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0023 - Bei Vollmond kommt das Monster

0023 - Bei Vollmond kommt das Monster

Titel: 0023 - Bei Vollmond kommt das Monster
Autoren: Holger Friedrichs
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gesetzte Aufgabe besteht darin, die Mächte der Finsternis zu bekämpfen und zu vernichten. Wo immer ich Verbündete finde, arbeite ich nach Möglichkeit mit Ihnen zusammen; wo nicht, stehe ich allein meinen Mann.«
    »Das hört sich fast an wie der Aufhänger zu einem modernen Märchen«, bemerkte Silla spöttisch. »Also wirklich, Zamorra, ich bewundere Ihre Fantasie und blumige Ausdrucksweise…«
    Zamorra unterbrach ihn plötzlich: »Aldo, du solltest wirklich deine Telefonanlage vervollständigen lassen.« Er blickte angestrengt aus dem Fenster. »Der arme Modena kommt schon wieder herübergelaufen.«
    »Das anstaltsinterne Fernsprechnetz ist zur Zeit unterbrochen, weil es renoviert wird«, entgegnete Sanchini etwas steif. Er klopfte dabei mit der flachen Hand auf den Apparat, der auf seinem Schreibtisch stand. »Was will der Mann schon wieder?«
    »Ich weiß es nicht. Er scheint ziemlich aufgeregt zu sein.« Zamorra schritt zur Tür, riss sie auf und eilte auf den Flur hinaus. »Ich habe eine schreckliche Ahnung, aber Leute wie ihr müsst erst vor vollendete Tatsachen gestellt werden, bis sie begreifen.«
    Er wollte hinunterlaufen. Aber Gino Modena hatte die nicht verriegelte Eingangstür bereits selbst aufgestoßen, stand nun plötzlich unten im Flur und winkte ihm zu. Sein Kopf war hochrot.
    Zamorra hörte den gellenden Schrei und blieb stehen. Auf den Schrei folgte sofort ein grässlicher kehliger Laut, der einem sensiblen Menschen eine Gänsehaut über den Rücken treiben konnte.
    »Das Monster!«, rief Modena. »Um Himmels willen, das ist das Monster!«
    Zamorra hatte sich bereits in Bewegung gesetzt. Er rannte über den Flur im Obergeschoss. Im Laufen zog er die kurzläufige Smith
    & Wesson, die er seit den fürchterlichen Ereignissen auf Château Montagne stets in dem Schulterholster trug.
    Die Schreie kamen aus dem Zimmer, in dem Nicole Duval wohnte, daran hatte Zamorra keinen Zweifel. Außerdem hatte er Nicole an der Art zu rufen erkannt. Im raschen Entschluss warf er sich gegen die Tür, stieß die Klinke hinunter und stürzte förmlich in den Raum.
    Der Anblick war grauenvoll. Das Monster, geifernd vor Wut und Aufregung, hatte Nicole gepackt. Zamorras Sekretärin versuchte, sich zu befreien. Sie schlug mit den Fäusten nach der schauderhaften Fratze des Monsters; aber das nützte ihr nichts.
    Es röhrte beängstigend, klemmte sie mit einem schraubstockartigen Griff an sich und hinkte auf das offene Fenster zu. Offenbar wollte es Nicole entführen, nicht umbringen. Der Anblick des berückend hübschen Mädchens hatte in seinem armseligen Hirn eine Reaktion ausgelöst, die nur von ihm allein ausgehen konnte, nicht von der unheimlichen Macht, die in ihm wohnte, aber das sollte dem Professor erst später bewusst werden.
    Im Augenblick hatte Zamorra für derartige Überlegungen keine Zeit, sondern nur für die Bemühung, den Abscheu vor dem Unhold zu überwinden, auf ihn anzulegen und den Schuss so gut anzubringen, dass Nicole nicht in Mitleidenschaft gezogen wurde.
    »Professor!«, schrie Nicole verzweifelt.
    Zamorra feuerte. Das Projektil fegte aus dem Lauf der Waffe und blieb in der Schulter des Monsters stecken.
    Das Monster schüttelte unwillig sein Haupt. Die schlohweißen Haare flogen. Es stieß hohe, quiekende Laute aus, weil ihm die Kugel weh tat. Nicole nutzte ihre Chance und riss sich von dem Scheusal los. Schluchzend warf sie sich auf das Bett, rutschte darüber hinweg und lief auf Zamorra zu.
    Inzwischen waren die anderen drei Männer hinter Zamorra in dem Zimmer erschienen: Dottore Aldo Sanchini, dessen Kollege Angelo Silla und der Pfleger Gino Modena.
    »Das darf es nicht geben, das… das ist eine Halluzination«, stammelte Silla. »Aldo, sag mir, dass es nicht wahr ist.«
    »Sei still«, gab Sanchini nur zurück. Er war wachsbleich im Gesicht.
    »Es kam aus dem Zimmer, in dem wir Mauro ans Bett gefesselt hatten«, versetzte Modena mit überkippender Stimme. »Die Lederriemen sind kaputt, und von Mauro gibt es keine Spur. Stattdessen dieses… dieses Vieh dort.«
    »Was wollen Sie damit sagen, Modena?«, stieß Silla aus.
    »Dass Mauro sich in ein Monster verwandelt hat, nichts anderes«, erwiderte der Pfleger aufgebracht. »Beweisen Sie mir doch das Gegenteil!«
    Keiner der Männer machte Anstalten, sich dem Monster zu nähern. Nur Zamorra drängte Nicole Duval etwas zurück, drehte sich wieder um und machte einige Schritte auf die Grauen erregende Gestalt zu.
    Das Monster winselte. Es
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