    »Verdammter Dreckskerl!«, fauchte der Geist der Alten aus dem Maul des Monsters. »Ich hatte dich tot gewähnt; aber du bist deinem Schicksal entkommen. Jetzt musst du mit mir kämpfen, wenn du mich haben willst.«
    Zamorra blieb gelassen. Ruhe war eine der Grundvoraussetzungen im Kampf gegen die Mächte der Finsternis. Wie gut er die Handlungsweise des Monsters im Voraus berechnet hatte, stellte sich innerhalb der nächsten Sekunden heraus. Wieder versuchte es, den Trick anzubringen, der es schon einmal vor dem silbernen Amulett gerettet hatte.
    Plötzlich sprang es auf.
    Noch in der gleichen Bewegung öffnete es die Hand und schleuderte Zamorra einige Erdklumpen entgegen, die es schon vorher aufgenommen hatte.
    Zamorra duckte sich. Er hob die Hand. Die Erdklumpen klatschten dagegen. Bevor das Monster sich von der Hütte entfernen konnte, um entweder in den Wald zu rasen oder sich die ängstlichen Ratsmitglieder vorzunehmen, war Zamorra neben ihm.
    Geschickt sprang er in den Nacken des Monsters und presste ihm das Amulett gegen die Stirn. Wieder war es die Macht des Talismans, die das Monster zu Boden warf. Zamorra beherrschte Karate und Judo, konnte boxen – gegenüber dem Monster konnte er damit jedoch nichts ausrichten.
    Das Monster fiel, wollte Zamorra abwerfen. Als das nicht klappte, versuchte es, ihn unter sich zu begraben.
    Zamorra brachte sich gedankenschnell in eine andere Position.
    Schließlich kniete er auf der Brust des Monsters. Und wieder drückte er ihm das Amulett auf die faulige Haut über der Stirn. »Es ist so weit, Rosa Terinca«, sagte er, »diesmal kannst du nicht vor mir fortlaufen!«
    Die tiefe, kehlige Stimme bewies ihm, dass er sich nicht getäuscht hatte. Der Geist der Alten hatte es nicht geschafft, sich in Sicherheit zu bringen, zu überraschend war der Angriff diesmal gekommen.
    Das Monster öffnete sein Maul. Zamorra sah den Geifer und überwand seinen Ekel.
    Zamorra sprach die erste Beschwörungsformel. Er bemühte sich, die Worte richtig zu formen, ihnen die richtige Betonung zu geben.
    »Lass mich in Ruhe!«, rumorte die schreckliche Grabesstimme im Leib des Monsters. »Gib mich frei, dann will ich dich reichlich belohnen. Alles Gold und Silber dieser Welt beschaffe ich dir. Wenn du willst, gewähre ich dir fünf Wünsche, mit denen du dir alles nehmen kannst, was es an Herrlichkeit auf dieser Welt gibt: Geld, Macht, Frauen und Liebe…«
    »Du hast die Redlichkeit vergessen«, erklärte Zamorra, »die kann man ebenso wenig herbeizaubern wie die Liebe. Deine Versprechungen sind trügerisch.«
    »Geld – mit Geld kann man sich alles kaufen.«
    »Schweig jetzt. Ich gehe auf deine Scheinheiligkeit nicht ein!«
    Sofort begann das Gespenst wieder, ihn in der übelsten Weise zu beschimpfen. Aber der Professor nahm die Beschwörungsformeln wieder auf, und unter dem Einfluss seiner Sätze und der Macht des Amuletts verstummte die Stimme.
    Zamorra spürte, dass der entscheidende Moment nicht mehr weit war. Er hob seine Stimme. Schweiß stand auf seiner Stirn und auf seinen Wangen; er fühlte, wie er in Bächen über den Hals in den Hemdkragen lief.
    »Herrgott, vernichte diese verderbliche Kraft!«, stieß er aus.
    »Schenke mir das Vermögen, das Böse in seine Schranken zurückzuweisen und aus unserem Dasein zu verbannen!«
    Das Monster gurgelte und wand sich, aber es nützte ihm nichts mehr. Plötzlich glättete sich seine Gesichtshaut etwas. Die Falten schienen weniger tief, die Eiterbeulen weniger groß zu
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